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Junge Iranerin in der U-Bahn - Vorwürfe gegen Sittenpolizei

Junge Iranerin stirbt nach Vorfall in U-Bahn - Vorwürfe gegen Sittenpolizei

Eine vor rund einem Monat unter umstrittenen Umständen in der Teheraner U-Bahn kollabierte iranische Jugendliche ist einem Medienbericht zufolge gestorben. Die 17-Jährige Armita Garawand sei nach 28 Tagen auf der Intensivstation am Samstag gestorben, meldete die mit dem Jugend- und Sportministerium verbundene Agentur Borna. Menschenrechtsgruppen hatten erklärt, Garawand sei von der Sittenpolizei schwer verletzt worden, die iranischen Behörden bestreiten dies. 

Der Fall erinnert an den Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini im September 2022, der monatelange Proteste ausgelöst hatte. 

Garawand sei am Samstag nach "intensiver medizinischer Behandlung und 28 Tagen Krankenhausaufenthalt auf der Intensivstation" gestorben, berichtete Borna. Die aus einer kurdischen Region stammende Jugendliche war seit dem 1. Oktober im Fadschir-Krankenhaus in Teheran behandelt worden, nachdem sie in der U-Bahn das Bewusstsein verloren hatte. Vor einer Woche wurde sie für hirntot erklärt.

Die Umstände von Garawands Zusammenbruch sind umstritten. Ein vielfach in Onlinemedien verbreitetes Video der Überwachungskameras der U-Bahn zeigte, wie die Jugendliche ohne Kopftuch weggebracht wurde, nachdem sie in einem Waggon ohnmächtig geworden war.

Nach Angaben von Aktivisten vom Anfang des Monats war die 17-Jährige schwer verletzt worden, als sie von weiblichen Mitgliedern der Sittenpolizei, die die Einhaltung der Kopftuchpflicht für Frauen im Iran überwacht, in der U-Bahn angegriffen wurde. Sie fiel demnach ins Koma.

Die iranischen Behörden bestreiten, dass die Jugendliche angegriffen wurde. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna war sie wegen "niedrigen Blutdrucks" in Ohnmacht gefallen.


Am Samstag zitierte die Nachrichtenagentur Tasnim Ärzte mit den Angaben, wonach die 17-Jährige "einen Sturz erlitten hatte, der zu einer Hirnverletzung führte". Darauf seien Krämpfe sowie eine "verminderte Sauerstoffversorgung des Gehirns und ein Hirnödem nach einem plötzlichen Abfall des Blutdrucks" gefolgt.

Die reformorientierte Zeitung "Ham Mihan" forderte die Behörden auf, den Vorfall von unabhängigen Medien untersuchen zu lassen. Am Mittwoch sagte ein Abgeordneter, das Parlament müsse "eingreifen" und Innenminister Ahmad Wahidi dazu befragen. Wahidi hatte Anfang des Monats erklärt, die Behörden hätten den Vorfall untersucht, die Situation sei "völlig klar". Die "Feinde" versuchten, aus jedem Vorfall eine "Kontroverse" zu machen.

Die im September vergangenen Jahres verstorbene Amini war von der Sittenpolizei wegen angeblichen Verstoßes gegen die strikten Vorschriften zum Tragen des islamischen Kopftuchs festgenommen worden. Sie starb wenig später im Krankenhaus. Ihr Tod löste heftige Proteste gegen die iranische Führung aus. Hunderte Menschen, darunter auch Sicherheitskräfte, wurden getötet, Tausende wurden festgenommen.

Die iranische Führung verschärfte in den vergangenen Monaten die Maßnahmen gegen Frauen und Unternehmen, die sich nicht an die Kopftuchvorschrift halten. Im September verabschiedete das iranische Parlament ein Gesetz, das bis zu zehn Jahre Haft für Frauen vorsieht, die gegen die für strenge Kleiderordnung verstoßen.

© Agence France-Presse