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Zum Verzweifeln: Israelischer Militäreinsatz im Nasser-Krankenhaus

Israelischer Militäreinsatz im Nasser-Krankenhaus: Tote Geiseln im Inneren vermutet

Israelischer Militäreinsatz im Nasser-Krankenhaus: Tote Geiseln im Inneren vermutet

Die israelische Armee hat einen Einsatz im Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens ausgeführt, wo die Leichen weiterer israelischer Geiseln vermutet werden. "Wir haben glaubwürdige Informationen aus mehreren Quellen, darunter auch von freigelassenen Geiseln, die darauf hindeuten, dass die Hamas Geiseln im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis hielt und dass sich möglicherweise Leichen unserer Geiseln in der Einrichtung (...) befinden", hieß es am Donnerstag in einer Erklärung der Armee. Das Gesundheitsministerium der islamistischen Hamas sprach von "katastrophalen" Zuständen in der Einrichtung.

Das israelische Militär erklärte, es handele sich bei dem Einsatz um eine "präzise und begrenzte Operation", ohne dass Patienten oder Personal evakuiert werden müssten. 

Laut dem von der radikalislamischen Palästinenserorgansation Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium waren in den vergangenen Tagen tausende in den Krankenhaus-Komplex geflüchtete Menschen sowie Patienten zum Verlassen des Orts gezwungen worden. Nach Angaben von Medizinern wurde das Nasser-Krankenhaus bereits seit Monaten von israelischen Truppen "belagert". 

Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums sind die Zustände in dem Krankenhaus "katastrophal", da aufgrund der herrschenden Gefahr die Toten nicht in Leichenhallen gebracht werden könnten. Personal berichtete der Nachrichtenagentur AFP von tödlichen Gefechten, Abwässern in der Notaufnahme und Trinkwassermangel. 

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" berichtete, ihr Personal arbeite unter "nahezu unmöglichen" Bedingungen in der Einrichtung. Videos in Onlinediensten zeigten chaotische Szenen, in denen Rettungskräfte versuchen, Patienten aus einer Abteilung, die offenbar getroffen worden war, in Sicherheit zu bringen.

Das Nasser-Krankenhaus ist eines der größten der Region und eines der wenigen Krankenhäuser, die seit dem Beginn des Gazakriegs noch in Betrieb sind. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das Krankenhaus eine "kritische Einrichtung" für die gesamte Region. 

Israel wirft der Hamas vor, Krankenhäuser als Kommandozentralen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu nutzen. Schätzungen zufolge würden "mehr als 85 Prozent der größeren medizinischen Einrichtungen im Gazastreifen von der Hamas für Terroroperationen genutzt", erklärte die Armee am Donnerstag. Die Hamas weist die Anschuldigungen zurück.

Bei dem Großangriff der von der EU und der USA als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober waren israelischen Angaben zufolge rund 1160 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Rund 130 davon sollen immer noch im Gazastreifen festgehalten werden. Israel geht davon aus, dass 29 von ihnen tot sind.

Israel hat als Reaktion auf den Angriff der Hamas deren Vernichtung als Ziel ausgegeben. Bei dem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen sind nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, seit Beginn des Gazakrieges mehr als 28.600 Menschen getötet worden. 

US-Außenminister Antony Blinken sagte am Donnerstag, er halte eine Einigung zu einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie eine Freilassung der Geiseln nach wie vor für "möglich". "Wir arbeiten intensiv daran und ich glaube, dass es noch möglich ist", sagte Blinken bei einem Besuch in Albanien. Bis Freitag laufen noch Gespräche unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens in Kairo für eine Waffenruhe. Regierungschef Benjamin Netanjahu bekräftigte, dass die Hamas ihre "illusorischen" Forderungen aufgeben müsse, um voran zu kommen.

16 Hilfsorganisationen, darunter Aktion gegen den Hunger, Save the Children und Project Hope, riefen zu einer "sofortigen und dauerhaften Waffenruhe und einer deutlichen Aufstockung der humanitären Hilfe im Gazastreifen" auf, um eine Hungersnot unter den Zivilisten zu vermeiden. 

kbh/cp Mai YAGHI und Guillaume LAVALLEE / © Agence France-Presse