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Neue Bühne ist das Internet

Festival Neue Wände: Jetzt kommt Plan B - Leistungsschau studentischer Kultur als Live-Stream


Münster - (SMS) - Ausgerechnet im Jubiläumsjahr hat Corona das öffentliche Leben lahmgelegt - und Plan B erforderlich gemacht. Eigentlich sollte vom 22. bis zum 24. Mai 2020 - zehn Jahre nach der Premiere - im Theater Münster die vierte Ausgabe des Festivals Neue Wände stattfinden. Doch die Pandemie hat ihre eigenen Gesetze: Das Theater ist geschlossen, und das Kontaktverbot macht jede Probenarbeit zunichte. Jetzt  ist der virtuelle Raum die neue Plattform: Am Sonntag, 24. Mai, um 18 Uhr startet der Live-Stream.

"Irgendwann war klar, dass unsere Festival-Vorbereitungen mit immerhin rund 700 Studierenden im Nichts enden würden", beschreibt Festivalleiterin Cornelia Kupferschmid die Lage. Doch da Improvisieren ohnehin ein Markenzeichen studentischer Kultur ist, wurde ein weiteres Mal improvisiert. "Also haben wir nach Alternativen gesucht und Plan B entworfen." Die Maxime: Die neue Bühne ist das Internet.

"Wenn das Festival Neue Wände nicht im Theater stattfinden kann, dann bieten wir den Kulturschaffenden auf www.neue-waende.de eine Auftrittsmöglichkeit", erklärt der Festivalinitiator Klaus Baumeister, Vorsitzender des Fördervereines Hochschulkultur in Münster. Natürlich sei die direkte Begegnung mit dem Publikum, wie sie im Theater gegeben sei, durch Nichts zu ersetzen. "Aber wer, wenn nicht die studentische Kultur-Szene, bringt bessere Voraussetzungen mit, um mit einer Krise kreativ umzugehen?" Als wichtige Antreiber für den Plan B entpuppten sich dabei die beiden studentischen Hilfskräfte Caroline von Lengerke und Moritz Piepel.

Plan B sieht vor, dass die Neuen Wände vom 22. bis zum 24. Mai in den Räumen des Amelsbürener Unternehmens Multi-Media-Eventtechnik zu Gast sind. Unter Wahrung aller Vorgaben zu Hygiene und Abstand werden dort von Freitagmorgen bis Sonntagmittag nonstop Live-Acts aufgezeichnet und anschließend zu einer digitalen großen Leistungsschau studentischer Kultur verbunden, die dann als Live-Stream "auf Sendung" geht. Moderator ist der Kabarettist Thomas Philipzen, der bei den Neuen Wänden kein Unbekannter ist. Bereits zwei Mal moderierte er die große Abschlussshow unter dem Titel Tapetenwechsel.

"Woran wir jetzt arbeiten, ist quasi ein virtueller Tapetenwechsel, der die Spannweite studentischer Kultur dokumentiert", freuen sich die beiden Festivalleiter Walter Lindenbaum und Ortwin Lämke, die beide seit 2010 Verantwortung für das Festival tragen. Freilich könnten längst nicht alle der für das Theater konzipierten Programmpunkte adäquat im Internet umgesetzt werden, bedauern sie.  

Um 18 Uhr startet das Programm online nun mit dem „Weitblick Science Slam“, um 19 Uhr schließt sich der „Tapetenwechsel“ an. Die Wartezeit bis zum Festivalwochenende kann man sich auf www.neue-waende.de unter anderem mit einer üppigen Bildergalerie mit über 600 Bildern des Fotografen Ralf Emmerich vertreiben, der die Festivals 2010, 2013 und 2017 dokumentierte. Pünktlich zum Festivalwochenende werden auch die drei Festivalfilme ins Internet gestellt. Trotz oder gerade wegen der Pandemie ist ein Neue-Wände-Jubiläumsplakat in Arbeit, das die Namen (vermutlich) aller bisherigen Aktiven beim Festival enthält. Es sind 2157. 

Ins Leben gerufen wurde das Festival 2010 mit dem Ziel, die in Münster vielfach sehr zerstreut und kleinteilig anzutreffende Hochschulkultur einem großen Publikum zugänglich zu machen. Veranstalter sind der Förderverein Hochschulkultur sowie das Kulturamt der Stadt Münster. Kulturamtsleiterin Frauke Schnell betrachtet Plan B als Glück im Unglück: "Experimente liegen im Wesen der Kultur - diese große Kraft beweist sich gerade auch in Krisenzeiten. Mit Neue Wände wird diesmal nicht das Theater, sondern der virtuelle Raum gerockt.“

Info: Livestream am Sonntag, 24. Mai, ab 18 Uhr unter www.neue-waende.de sowie bei Facebook unter https://www.facebook.com/neuewaende

Foto: Das Internet ist die Bühne für Neue Wände: Am Sonntag (24. Mai) startet um 18 Uhr der Live-Stream für eine große digitale Leistungsschau studentischer Kultur.  Foto: WWU - Peter Leßmann.