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armer Stadtteil, schlechte Noten

Bildungschancen dürfen nicht schon im Kindesalter verspielt werden

Münster (SMS) Wie kann für Kinder aus Familien in schwierigen Lebensverhältnissen der Start in die Bildungslaufbahn gelingen - einschließlich der Kinder aus den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen der Roma und der Sinti? Was ist zu tun, damit sie zum Beispiel regelmäßig die Kita besuchen und die Chance auf Bildung nicht schon im Kindesalter verspielt wird? Damit setzten sich im Begegnungszentrum Meerwiese 70 Fachkräfte aus der Sozial-, Bildungs- und Erziehungsarbeit auseinander.

Dr. Sebastian Kurtenbach (FH Münster) und Dr. Markus End (Gesellschaft für Antiziganismusforschung, TU Berlin) lösten mit einführenden Vorträgen eine lebhafte Diskussion aus. Bildungschancen hängen nicht allein vom Einkommen der Eltern ab, sondern ebenso vom Lebensumfeld im Wohnquartier, so Kurtenbach in seinem Vortrag "Armer Stadtteil, schlechte Noten?". Je länger Menschen in einem ausgegrenzten, "marginalisierten" Wohngebiet lebten, umso eher fänden sie sich damit ab und arrangierten sich damit, dass etwa auch Bildung nicht ihre Sache sei. Deshalb, so der Titel der Veranstaltung, braucht es für gute Startchancen "den ganzen Stadtteil".


Auch Angehörige der Bevölkerungsgruppen der Roma und der Sinti leben nicht selten unter prekären Verhältnissen in marginalisierten Wohngebieten. Wie kann die Sozialarbeit diese unterstützen, damit ihre Kinder Bildungschancen wahrnehmen? Markus End vertrat dazu eine dezidierte Position: Es gibt keine speziellen Probleme der Sinti- oder der Roma-Bevölkerungsgruppe. Wer davon spreche, "ethnisiere" deren soziale Problemlage und bestätige alte Vorurteile.


Sozialarbeit solle sich nicht mit eigenen Programmen an Sinti oder an Roma wenden und sie damit erneut ausgrenzen. Fachkräfte sollten vielmehr ihre eigenen Annahmen hinterfragen und die Lebenswirklichkeit im Wohnquartier berücksichtigen. Angebote sollten für alle offen sein, die Unterstützung dem Bedarf angepasst - je mehr Schwierigkeiten, desto mehr Unterstützung.


Die Veranstaltung wurde vom städtischen Kommunalen Integrationszentrum in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe durchgeführt und vom Projekt "Einwanderung gestalten NRW" mitfinanziert. Als Partner beteiligten sich städtische Ämter, Träger, Bildungseinrichtungen und der Stadtteilarbeitskreis Coerde. Die Diskussion wird am 18. März 2020 fortgesetzt. Dann lautet die Leitfrage: "Wieviel Bildung braucht das Leben?"

Fotos: Stadt Münster