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AfD-Kandidat scheitert

Der Thüringer SPD-Chef Georg Maier sprach von einer "guten Nachricht aus Nordhausen".

Bei der Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen ist der AfD-Kandidat in der Stichwahl gescheitert. Der bisherige Amtsinhaber Kai Buchmann (parteilos) gewann am Sonntag mit 54,9 Prozent die absolute Mehrheit der Stimmen und lag damit klar vor seinem Herausforderer Jörg Prophet von der AfD, wie die Wahlleitung mitteilte. Vertreter von Linkspartei, SPD, Grünen und CDU zeigten sich erleichtert über den Wahlausgang.

Beide Kandidaten lieferten sich bei der Auszählung der Stimmen lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dessen Verlauf sich Buchmann aber schließlich deutlich von dem AfD-Kandidaten absetzte. Prophet, der im ersten Wahlgang vor zwei Wochen noch die meisten Stimmen geholt hatte, kam in der Stichwahl auf 45,1 Prozent.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) gratulierte Buchmann zu seiner Wiederwahl und erklärte: "Danke Nordhausen." Auch Vertreter weiterer Parteien äußerten sich erleichtert.

Der Thüringer SPD-Chef Georg Maier sprach von einer "guten Nachricht aus Nordhausen". Die "klare Haltung vieler Akteure und eine laute Zivilgesellschaft" hätten das Ergebnis des ersten Wahlgangs gedreht, erklärte Maier. 

CDU-Landeschef Mario Voigt erklärte, Nordhausen und seine Bürger hätten "ein wichtiges Zeichen gesetzt". "Der Norden Thüringens bleibt stabil, und die Menschen wollen ein Thüringen und eine Rolandstadt mit Zukunft."

"Dieser Wahlgang war eine Absage der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Nordhausen an nationalistische und rechte Ideologien und damit auch eine Absage an die AfD", erklärte Thüringens Linken-Kovorsitzender Christian Schaft. Die Kovorsitzende der Thüringer Grünen, Ann-Sophie Bohm, erklärte, es mache "Mut, dass die AfD nicht ohne Weiteres ein Amt nach dem anderen erobern kann". Dennoch sei das starke Ergebnis für den AfD-Kandidaten "erschreckend". 

Im Juni hatte der AfD-Politiker Robert Sesselmann die Landratswahl im thüringischen Kreis Sonneberg gewonnen. Damit besetzte die AfD deutschlandweit erstmals den Posten eines Landrats.

Buchmann ist seit Oktober 2017 Oberbürgermeister in Nordhausen, das mehr als 41.000 Einwohner hat. Er wurde nun für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Buchmann bezeichnete den Ausgang der Stichwahl als "gutes Ergebnis". Es gehe jetzt darum, die Spaltung in der Stadt zu überwinden, sagte er.

Insgesamt waren am Sonntag rund 32.900 Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,3 Prozent. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte keiner der damals sechs Kandidaten und Kandidatinnen die absolute Mehrheit erreicht, weshalb eine Stichwahl zwischen dem Erstplatzierten Prophet und dem an zweiter Stelle liegenden Buchmann nötig wurde. Die Thüringer SPD-Spitze sowie Grüne und Linke in Nordhausen sprachen sich im Vorfeld der Stichwahl für Buchmann aus.

Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, erklärte, die Menschen in Nordhausen hätten sich am Sonntag "in ihrer Mehrheit für eine weltoffene, vielfältige Stadt entschieden, die sich ihrer historischen Verantwortung bewusst ist". Gleichwohl zeigten die vielen Stimmen für Prophet, "dass die aufgeklärte Erinnerungskultur als Grundkonsens unserer Demokratie akut gefährdet ist".

Das frühere Konzentrationslager Mittelbau-Dora war ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. In Mittelbau-Dora mussten die Häftlinge zwischen 1943 und 1945 unter schrecklichen Bedingungen unterirdische Stollen für Rüstungsproduktion graben und in diesen arbeiten. Von den geschätzten 60.000 Gefangenen starb mehr als ein Drittel.

Wagner hatte dem AfD-Kandidaten Prophet im Vorfeld eine "geschichtsrevisionistische Ideologie" vorgeworfen. Er diskreditiere die demokratische Erinnerungskultur unter anderem "Schuldkult" und setze den britischen Luftangriff auf Dresden, den er als "Morde von Dresden" bezeichne, mit dem Vernichtungslager Auschwitz gleich.

hex/cfm


© Agence France-Presse