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Reise in die Vergangenheit

Beim Tag des offenen Denkmals in der Speicherstadt bekamen die Besucher viel zu sehen.

-wolf- Münster-Coerde. Es ist gar nicht so einfach, die Mauer zu treffen: Dabei ist das Ziel, das in der Speicherstadt Coerde aufgebaut war, sicher nicht zu übersehen. Aber das Anvisieren mit einer Blide, einem mittelalterlichen Belagerungswerkzeug, das Steine schleudert, ist kompliziert. Das erklärte auch Andreas Begemann, der das martialische Relikt alter Zeiten anlässlich des Tags des offenen Denkmals in der Speicherstadt aufgebaut hat. „Die damaligen Soldaten mussten sich wirklich einschießen – und das hat oft länger gedauert.“

Doch die Zuschauer, die sich in der Speicherstadt auf den Weg in die Vergangenheit gemacht haben, konnten noch viel mehr entdecken. Schon in Innenhof luden Pfeil- und-Bogen Schießen ebenso zur Teilnahme ein wie eine Station mit Spinnrad oder steinzeitliche Werkzeuge.


„Wir wollen den Besuchern zeigen, was unsere Aufgaben sind“, verrieten Jens Schubert und Nils Wolpert von der Öffentlichkeitsarbeit des Landwirtschaftsverbandes Westfalen Lippe. Denn die LWL hatte unter anderem die Türen des Fundarchives geöffnet. „Wir lagern in langen Regalen die Fundstücke aus verschiedenen Epochen“, hieß es bei einer Führung von Wolpert.

Davon konnten sich die zahlreichen Besucher auch gleich überzeugen – und die Zahlen waren deutlich. „Wir haben 180 000 Schachteln einlagert mit Fundstücken. Wenn man alle Regalböden aneinander legen würde, käme eine Strecke von 8.000 Metern heraus.“


Dann durften die Zuschauer einen Blick in die so genannten „Hutschachteln“, wie die Kartons genannt werden, werfen. „Oft sind es nur Scherben, manchmal auch wieder zusammengesetzte Fundstücke wie Graburnen. „Das machen wir aber sehr selten und meist nur, wenn wir die Exponate an Museen ausleihen“, so Wolpert. Auch Schwerter oder Faustkeile durften bestaunt werden.


Den Gästen gefielen die sonst nicht erlaubten Einblicke hinter die Kulissen. Denn auch die Restaurierungswerkstatt oder die Bücherei waren geöffnet. „Dieses Jahr sind zumindest gefühlt wesentlich mehr Gäste bei uns als im Vorjahr“,verriet Schubert.


In der Zwischenzeit machte Begemann etwas Pause, denn eine Blide immer wieder zu spannen ist Schwerstarbeit. „Normalerweise ist ein solche Werkzeug rund fünf Mal so groß, dann ist es aber nicht mehr transportierbar.“ Dafür konnte die Besucher gleich einmal live erleben, wie ein Seil hergestellt wird: Fleißig durften die Kinder eine Kurbel drehen, um ein Tau aus mehreren Strängen herzustellen. „Es ist wirklich etwas ganz besonderes, normalerweise kennt man Siele nur aus dem Baumarkt als Meterware“, so einer der Väter. Wie viel Arbeit in so etwas stecke, das erfahre man normalerweise nicht. „Nur beim Tag des offenen Denkmals.“