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Kiew erlebt massivsten Luftangriff seit Monaten

Ukrainische Streitkräfte hatten am Montag die Rückeroberung von Robotyne in der Region Saporischschja gemeldet.

Die ukrainische Hauptstadt Kiew hat Behördenangaben zufolge den massivsten Luftangriff durch Russland seit Monaten erlebt. Mindestens zwei Menschen kamen dabei ums Leben, drei weitere wurden durch herabstürzende Trümmerteile verletzt, wie Militärverwaltungschef Serhij Popko am Mittwoch mitteilte. Derweil warf auch Russland der Ukraine vor, mehrere russische Regionen mit Drohnen beschossen zu haben, darunter den Flughafen Pskow in der nordwestlichen Grenzregion zu Estland.

"Kiew hat seit dem Frühjahr keinen so starken Angriff mehr erlebt", erklärte Popko im Onlinedienst Telegram. Dabei habe Russland zunächst mit Drohnen aus verschiedenen Richtungen auf die ukrainische Hauptstadt gezielt. Dann seien Raketen vermutlich von Bombern des Typs Tu-95MS abgefeuert worden. Mehr als 20 Geschosse seien durch die ukrainische Luftabwehr zerstört worden, erklärte Popko.

"Wir hörten Explosionen und konnten die Blitze durchs Fenster sehen", sagte Oksana Solowjuk, die neben einem von Trümmern getroffenen Gebäude wohnt, der Nachrichtenagentur AFP.

Auch in weiteren Regionen der Ukraine, vor allem in Odessa und Mykolajiw, wurde nächtlicher Beschuss gemeldet. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe konnten 28 Marschflugkörper und 15 Angriffsdrohnen durch die Luftabwehr zerstört werden. Bei einem Bombenangriff auf die Region Donezk im Osten des Landes wurden ukrainischen Angaben zufolge zwei Menschen getötet. 

Russische Truppen zerstörten laut eigenen Angaben im Schwarzen Meer vier ukrainische Hochgeschwindigkeits-Militärschiffe mit Spezialeinheiten an Bord. Das Verteidigungsministerium in Moskau sprach von mehreren Dutzend Toten, nannte jedoch keine weiteren Details.

Laut dem Kreml wurden unterdessen auch mehrere russische Regionen in der Nacht und am frühen Morgen aus der Luft beschossen. Unter anderem über der annektierten Halbinsel Krim sowie den Regionen Brjansk, Kaluga und dem Großraum Moskau seien Drohnen durch die Luftabwehr abgefangen oder zerstört worden, hieß es. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass wurden die Moskauer Flughäfen Wnukowo und Domodedowo kurzzeitig geschlossen.

In der Stadt Pskow an der Grenze zu Estland wehrte das russische Militär einen Drohnenangriff auf einen Flughafen ab, wie der Gouverneur der gleichnamigen Region, Michail Wedernikow, mitteilte. Er veröffentlichte ein Video, das ein großes Feuer zeigt und auf dem Explosionen und Sirenen zu hören sind. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass teilte unter Berufung auf Rettungsdienste mit, dass bei dem Angriff vier schwere Militärtransportflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 beschädigt worden seien. 

Bis zur Klärung möglicher Schäden auf dem Rollfeld wurde der Flugbetrieb laut Wedernikow zunächst eingestellt. Pskow liegt rund 700 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und war bereits Ende Mai von Drohnen beschossen worden. Angriffe auf den Nordwesten Russlands waren bislang jedoch eher selten. 

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, Militärexperten untersuchten die von den ukrainischen Drohnen genutzten Routen, "um künftig ähnliche Situationen zu vermeiden". 

Die Ukraine hatte im Zuge ihrer Gegenoffensive die Drohnenangriffe auf das russisches Staatsgebiet verstärkt. Russland hat zu Beginn der 2022 gestarteten Invasion zunächst systematisch ukrainische Städte angegriffen, die massiven Angriffe gingen in den vergangenen Monaten allerdings zurück.

Bei einem Besuch in der französischen Hauptstadt Paris erklärte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba, dass die Rückeroberung des Dorfes Robotyne im Süden des Landes ein Vordringen in Richtung der von Russland besetzten Halbinsel Krim erleichtert habe. "Nachdem wir uns an den Flanken von Robotyne verschanzt haben, ebnen wir den Weg nach Tokmak und schließlich nach Melitopol und zur Verwaltungsgrenze zur Krim", sagte er.

Ukrainische Streitkräfte hatten am Montag die Rückeroberung von Robotyne in der Region Saporischschja gemeldet. Experten zufolge zeigt diese Rückeroberung, dass die ukrainischen Streitkräfte auf ihrem Marsch südwärts die russischen Linien durchbrechen können.

lt/ck


Emmanuel PEUCHOT / © Agence France-Presse