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Südukrainische Stadt Cherson Ziel von russischem Drohnenangriff

Bürgermeister Roman Mrotschko rief die Bevölkerung auf, sich in Schutzeinrichtungen zu begeben.

Nach einem Angriff auf einen Bahnhof ist die südukrainische Stadt Cherson nach ukrainischen Angaben von Russland mit Drohnen angegriffen worden. Bürgermeister Roman Mrotschko zufolge wurden dabei am Dienstagabend Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt. Er rief die Bevölkerung auf, sich in Schutzeinrichtungen zu begeben. Die Führung in Moskau erklärte derweil am Mittwoch, seit der Verhängung der westlichen Sanktionen habe Russland seine Ölexporte fast gänzlich nach Indien und China umgeleitet.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden im Laufe der Nacht 46 Schahed-Drohnen von Russland in Richtung Ukraine geschickt. Die ukrainische Luftabwehr schoss eigenen Angaben zufolge 32 von ihnen ab. "Mehrere weitere" seien abgestürzt, ohne weitere Schäden anzurichten. Die übrigen Drohnen hätten auf die Grenzgebiete abgezielt, "insbesondere die Region Cherson", erklärte die Armee. 

Auf der russischen Seite der Grenze erklärte der Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew, über der Region sei eine Drohne von der Luftverteidigung abgeschossen worden. "Die Folgen vor Ort werden derzeit geklärt", fügte er hinzu. 

Am Dienstagabend hatte es in Cherson bereits einen Angriff auf einen Bahnhof gegeben, bei dem nach Angaben der ukrainischen Regierung mindestens ein Mensch getötet und vier weitere verletzt wurden. Die Stadt sei "massiv bombardiert" worden, als etwa 140 Zivilisten am Bahnhof auf die Abfahrt eines Zuges warteten, mit dem sie aus der Stadt in Sicherheit gebracht werden sollten, erklärte Innenminister Igor Klymenko im Onlinedienst Telegram. 

Ein Polizist wurde demnach getötet, zwei Zivilisten und zwei Polizisten wurden durch Splitter verletzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, zahlreiche Zivilisten seien zum Zeitpunkt des Angriffs am Bahnhof gewesen. Sämtliche Rettungsdienste seien im Einsatz. Nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft Ukrsalisnyzja wurden der Bahnhof und der Evakuierungszug beschädigt. Die Bahnstrecke sei jedoch weiterhin befahrbar, hieß es.

Cherson liegt am Fluss Dnipro und ist häufig Ziel russischer Angriffe, seit die Stadt im November 2022 nach monatelanger russischer Besatzung von den ukrainischen Truppen zurückerobert wurde.

Seit dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 haben westliche Länder Russland mit einer Serie von Sanktionen belegt. Der russische Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak sagte am Mittwoch dem Fernsehsender Rossia 24, dass sich der Energiesektor des Landes dennoch gut behaupte.

Nach Angaben Nowaks hat Russland seine Ölexporte fast vollständig nach China und Indien umgeleitet. 45 bis 50 Prozent der russischen Erdölausfuhren würden an China geliefert, 40 weitere Prozent an Indien, sagte er. 

Russland werde mit seinen Exporten 2023 Einnahmen von umgerechnet etwa 88 Milliarden Euro erzielen. Damit lägen die Einnahmen auf einem vergleichbaren Niveau wie im Jahr 2021, sagte der Politiker. Auch das Flüssiggas-Projekt Arctic LNG 2 sei in Gang gesetzt worden, obwohl US-Sanktionen den Start bedroht hätten.

Washington hatte im Sommer erklärt, dass die russischen Einnahmen aus dem Erdöl-Handel in den ersten fünf Monaten des Jahres um fast die Hälfte eingebrochen seien. Obwohl Russland heute mehr Rohöl exportiere als zu Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine, seien die Verkaufserlöse im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent zurückgegangen, erklärte US-Vizefinanzminister Wally Adeyemo Mitte Juni bei einer Veranstaltung der Denkfabrik Center for a New American Security in Washington.

Trotz höherer Exporte verdiene Russland nun weniger Geld, da sein Öl jetzt mit einem Abschlag von 25 Prozent im Vergleich zu Erdöl aus anderen Ländern gehandelt werde, fügte Adeyemo mit Blick auf den Preisdeckel für russisches Öl hinzu. Adeyemo zufolge kann Moskau aufgrund der verhängten Sanktionen und Exportkontrollen zudem nur schwer Ersatz für Ausrüstung beschaffen, die es durch den Krieg verloren hat.

oer/ju


© Agence France-Presse