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Gefangenenaustausch wie im kalten Krieg

USA und Iran tauschen Gefangene aus - Seoul gibt iranische Vermögenswerte frei

Gefangenenaustausch zwischen den USA und dem Iran: 

Fünf aus der Haft entlassene US-Bürger sind am Montag in Katar angekommen, während zwei Iraner aus den USA ebenfalls in den Golfstaat gebracht wurden. Das teilten Vertreter beider Seiten mit. Zuvor hatte das mit den USA verbündete Südkorea eingefrorene iranische Vermögenswerte in Höhe von sechs Milliarden Dollar (rund 5,6 Milliarden Euro) freigegeben - eine Bedingung Teherans für den Austausch.

Das katarische Flugzeug mit den fünf US-Bürgern und zwei Familienangehörigen an Bord landete kurz vor 17.40 Uhr (Ortszeit, 16.40 MESZ) auf dem internationalen Flughafen von Doha, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Bei ihrer Ankunft wurden die Männer auf dem Rollfeld begrüßt, bevor sie sich auf den Weg zum Flughafengebäude machten. Dabei legten drei von ihnen die Arme um die Schultern der anderen. 

Einer der freigekommenen Männer, Siamak Namazi, dankte US-Präsident Joe Biden dafür, dass er "Menschenleben über Politik gestellt" habe. Biden und seine Regierung hätten "einige unglaublich schwierige Entscheidungen zu treffen" gehabt, erklärte der Geschäftsmann, der 2015 wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden war. "Danke, dass Sie diesen Albtraum beenden", sagte Namazi. 

Iranischen Medienberichten zufolge erreichten unterdessen zwei der fünf freigelassenen Iraner Katar. Mehrdad Meoin Ansarai und Ressa Sarhangpur seien in Doha angekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim.

Teheran und Washington hatten sich im August auf den Gefangenenaustausch geeinigt. Die USA sagten zu, fünf Iraner freizulassen. Im Gegenzug kündigte Teheran die Freilassung von fünf im Iran festgehaltenen US-Bürgern an. Die fünf US-Bürger haben iranische Wurzeln und besitzen neben der iranischen auch die US-Staatsbürgerschaft. Der Iran erkennt jedoch keine doppelten Staatsbürgerschaften an.

Von den fünf Iranern werden nach Angaben des iranischen Außenamtssprechers nur zwei in den Iran zurückkehren. Zwei wollen demnach auf eigenen Wunsch in den USA bleiben. Der fünfte Iraner werde in ein Drittland ausreisen. 

Der Austausch fand in Katar statt, da der Golfstaat als Vermittler zwischen Washington und Teheran aufgetreten war. Die USA und der Iran unterhalten seit vielen Jahren keine diplomatischen Beziehungen zueinander.

Vor dem Gefangenenaustausch waren Vertreter beider Länder von Katar informiert worden, dass eingefrorene iranische Vermögenswerte in Höhe von sechs Milliarden Dollar von der Schweiz nach Katar überwiesen worden seien. Das Geld stammt aus Ölverkäufen des Irans an Südkorea. Es war auf der Grundlage von US-Sanktionen gegen den Iran von Seoul eingefroren worden. 

Neben Namazi kamen der Umweltaktivist Morad Tahbaz, der Geschäftsmann Emad Sharqi und zwei weitere Männer frei, die nicht namentlich genannt werden wollten. Alle fünf US-Bürger waren vom Iran bereits im August in den Hausarrest entlassen worden. Bei den nun mitausgereisten Verwandten handelte es sich nach US-Angaben um Namazis Mutter und Sharqis Ehefrau.

In der vergangenen Woche hatte die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna dann auch die fünf Iraner identifiziert. Unter ihnen sind Sarhangpur und Kambiz Attar Kashani, die beide gegen US-Sanktionen gegen den Iran verstoßen haben sollen. Der 2021 in der Nähe von Boston festgenommene Kaveh Lotfolah Afrasiabi wurde von der US-Justiz beschuldigt, ein Agent der iranischen Regierung zu sein. 

Die anderen beiden Iraner, Ansari und Amin Hasanzadeh, wurden wegen Verbindungen zu den iranischen Sicherheitskräften inhaftiert.

Biden veranlasste unterdessen nach US-Angaben weitere Sanktionen im Zusammenhang mit dem mysteriösen Verschwinden des ehemaligen Agenten der Bundespolizei FBI, Bob Levinson, vor 16 Jahren. Die neuen Sanktionen betreffen das für die Geheimdienste zuständige iranische Ministerium und den ehemaligen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wegen ihrer Beteiligung an "unrechtmäßigen Verhaftungen".

Biden kündigte an, den Iran auch künftig für seine Taten belangen zu wollen. "Wir werden den Iran weiterhin für seine provokativen Handlungen in der Region zur Rechenschaft ziehen", sagte Biden, der von den oppositionellen Republikanern für die Einigung mit dem Iran heftig kritisiert worden war. 

Außenminister Antony Blinken zeigte sich nach einem Telefonat mit den fünf freigelassenen US-Gefangenen "bewegt". Es fühle sich "wirklich gut" an, sagen zu können, dass sie nun frei seien, sagte er vor Journalisten in New York.

kas/dja

Callum PATON / © Agence France-Presse


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