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Keine Gnade trotz großer humanitärer Notlage der Zivilbevölkerung

Schwere Kämpfe verlagern sich weiter in den Süden des Gazastreifens

Im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas verlegt sich das Zentrum der Gefechte weiter in den Süden des Gazastreifens. Ein AFP-Reporter berichtete von schwerem Artilleriebeschuss in der Nacht zum Donnerstag besonders auf die Stadt Chan Junis, den Heimatort von Hamas-Chef Jahja Sinwar. Unterdessen mahnte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einem Telefonat mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu eine "dauerhafte Feuerpause" in dem Palästinensergebiet an. 

Auch am Donnerstag setzte das israelische Militär die Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Das Gesundheitsministerium der Hamas meldete, innerhalb von 24 Stunden seien 210 Menschen durch israelische Angriffe getötet worden.

Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, sagte, es sei eine zusätzliche Brigade in die Stadt Chan Junis geschickt worden. Der palästinensische Rote Halbmond berichtete von erneutem Beschuss am Donnerstag in der Nähe des Al-Amal-Krankenhauses in Chan Junis, bei dem mindestens zehn Menschen getötet worden seien.

Schon in der Nacht zum Mittwoch war Explosionsfeuer am Himmel über Chan Junis zu sehen gewesen, Augenzeugen sprachen von Kämpfen am Boden. Die größte Stadt im Süden des Gazastreifens ist ein Schwerpunkt der israelischen Angriffe, seit die Armee eigenen Angaben zufolge den Norden des Palästinensergebiets weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hat.

Der Gaza-Krieg hatte am 7. Oktober mit einem beispiellosen Überfall der Hamas auf Israel begonnen. Hunderte Hamas-Kämpfer hatten dabei Gräueltaten begangen, nach israelischen Angaben wurden etwa 1140 Menschen getötet und 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 129 Geiseln befinden sich demnach noch immer in dem Palästinensergebiet.

Als Reaktion auf die Hamas-Attacke greift Israel seither Ziele im Gazastreifen an. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 21.320 Menschen getötet. 

Nach Angaben der israelischen Armee wurden 167 ihrer Soldaten bei den Kämpfen im Gazastreifen getötet.

Im Nachgang des Hamas-Überfalls hatte Israel den Gazastreifen weitgehend von Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und Medizin abgeriegelt. Nur wenige humanitäre Hilfskonvois können über Ägypten in das Palästinensergebiet einfahren, so dass sich die Not der Zivilbevölkerung immer weiter verschärft.

Frankreichs Präsident Macron führte am Mittwoch mit Israels Regierungschef Netanjahu ein Telefonat über die Möglichkeit einer dauerhaften Feuerpause. Frankreich werde sich in den kommenden Tagen in Zusammenarbeit mit Jordanien um "humanitäre Einsätze" im Gazastreifen bemühen, erklärte das französische Präsidialamt nach dem Gespräch. Macron habe gegenüber Netanjahu seine tiefe Besorgnis "über die sehr hohen Opferzahlen" und die große humanitäre Notlage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht.

Der Krieg hat auch die Spannungen in der Region insgesamt neu entfacht - vor allem an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon, wo es Schusswechsel mit der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz Hisbollah gibt. Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi gab an, seine Armee befinde sich "auf einem sehr hohen Niveau der Vorbereitung für eine Ausweitung der Kämpfe im Norden".

oer/ju


© Agence France-Presse