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Wirtschaftliche Lage verschärft sich

Die Lage in der regionalen Wirtschaft verschärft sich. Mittlerweile rechnen 60 Prozent der Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region mit Umsatzrückgängen von mehr als zehn Prozent für dieses Jahr. 23 Prozent bewerten die Entwicklung als existenzbedrohend.



Jaeckel: „Einstieg in den Ausstieg scheint möglich“

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. - Die Lage in der regionalen Wirtschaft verschärft sich. Mittlerweile rechnen 60 Prozent der Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region mit Umsatzrückgängen von mehr als zehn Prozent für dieses Jahr. 23 Prozent bewerten die Entwicklung als existenzbedrohend. Das sind zentrale Ergebnisse einer Blitzumfrage der IHK Nord Westfalen vom 14. bis 16. April.

„21 Prozent der Betriebe gehen sogar von einem Umsatzrückgang zwischen 25 und 50 Prozent aus. Für acht Prozent ist nicht einmal die Hälfte des vorherigen Jahresumsatzes zu erreichen“, verdeutlicht Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord-Westfalen den Ernst der Lage. „Das Reisegewerbe und die Gastronomie sind bekanntermaßen besonders betroffen. Für diese Branchen sind die Sorgen durch die aktuellen Lockerungen nicht kleiner geworden.“

Drei Viertel der Unternehmen könnten ihren Betrieb unter Beachtung des Gesundheitsschutzes ohne Vorlauf wieder aufnehmen. „Ein Einstieg in den Ausstieg scheint also aus Sicht der Unternehmen möglich“, resümiert Jaeckel, „die Bereitschaft der Unternehmen, unter Berücksichtigung der gebotenen Vorsichtsmaßnahmen den Betrieb wieder aufzunehmen, ist hoch“. Jeder fünfte Betrieb benötigt etwa ein bis zwei Wochen Vorlauf. Teilweise sind laut IHK-Umfrage jedoch Planungszeiten von einem Monat und länger nötig. „Um die Wirtschaft als Ganzes wieder ans Laufen zu bringen, kommen wir um Lockerungspläne mit transparenten und für alle gleichermaßen geltenden Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen nicht herum“, ist Jaeckel überzeugt. Gerade in personenintensiven Bereichen wie im besonders betroffenen Gastgewerbe sei ein Vorlauf für die Personalplanung nötig. „Die Unternehmen benötigen so schnell wie möglich eine klare zeitliche Perspektive“, so Jaeckel.

Die Erwartungen an die Politik sind weiterhin hoch. Neben den bereits laufenden Hilfen durch Zuschüsse, Überbrückungskredite oder Kurzarbeitergeld fordern über die Hälfte der Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region Unternehmenssteuersenkungen, ein Drittel fordert Steuerstundungen beziehungsweise Herabsetzungen der Vorauszahlungen, um die aktuelle Krise zu überstehen und den Prozess des wirtschaftlichen Anlaufs zu unterstützen.

„Jetzt ist der richtige Moment, neben erforderlicher kurzfristiger Unterstützung der Betriebe auch gesamtwirtschaftliche Baustellen wie ein international wettbewerbsfähiges Steuersystem anzugehen. Das könnte dem Aufholprozess, in dem die Wirtschaft viel verlorenen Boden wieder gut machen muss, nur helfen. Dabei geht es nicht um Unternehmergewinne. Es geht um die Grundlage unseres mittelständisch geprägten Wirtschaftsmodells, wettbewerbsfähige Betriebe und Arbeitsplätze“, so Jaeckel.

Die IHK-Umfrage, an der sich rund 200 Unternehmen beteiligten, zeigt auch, dass sich die Betriebe aktiv um Schutz- und Hygienemaßnahmen bemühen. 90 Prozent planen Maßnahmen, um die Mindestabstandsregeln einzuhalten und 85 Prozent wollen Desinfektionsmöglichkeiten für Mitarbeiter und Kunden bereitstellen. Jeweils zwei Drittel suchen nach Alternativen für direkte Kundenkontakte und planen ihre Mitarbeiter beispielsweise durch Mundschutz vor Infektionen zu schützen. „Einlasskontrollen und bauliche Vorkehrungen wie Plexiglasscheiben in Kassenbereichen sowie geführte Kundenströme sind weitere Beispiele dafür, dass die Betriebe intensiv nach Lösungen suchen, um ihre Geschäfte zu ermöglichen und gleichzeitig strenge Schutzvorkehrungen einzuhalten“, fasst Jaeckel zusammen.

Foto/Bildzeile: Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen