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Vier Tote auch im Westjordanland

Israel setzt Angriffe im Gazastreifen fort

Israel setzt seine Angriffe im gesamten Gazastreifen mit unverminderter Härte fort: Augenzeugen berichteten am Dienstag von nächtlichen Raketenangriffen auf die Stadt Rafah im Süden und von Granatenbeschuss der Flüchtlingslsiedlung Dschabalija im Norden des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Palästinensergebiets. Kämpfe wurden zudem aus Flüchtlingssiedlungen im Zentrum des Gazastreifens sowie im südlich gelegenen Chan Junis gemeldet.

Israelische Soldaten hätten "Dutzende" teilweise mit Sprengstoff ausgerüstete "Terroristen getötet", teilte die Armee am Dienstag mit. In Chan Junis hätten die Truppen ein Waffenlager gestürmt und Abschussrampen für Raketen mit großer Reichweite entdeckt. Gleichzeitig nahm das Militär nach eigenen Angaben Ermittlungen gegen einen israelischen Soldaten auf, der im Verdacht steht, im Gazastreifen einen unter seiner Obhut stehenden "mutmaßlichen Terroristen" erschossen zu haben.

Israel und die Hamas befinden sich seit fast drei Monaten im Krieg. Auslöser war ein Großangriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel, bei dem am 7. Oktober rund 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Am Montagabend meldete die Regierung in Budapest den Tod des am 7. Oktober verschleppten Staatsangehörigen Ilan Weiss, dessen Leiche zwischenzeitlich entdeckt wurde.

Als Reaktion auf den Hamas-Großangriff bombardiert Israel seit dem 9. Oktober Ziele im Gazastreifen und begann auch eine Bodenoffensive - mit dem Ziel, die radikalislamische Organisation zu vernichten. Laut jüngsten Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mindestens 22.000 Menschen im Gazastreifen getötet. Das israelische Militär meldet seinerseits 173 gefallene Soldaten.

Den Vereinten Nationen zufolge befinden sich 85 Prozent der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens wegen der Kämpfe auf der Flucht. Das Risiko für Krankheiten und eine Hungersnot wächst. Die Situation sei "einfach aussichtslos", sagte der 43-jährige Mostafa Schennar der aus Gaza-Stadt nach Rafah geflohen war.

Israels Armee bereitet sich nach den Worten seines Sprechers Daniel Hagari darauf vor, dass sie ihren Krieg gegen die Hamas noch über Monate fortsetzen wird. Deshalb würden zwei Brigaden und damit rund 8000 der insgesamt 300.000 Reservisten im Gazastreifen eine Kampfpause einlegen und noch in dieser Woche zu ihren Familien und zu ihrer Arbeit zurückkehren, sagte Hagari am Sonntagabend. Das ermögliche es ihnen, Kraft zu sammeln, und gleichzeitig helfe es der israelischen Wirtschaft.

Katar und Ägypten, die für Ende November eine einwöchige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt hatten, bemühen sich derzeit um eine weitere Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln. Wie die US-Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf israelische Quellen berichtete, unterbreitete die Hamas am Sonntag einen Vorschlag für einen neuen Geiselaustausch. 

Dieser sehe im Gegenzug für die Freilassung einiger Geiseln drei Phasen vor mit jeweils einer mehr als einmonatigen Kampfpause, in denen sich die israelischen Truppen aus dem Gazastreifen zurückziehen sollten. Die letzte Phase würde dann dem Plan zufolge das Ende des Kriegs einläuten. Ein israelischer Vertreter sagte Axios, das Kriegskabinett habe den Vorschlag diskutiert und als inakzeptabel verworfen. Nachbesserungen seien aber immer möglich.

Unterdessen dauert auch die Gewalt im von der palästinensischen Fatah-Bewegung regierten besetzten Westjordanland an. Bei Razzien in der Stadt Assun töteten israelische Soldaten am Dienstag vier Palästinenser, wie die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete. Die israelische Armee erklärte, die Soldaten seien beschossen und mit Sprengsätzen angegriffen worden und hätten daraufhin das Feuer erwidert.

Seit Beginn des Gazakrieges wurden der Palästinensischen Autonomiebehörde zufolge im israelisch besetzten Westjordanland mehr als 320 Palästinenser von israelischen Soldaten oder radikalen Siedlern getötet.

ans/ju


Adel ZAANOUN / © Agence France-Presse