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Anlasslose Polizeistreifen führen nicht zu höherem Sicherheitsgefühl - im Gegenteil - Was bietet Sicherheit?

In Kassel wurde ein interessantes Experiment zur Wirkung von anlasslosen Polizeipatrouillen auf das Sicherheitsempfinden der Bürger durchgeführt.

Polizei  |   OZD-Wissen

Das Projekt, eine Kooperation der Justus-Liebig-Universität Gießen ѡ  , des Polizeipräsidiums Nordhessen und der Stadt Kassel, lief über ein Jahr und zielte darauf ab, herauszufinden, ob erhöhte Polizeipräsenz ohne spezifischen Anlass die Sicherheit in der Stadt verbessern kann.

Das Experiment unterteilte das Stadtgebiet in Rasterzellen, von denen 20 zufällig für erhöhte Polizeipräsenz und 20 weitere als Kontrollgruppe ausgewählt wurden. Die Polizisten waren in den ausgewählten Zellen drei Mal pro Woche für jeweils etwa 15 Minuten zu Fuß unterwegs, während ihr Streifenwagen parkte.

Überraschenderweise zeigten die Ergebnisse, dass die wahrgenommene Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl der Menschen nicht erhöhte, sondern teilweise sogar negativ beeinflusste. Tim Pfeiffer von der Universität Gießen bemerkte, dass die häufige Sichtbarkeit der Polizei paradoxerweise Angstgefühle verstärken könnte, da die Bürger denken könnten, dass dort, wo Polizei ist, auch häufiger kriminelle Aktivitäten stattfinden.

Trotz der Erwartung, dass sichtbare Polizeiaktivitäten das Sicherheitsgefühl stärken, reflektiert dieses Ergebnis die komplexen psychologischen Reaktionen der Menschen auf die Präsenz von Ordnungskräften. Während nächtliche Streifenfahrten der Stadtpolizei positiv aufgenommen werden, scheint die Reaktion auf Fußpatrouillen während des Tages differenzierter zu sein.

Dieses Ergebnis unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung und Planung von Polizeimaßnahmen, um die öffentliche Sicherheit effektiv zu fördern und gleichzeitig das Vertrauen und Wohlbefinden der Bevölkerung zu stärken. Ein ausführlicher Forschungsbericht ist geplant, der weitere Einblicke in diese dynamischen Wechselwirkungen bieten wird.

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OZD-WissenWas lässt ein Sicherheitsgefühl für Bürger im öffentlichen Raum entstehen?

Das Sicherheitsgefühl von Bürgern im öffentlichen Raum wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die sowohl physischer als auch sozialer Natur sein können. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte, die dazu beitragen können, dass sich Menschen in öffentlichen Bereichen sicherer fühlen:

Ausreichende Beleuchtung: Gut beleuchtete Straßen, Parks und andere öffentliche Orte können das Gefühl von Sicherheit erhöhen, indem sie die Sichtbarkeit verbessern und potenzielle Verstecke für kriminelle Aktivitäten minimieren.

Sichtbare Polizeipräsenz: Obwohl, wie oben diskutiert, eine zu häufige oder scheinbar grundlose Polizeipräsenz kontraproduktiv wirken kann, trägt eine angemessene und gut kommunizierte Polizeipräsenz dazu bei, das Gesetz durchzusetzen und präventiv zu wirken.

Sauberkeit und Instandhaltung: Gepflegte und saubere Umgebungen signalisieren eine aktive Verwaltung und Pflege, was wiederum das Vertrauen in die Sicherheit des Raumes stärkt.

Soziale Interaktion und Gemeinschaftsgefühl: Ein lebendiges Gemeinschaftsleben und eine hohe soziale Kohäsion können dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Orte, an denen Menschen interagieren und sich gegenseitig erkennen, fördern ein Gefühl der Zugehörigkeit und der gegenseitigen Überwachung.

Gute Planung und Design: Urbanes Design, das Sichtlinien, offene Räume und leichte Zugänglichkeit betont, kann dazu beitragen, das Risiko von Verbrechen zu reduzieren und gleichzeitig das Sicherheitsgefühl zu verbessern.

Überwachungskameras: Die Installation von Überwachungskameras kann ein doppeltes Gefühl der Sicherheit und Überwachung schaffen, allerdings muss auch hier auf eine ausgewogene Herangehensweise geachtet werden, um das Privatsphäre-Bedürfnis der Bürger zu respektieren.

Notruf- und Hilfeleitsysteme: Leicht zugängliche Notrufsäulen oder Hilfeleitsysteme erhöhen das Sicherheitsgefühl, indem sie schnelle Reaktionsmöglichkeiten im Notfall bieten.

Community Policing: Polizeistrategien, die auf enger Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft basieren, fördern Vertrauen und Sicherheit. Dabei arbeiten Polizeibeamte direkt mit Bürgern zusammen, um Probleme zu identifizieren und zu lösen.

Diese Maßnahmen zeigen, dass das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum durch eine Kombination aus praktischen, sozialen und kommunikativen Strategien gefördert werden kann. Effektive Kommunikation zwischen Stadtverwaltung, Polizei und Bürgern spielt dabei eine entscheidende Rolle, um ein sicheres und positives Umfeld zu schaffen.



Was schreckt potentielle Täter im öffentlichen Raum ab?

Um potenzielle Täter im öffentlichen Raum abzuschrecken, können verschiedene Strategien und Maßnahmen angewandt werden, die sowohl auf die physische Umgebung als auch auf soziale und rechtliche Aspekte abzielen. Hier sind einige wirksame Methoden:


Insbesonder klare Gesetze und konsequente Strafverfolgung

Klare gesetzliche Regelungen und deren konsequente Durchsetzung sind entscheidend, um potenzielle Täter abzuschrecken. Das Wissen um die rechtlichen Folgen einer Straftat kann eine abschreckende Wirkung haben.


Erhöhte Sichtbarkeit und Beleuchtung

Gut beleuchtete Straßen, Parks und Plätze lassen wenig Raum für unentdeckte kriminelle Aktivitäten und können abschreckend wirken. Eine gute Beleuchtung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Täter gesehen und erkannt werden.


Überwachung durch Kameras

Die Installation von Überwachungskameras kann potenzielle Täter abschrecken, da das Risiko besteht, aufgezeichnet und später identifiziert zu werden.


Sichtbare Polizeipräsenz

Regelmäßige und sichtbare Polizeipatrouillen können abschreckend wirken, besonders in Gebieten mit hoher Kriminalitätsrate. Die Präsenz der Polizei signalisiert, dass das Gebiet überwacht wird und schnell auf Vorfälle reagiert werden kann.


Umweltgestaltung (CPTED - Crime Prevention Through Environmental Design):

Dieser Ansatz umfasst die Gestaltung und Modifizierung der physischen Umgebung, um kriminelles Verhalten zu verhindern. Dazu gehört das Entfernen von Verstecken, die Reduzierung von Isolationspunkten und die Erleichterung der natürlichen Überwachung durch die Gemeinschaft.

CPTED umfasst mehrere Kernstrategien:

a Natürliche Überwachung (Natural Surveillance): Die Umgebung soll so gestaltet werden, dass sie natürliche Überwachung durch die Bewohner ermöglicht. Dies kann durch strategische Platzierung von Fenstern, Beleuchtung und offenen Räumen erreicht werden, die es den Menschen erlauben, natürlicherweise auf ihre Umgebung zu achten und potenzielle Bedrohungen zu erkennen.

b Natürlicher Zugangskontrolle (Natural Access Control): Dies beinhaltet die Gestaltung von Wegen, Eingängen und Ausgängen auf eine Weise, die den Zugang zu einem Gebäude oder einer Anlage steuert und auf natürliche Weise den Fluss der Menschen in und aus bestimmten Bereichen lenkt. Beispielsweise können Hecken, Zäune oder Pflastersteine verwendet werden, um natürliche Barrieren zu schaffen, die den Zugang einschränken und die direkten Wege für Eindringlinge reduzieren.

c Territoriale Verstärkung (Territorial Reinforcement): Durch die Verwendung von Landschaftsgestaltung, Zäunen und Beleuchtung wird ein Sinn für Eigentum und Verantwortung geschaffen. Dies kann dazu beitragen, dass Menschen sich mehr für den Schutz und die Instandhaltung ihres Raums verantwortlich fühlen und daher weniger geneigt sind, diesen Raum zu beschädigen oder zuzulassen, dass er beschädigt wird.

d Wartung und Image (Maintenance and Image): Ein gut gepflegter Bereich suggeriert eine hohe Kontrolle und Pflege und signalisiert potenziellen Straftätern, dass das Gebiet überwacht wird und unerwünschte Aktivitäten wahrscheinlich bemerkt und gemeldet werden. Vernachlässigung kann hingegen den Eindruck erwecken, dass Kriminalität toleriert wird.


Gemeinschaftsbeteiligung

Die Einbindung der Gemeinschaft in die Überwachung ihrer Umgebung kann sehr effektiv sein. Programme wie Nachbarschaftswachen oder die Zusammenarbeit mit lokalen Geschäften und Einrichtungen zur gemeinsamen Überwachung und Meldung verdächtiger Aktivitäten stärken das gemeinsame Sicherheitsgefühl und erhöhen die Abschreckung.


Schnelle Reaktion auf Verbrechen

Eine schnelle und effektive Reaktion der Polizei und anderer Sicherheitsdienste auf berichtete Vorfälle kann abschreckend wirken, indem sie zeigt, dass Verbrechen ernst genommen und Täter verfolgt werden.


Informationskampagnen und Bildung

Aufklärung über die Risiken und Konsequenzen kriminellen Verhaltens kann ebenfalls abschreckend wirken, insbesondere bei jüngeren Menschen.

Diese Maßnahmen und Strategien kombinieren physische, soziale und rechtliche Elemente, um eine sichere und einladende öffentliche Umgebung zu schaffen, die potenzielle Täter wirksam abschreckt.


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