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Deutschland: Juden werden wieder bedroht

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat sich besorgt zur Sicherheitslage von Juden und Jüdinnen in Deutschland geäußert. "Seit dem Holocaust sind Juden in Deutschland nicht mehr in so großer Gefahr gewesen wie heute", sagte er den Funke-Zeitungen vom Wochenende

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat sich besorgt zur Sicherheitslage von Juden und Jüdinnen in Deutschland geäußert. "Seit dem Holocaust sind Juden in Deutschland nicht mehr in so großer Gefahr gewesen wie heute", sagte er den Funke-Zeitungen vom Wochenende. Auch Zentralratspräsident Josef Schuster erklärte, seit dem Angriff der Hamas auf Israel sei eine "dramatische Verschärfung von offenem Antisemitismus auf deutschen Straßen" festzustellen.

Der Überfall der Hamas auf Israel sei "eine Zeitenwende auch für die Sicherheit der Juden in Deutschland" gewesen, sagte der Antisemitismusbeauftragte Klein. Bei der Hamas handle es sich um eine "aktive Terrororganisation", die so viele jüdische Menschen wie möglich töten wolle und von Teilen der Bevölkerung offen unterstützt werde. "Wir müssen befürchten, dass der Arm der Hamas bis nach Deutschland reicht", sagte Klein.

Unter Jüdinnen und Juden in Deutschland gebe es "große Unruhe". Viele Familien schickten ihre Kinder nicht mehr in den Kindergarten, jüdische Sportvereine verlegten ihr Training und koschere Läden würden gemieden. Außerdem sei bereits jetzt klar, dass in diesem Jahr die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland "so hoch sein wird wie noch nie". Klein beklagte, die jüdische Gemeinschaft in Deutschland werde "in Kollektivhaftung genommen für das, was in Israel und dem Gazastreifen passiert".

Er forderte vor diesem Hintergrund eine Meldepflicht für antisemitische Vorfälle an deutschen Schulen. Außerdem müssten Lehrerinnen und Lehrer systematisch und verpflichtend geschult werden im Umgang mit Antisemitismus - unabhängig vom Unterrichtsfach. "Kaum ein Bundesland macht das", kritisierte Klein.

Hunderte Hamas-Kämpfer waren am 7. Oktober in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 1140 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Israel führt seither massive Angriffe in dem Palästinensergebiet aus - mit dem erklärten Ziel, die Hamas zu vernichten und die Geiseln zu befreien. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mindestens 20.000 Menschen getötet.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Schuster, sagte der "Rheinischen Post", die Übergriffe auf Jüdinnen und Juden seien zuletzt "leider zahlreicher geworden". Es sei "besorgniserregend, dass es mittlerweile einen spürbareren Antisemitismus gibt als in den Jahren zuvor". Besonders seit dem Hamas-Angriff sei eine "dramatische Verschärfung von offenem Antisemitismus auf deutschen Straßen" festzustellen. Dabei gehe es besonders um islamistischen Antisemitismus von türkischstämmigen und arabischen Menschen.

Eine Auswanderung jüdischer Menschen aus Deutschland sehe er allerdings "definitiv nicht". Zwar zögen immer wieder Menschen aus religiösen Gründen nach Israel um, "aber aus politischen Gründen können wir das nicht feststellen - im Gegensatz zu Frankreich, wo es eine deutliche Abwanderung von Juden gibt", sagte Schuster. AFP