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Dutzende Verletzte bei Protesten in Istanbul

Israel ruft Landsleute zu Ausreise aus Türkei auf

Nach dem tödlichen Raketenbeschuss eines Krankenhauses im Gazastreifen haben die israelischen Behörden ihre Bürger zum raschen Verlassen der Türkei aufgefordert. Das israelische Konsulat bestätigte am Mittwoch, dass für Reisen in die Türkei nun die höchste Warnstufe gelte. Nach dem Raketeneinschlag in dem Krankenhaus in Gaza-Stadt mit hunderten Todesopfern hatte es in Istanbul am Dienstagabend Ausschreitungen bei Protesten vor dem israelischen Konsulat mit Dutzenden Verletzten gegeben.

"Angesichts der zunehmenden terroristischen Bedrohung gegen Israelis im Ausland" sollten alle israelischen Staatsbürger die Türkei so schnell wie möglich verlassen, erklärte der Nationale Sicherheitsrat am Dienstagabend.

Bei dem Raketeneinschlag in dem Krankenhauses in Gaza-Stadt waren am Dienstagabend nach Angaben der Hamas-Regierung mehr als 470 Menschen getötet worden. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation weist Israel die Schuld an dem Angriff zu. Israel wiederum macht eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinensermiliz Islamischer Dschihad verantwortlich.

Wie in vielen anderen Ländern löste der Krankenhaus-Beschuss in der Türkei Proteste aus. Wie die Behörden der Provinz Istanbul am Mittwoch mitteilten, gab es dabei in der türkischen Metropole am Dienstagabend vor dem israelischen Konsulat gewalttätige Ausschreitungen. Dabei seien 63 Menschen verletzt worden, darunter 43 Polizisten. Der Regionalregierung zufolge starb zudem ein 65 Jahre alter Mann, der während der Ausschreitungen einen Herzanfall erlitten hatte.

Die Ausschreitungen waren den Angaben zufolge ausgebrochen, als einige Demonstrierende versuchten, die Sicherheitsabsperrung vor dem israelischen Konsulat zu durchbrechen und in das Gebäude einzudringen. Die Polizei nahm fünf Menschen fest.

Das Auswärtige Amt in Berlin hob am Mittwoch in seinen Reisehinweisen für die Türkei hervor, dass es dort zu "spontanen, pro-palästinensischen Protestkundgebungen und gewaltsamen Ausschreitungen" kommen könne. Deutsche Staatsbürger in der Türkei sollten daher "Demonstrationen und größere Menschenansammlungen" meiden, sich über die aktuelle Lage vor Ort informieren und sich "besonders vorsichtig" verhalten.

Außer in Istanbul hatten sich am Dienstagabend auch in der türkischen Hauptstadt Ankara zahlreiche Demonstrierende wegen des Krankenhaus-Beschusses in Gaza versammelt, pro-palästinensische Parolen skandiert und Israel für den Beschuss verantwortlich gemacht. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beschuldigte Israel und rief die Welt dazu auf, "diese beispiellose Brutalität in Gaza zu stoppen".

Ein türkischer Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, kündigte am Mittwoch drei Trauertage wegen des Krankenhaus-Beschusses in Gaza an. Özlem Zengin von Erdogans Regierungspartei AKP sagte dem privaten türkischen Sender NTV, zu der Trauerzeit werde es einen Präsidialerlass geben. Es sei "wichtig zu zeigen", welche Bedeutung die Türkei dem Vorfall beimesse.

yb/cp


© Agence France-Presse