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Auswärtiges Amt ist keine Fluggesellschaft

Auswärtiges Amt geht von 40.000 noch im Ausland gestrandeten Deutschen aus


Trotz der breit angelegten Rückholaktion der Bundesregierung saßen am Wochenende noch immer mehr als 40.000 deutsche Reisende inmitten der Corona-Pandemie im Ausland fest. Die meisten der Betroffenen befänden sich in Südafrika, Neuseeland und Peru, wie das Auswärtige Amt der "Rheinischen Post" mitteilte. Die Angaben beruhten laut dem Ministerium zum Teil auf Schätzungen. In Perus Touristenhochburg Cusco startete laut Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) ein weiterer Rückholflug mit 272 Menschen.

Die Zahl der in der Corona-Krise aus dem Ausland zurückgeholten Deutschen sei mittlerweile auf 197.000 gestiegen, twitterte Maas am Samstag. "Es heißt ja immer, dass die Deutschen Reiseweltmeister sind - jetzt haben wir gemerkt, dass das auch stimmt", sagte Maas der "Rheinischen Post". 

Logistisch sei "das für alle Beteiligten ein Husarenstück" gewesen, sagte Maas. Das Krisenreaktionszentrum sei ja einiges gewöhnt. "Aber das Auswärtige Amt ist eben auch keine Fluggesellschaft, die so etwas jeden Tag auf die Beine stellt. Da hatten wir am Anfang eine steile Lernkurve."

An manchen Tagen waren demnach 20 Flugzeuge parallel in der Luft, die deutsche Staatsbürger zurückbrachten. Allein das Auswärtige Amt habe in der Zeit 200 Sonderflüge bereit gestellt. 

Neben Hemdsärmeligkeit sei auch viel Feinmotorik gefordert gewesen: Detailabsprachen mit Behörden, Landegenehmigungen für Fluggesellschaften, Zwischenstopps einplanen, Transport Reisender vor Ort - das sei extrem schwierig, wenn das öffentliche Leben brach liege, sagte Maas.

Wie der Minister am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb, startete in der peruanischen Stadt Cusco eine weitere Maschine mit 272 Passagieren nach Deutschland. Die Mitarbeiter des deutschen Konsulats hätten die gestrandeten Reisenden teilweise direkt in den Unterkünften abgeholt und zum Flieger gebracht. 

Maas bat die verbliebenen deutschen Reisenden um Geduld und rief sie auf, sich an die Botschaften und Konsulate zu wenden. "Wir treten jetzt in eine Phase ein, in der es keine einfachen Lösungsschablonen mehr gibt", sagte Maas der "Rheinischen Post". Zwar sei eine weitere Rückholung der deutschen Reisenden geplant, bis wann das aber in jedem Land möglich sein werde, "liegt nicht allein in unserer Hand". Darum habe die Bundesregierung "hier keine fixe Deadline gesetzt".

Maas gab sich indes zuversichtlich, dass die für das Rückholprogramm veranschlagten 100 Millionen Euro nicht aufgebraucht würden. "So viel wird es wahrscheinlich am Ende nicht kosten, aber genau lässt sich das inmitten der laufenden Operation nicht sagen", sagte der Minister.

muk/pw

© Agence France-Presse