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Klimt-Gemälde für 30 Millionen Euro versteigert

Neuer Besitzer des Meisterwerkes ist die in Hongkong ansässige Galerie HomeArt.

Ein jahrzehntelang verschollenes Gemälde des berühmten Jugendstil-Künstlers Gustav Klimt hat bei einer Auktion in Wien 30 Millionen Euro Erlös erbracht. Trotz Zweifeln an der Herkunft des Bildes erzielte "Bildnis Fräulein Lieser" damit am Mittwoch einen Rekordpreis für eine Versteigerung in Österreich.

"Bildnis Fräulein Lieser" wurde von der Familie eines jüdischen Industriellen in Auftrag gegeben, Klimt malte es 1917 kurz vor seinem Tod. Zuletzt öffentlich gezeigt wurde das Bildnis einer dunkelhaarigen jungen Frau mit reich verziertem Umhang vermutlich 1925 bei einer Kunstausstellung in Wien. Danach blieb das Werk fast ein Jahrhundert lang verschwunden. Das bisher teuerste jemals in Österreich versteigerte Gemälde war 2010 auf sieben Millionen Euro gekommen.

Werke von Gustav Klimt kommen nur sehr selten auf den freien Markt. Im Juni vergangenen Jahres wurde Klimts "Dame mit Fächer" in London für den Rekordpreis von 74 Millionen Pfund (86 Millionen Euro) versteigert.

Zu "Bildnis Fräulein Lieser" sagte die für das Auktionshaus tätige Expertin Claudia Mörth-Gasse im Vorfeld der Versteigerung: "Niemand hätte erwartet, dass ein Gemälde von dieser Bedeutung, das für 100 Jahre verschollen war, wieder auftaucht." Der Chef des Auktionshauses, Ernst Ploil, sprach gar von einem "Jahrhundertereignis". 

Vor der Auktion wurde "Bildnis Fräulein Lieser" in den vergangenen Wochen in Wien, der Schweiz, Deutschland, Großbritannien und Hongkong ausgestellt. Ungeklärt ist, welches Fräulein Lieser das Bild zeigt - bekannt ist nur, dass das Modell neun Mal für das Porträt in Klimts Atelier kam. 

Möglich ist, dass es sich bei der Porträtierten um eine der beiden Töchter - Helene oder Annie - der Kunst-Mäzenin Henriette Lieser, genannt Lilly, handelt. In einem Klimt-Werkeverzeichnis aus den 60er Jahren heißt es dagegen, das Bild zeige Liesers Nichte Margarethe.

Lilly Lieser blieb trotz der Machtübernahme durch die Nazis in Wien, wurde 1942 deportiert und starb 1943 im Konzentrationslager Auschwitz. Laut Recherchen der Zeitung "Der Standard" vertraute sie das Klimt-Gemälde vor ihrer Deportation offenbar einem Bediensteten an. Später tauchte das Bild im Besitz eines Nazi-Kunsthändlers auf, der es seiner Tochter vermachte. Nach deren Tod ging es in den Besitz entfernter Verwandter über. 

Laut dem Auktionshaus im Kinsky gibt es keine Hinweise darauf, dass das Bild gestohlen oder unrechtmäßig beschlagnahmt worden sei. Die Rückseite des Gemäldes ist demnach "vollständig unberührt", keinerlei Stempel oder Aufkleber deuteten auf eine Beschlagnahme oder eine Ausfuhr außerhalb Österreichs hin.

Dem Auktionshaus zufolge wurde es von den aktuellen Besitzern vor zwei Jahren kontaktiert. Im Kinsky setzte sich daraufhin mit den Nachfahren der Industriellen-Familie Lieser in Verbindung, von denen ein Großteil in den USA lebt. Keiner der Nachfahren erhob Anspruch auf das Gemälde, so dass es nun versteigert wurde.

Das Auktionshaus im Kinsky hatte den Wert des Gemäldes vor der Auktion auf 30 bis 50 Millionen Euro geschätzt, davon wurde nun gerade so der unterste Wert erzielt. Die "vielen kritischen Berichte" der vergangenen Wochen hätten potenzielle Käufer verunsichert, sagte Ploil. Er sei "enttäuscht". 

jes/ma


© Agence France-Presse