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Unterwasseranschlag auf Gasleitung und von Wem nur?

Helsinki: Schaden an Gaspipeline wahrscheinlich durch "äußere Einwirkung" - Angst vor der politschen Tragweite

An der Gaspipeline von Estland nach Finnland ist nach Angaben Helsinkis ѡ mit ziemlicher Sicherheit durch "äußere Einwirkung" ein Schaden entstanden. "Es ist wahrscheinlich, dass der Schaden sowohl an der Gaspipeline als auch an dem Telekommunikationskabel das Ergebnis äußerer Einwirkung ist", erklärte der finnische Präsident Sauli Niinistö 



am Dienstag. Die Pipeline transportiert Gas von Estland nach Finnland und war am Sonntag wegen eines Druckabfalls geschlossen worden.

Die genaue Ursache für den vermuteten Gasaustritt sei noch nicht geklärt, sagte der Präsident weiter. Die Untersuchung werde gemeinsam mit den zuständigen Stellen in Estland fortgesetzt. Die "Schäden an der Unterwasserinfrastruktur" würden "ernst genommen", sagte Niinistö. 

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte im Onlinedienst X (vormals Twitter), er habe mit Niinistö gesprochen. Die Allianz sei bereit, den von dem Fall betroffenen Mitgliedstaaten zur Seite zu stehen.

Der finnische Staatskonzern Gasgrid hatte in der Nacht zum Sonntag an der Balticconnector genannten Pipeline einen ungewöhnlichen Druckabfall registriert. Daraufhin war die Leitung geschlossen und die Untersuchung eingeleitet worden. Gasgrid erklärte am Dienstag, es werde ein Reparaturplan entwickelt.

Die Pipeline war 2019 in Betrieb genommen worden und seit dem Stopp der Importe aus Russland im Mai 2022 infolge des Ukraine-Krieges die einzige Leitung, über die Finnland Gas importieren konnte. Gasgrid hatte erklärt, die Gasversorgung des Landes sei nicht gefährdet, und verwies auf die Versorgung durch den Flüssiggas-Terminal im südfinnischen Inkoo. Erdgas macht etwa fünf Prozent der finnischen Energieversorgung aus und wird hauptsächlich von der Industrie und für Kraft-Wärme-Kopplung verwendet. 

Ende September 2022 hatte eine Reihe von Unterwasserexplosionen drei der vier Erdgasleitungen der Pipelines Nord Stream 1 und 2 beschädigt. In Deutschland, Schweden und Dänemark wurden wegen der Pipeline-Sabotage Ermittlungen aufgenommen, die allesamt noch nicht beendet sind. Mit öffentlichen Erklärungen halten sich die zuständigen Behörden zurück, was Beobachter auf die potenzielle diplomatische Tragweite des Vorfalls zurückführen. 

Nach Angaben des schwedischen Staatsanwalts Mats Ljungqvist sei die "Haupthypothese", dass ein Staat hinter der Sabotage steckt. Die schwedischen Ermittlungen stünden kurz vor dem Abschluss.

ma/ck © Agence France-Presse