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Israel soll "Verhältnismäßigkeit" in Gaza wahren - wie soll das gehen?

Austin: "Die Israelis haben das Recht, ihr Volk zu schützen, und wir erwarten, dass sie sich weiterhin darauf konzentrieren werden."

Nach dem Großangriff der radikalislamischen Hamas haben die Nato-Staaten Israel ihrer Solidarität versichert, die israelische Armee aber zugleich zur Wahrung der "Verhältnismäßigkeit" im Kampf gegen die Palästinenserorganisation aufgefordert. "Israel steht nicht alleine da", erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag beim Treffen der Verteidigungsminister des Bündnisses in Brüssel. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant war per Video zugeschaltet.

Gallant informierte die Minister über die "Gräueltaten der Hamas gegen israelische Zivilisten und Staatsangehörige mehrerer Nato-Länder". Stoltenberg sagte anschließend vor Journalisten: "Wir haben ein schockierendes Video gesehen". Der israelische Minister erklärte seinerseits im Onlinedienst X (ehemals Twitter), er habe "Gräueltaten beschrieben", die von der radikalislamischen Palästinenserorganisation an Kindern, Frauen und älteren Menschen begangen worden seien.

Israel habe "das Recht, sich selbst unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit gegen diese ungerechtfertigten Terrorakte zu verteidigen", teilten die Nato-Staaten mit. Sie riefen die Hamas dazu auf, "alle Geiseln unverzüglich freizulassen" und forderten "den größtmöglichen Schutz für Zivilisten". US-Präsident Joe Biden hatte gewarnt, Israel müsse sich "trotz aller Wut und allem Frust" an internationales Recht halten.

Die USA hatten ihre Militärhilfen für Israel nach dem Angriff bereits verstärkt. Nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat Israel von Deutschland Munition für Schiffe angefragt. "Darüber werden wir uns jetzt mit den Israelis austauschen", sagte Pistorius in Brüssel. Zwei Kampfdrohnen vom Typ Heron TP hatte Deutschland Israel bereits am Vorabend zugesagt.

Die Hamas hatte am Samstag einen Großangriff gegen Israel gestartet. Sie schoss tausende Raketen auf Israel ab und drang mit hunderten Kämpfern in das Land ein. Die Angreifer töteten nach jüngsten Angaben mehr als 1200 Menschen in Israel und nahmen rund 150 Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt wurden. Die israelische Armee nahm in der Folge den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. In dem Palästinensergebiet wurden dadurch nach Angaben der örtlichen Behörden bisher mehr als 1350 Menschen getötet.

Nach Angaben von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte Washington keine "frühen Warnungen oder Hinweise" darauf, dass die Hamas Israel angreifen würde. "Wenn wir diese Hinweise gehabt hätten, hätten wir sie mit Israel geteilt, aber meines Wissens haben wir nichts dergleichen gesehen", sagte Austin in Brüssel.

Austin betonte zudem, dass Washington keine Bedingungen an die Art und Weise knüpft, wie Israel die von den USA bereitgestellten Waffen zur Bekämpfung der Hamas einsetzt. In Israel gebe es "ein professionelles Militär, das von einer professionellen Führung geführt wird, und wir hoffen und erwarten, dass sie bei ihrer Kampagne das Richtige tun".

Zu Aufrufen an Israel, angemessen zu reagieren, sagte Austin: "Die Israelis haben das Recht, ihr Volk zu schützen, und wir erwarten, dass sie sich weiterhin darauf konzentrieren werden."

Der britische Verteidigungsminister Grant Schapps betonte in Brüssel, die Hamas sei "eine Terrororganisation, das sind keine Aktivisten oder Freiheitskämpfer". Israel "greift absichtlich keine Zivilisten an und das ist sehr, sehr wichtig, es ist ein wesentlicher Unterschied, den die Welt verstehen muss", sagte Schapps.

lan/cp


© Agence France-Presse