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Israel setzt Kampf gegen Hamas fort

Südafrika warf Israel "Akte des Völkermords" gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen vor

Während Israel am Freitag seinen Kampf gegen die Hamas fortgesetzt hat, hat Ägypten eine Delegation der islamistischen Palästinenserorganisation zu Gesprächen empfangen. Dabei sollte es um einen Vorschlag Kairos zur Beendigung des Konflikts gehen. Südafrika warf Israel unterdessen "Akte des Völkermords" gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen vor und rief deshalb den Internationalen Gerichtshof (IGH) an.

Die israelische Armee erklärte am Freitag, sie habe in den vergangenen 24 Stunden "Dutzende Terroristen" im Gazastreifen "eliminiert" und weite nun ihren Einsatz in der südlichen Stadt Chan Junis aus. 

Der militärische Flügel der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, erklärte seinerseits, er habe den Süden Israels mit Raketen bombardiert. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas wird von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.

Der von Kairo vorgelegte Plan sieht erneuerbare Feuerpausen, eine gestaffelte Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Gefangene und schließlich ein Ende des Krieges vor, wie es aus dem Umfeld der Hamas hieß. 

Ein Hamas-Vertreter erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Delegation wolle in Kairo "die Antwort der Palästinensergruppen einschließlich einiger Bemerkungen" zu dem Vorschlag überbringen, der kürzlich der Hamas und dem Islamischen Dschihad übermittelt worden sei. Ziel der Hamas seien "Garantien für einen vollständigen Abzug des israelischen Militärs" aus dem Gazastreifen, sagte der Hamas-Vertreter.

Ägypten schlägt zudem Gespräche aller Palästinensergruppen und die Bildung einer Technokratenregierung vor, die den Gazastreifen nach einem Ende des Krieges regieren soll. 

Die israelische Regierung hat die Pläne bisher nicht offiziell kommentiert. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte den Familien von noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln am Donnerstag, die Regierung stehe "in Kontakt" mit den ägyptischen Vermittlern und arbeitete daran, die Geiseln "alle zurückzubringen".

Südafrika warf Israel unterdessen "Akte des Völkermords" gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen vor und rief deshalb den Internationalen Gerichtshof (IGH) an. In einem am Freitag eingereichten Antrag argumentiert Südafrika nach Angaben des IGH, mit seinem Vorgehen im Gazastreifen verfolge Israel "das Ziel, Palästinenser im Gazastreifen als Teil der größeren nationalen, rassischen und ethnischen Gruppe der Palästinenser zu vernichten". Die israelische Regierung wies die Vorwürfe "mit Abscheu" zurück.

Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros sind infolge heftiger Kämpfe in Chan Junis und der weiter nördlich gelegenen Stadt Deir al-Balah etwa 100.000 Menschen nach Rafah geflohen - wo allerdings auch Ziele unter Beschuss genommen wurden. 

In Rafah erreichte indes ein Lastwagen mit frischen Lebensmitteln, darunter Fleisch, Eier und Obst, einen Marktplatz - und linderte so die Versorgungslage etwas.

UN-Angaben zufolge geriet weiter nördlich ein Transport mit Hilfslieferungen unter israelischen Beschuss. Soldaten hätten auf einen Hilfskonvoi geschossen, der aus dem nördlichen Gazastreifen auf einer von der israelischen Armee festgelegten Route zurückgekehrt sei, erklärte der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) in Gaza, Thomas White, im Onlinedienst X (vormals Twitter). 

White zufolge wurde niemand verletzt, ein Fahrzeug jedoch beschädigt. Laut UNRWA ereignete sich der Vorfall bereits am Donnerstag. Das israelische Militär erklärte auf Anfrage, den Fall untersuchen zu wollen.

Angesichts der äußerst prekären humanitären Lage im Gazastreifen äußerte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, seine Sorge vor der Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Seine WHO-Kollegen und er seien "sehr besorgt über die wachsende Gefahr", erklärte Tedros auf X.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefonierte nach Angaben des Bundeskanzleramts mit dem israelischen Minister Benny Gantz, der seit Mitte Oktober dem Kriegskabinett angehört. Demnach betonte Scholz die "dringende Notwendigkeit, die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen nachhaltig zu verbessern und alle Anstrengungen zu unternehmen, das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen". 

Der Gazakrieg dauert nun bereits seit fast drei Monaten an. Hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Nach israelischen Angaben wurden etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Israel kündigte daraufhin die Vernichtung der Hamas an und greift seither in einer massiven Militärkampagne Ziele im Gazastreifen an. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 21.500 Menschen getötet. Nach Angaben der israelischen Armee wurden im Gazastreifen bisher 168 Soldaten getötet.

Am Freitag kam es erneut zu Gewalt im Westjordanland. Israelische Streitkräfte erschossen nach eigenen Angaben einen palästinensischen Autofahrer, der zuvor mit dem Wagen in der Nähe eines Militärstützpunkts südlich der Stadt Hebron in eine Gruppe von Menschen gefahren war. Dabei wurden dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom zufolge vier Menschen verletzt.

se/ck


© Agence France-Presse