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Japan leitet verseuchtes Wasser ins Meer ein

Japan leitet Wasser aus dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima ins Meer

In Japan hat die im In- und Ausland umstrittene Einleitung von aufbereitetem Kühlwasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima in den Pazifik begonnen.

 "Jetzt öffnen sich die Ventile nahe der Meerwasser-Transportpumpen", 

hieß es in einem Video der Betreiberfirma Tepco ѡ  am Donnerstag. China kritisierte den Schritt als "extrem egoistisch" und setzte alle Importe von japanischen Meeresprodukten aus. Die japanische Regierung reagierte mit einer Beschwerde auf das Importverbot. 

Seit der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 hat der Betreiber Tepco 1,34 Millionen Tonnen Wasser gespeichert, das zur Kühlung der Überreste der immer noch hochradioaktiven Reaktoren verwendet wurde und sich überdies mit Grund- und Regenwasser vermischte. Weil die Speicherkapazitäten für das Kühlwasser vor Ort nicht mehr ausreichen, wird dieses nun ins Meer geleitet.

Bis März 2024 soll in vier Etappen Wasser eingeleitet werden. Die erste Einleitung werde etwa 17 Tage dauern, hieß es. 

Tepco hatte am Donnerstagmorgen mitgeteilt, dass die Wetter- und Meeresbedingungen für den Beginn der Einleitung des Kühlwassers geeignet seien. Nach Angaben der Firma wurden vorher fast alle radioaktiven Bestandteile aus dem Wasser herausgefiltert - bis auf Tritium. 

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärte am Donnerstag, Proben des Wassers hätten gezeigt, dass die Tritium-Konzentration "weit unter dem Grenzwert" der IAEA liege und das Wasser somit unbedenklich sei.

China jedoch erklärte, das Vorhaben verunreinige den Ozean. Peking verurteilte die Einleitung als "extrem egoistisch" und "unverantwortlich". Kurz darauf setzte China alle Importe japanischer Meeresprodukte aus.

Japan forderte das Land zu einer Rücknahme des Schritts auf: "Wir haben über diplomatische Kanäle eine Beschwerde bei China eingereicht und sie aufgefordert, (das Verbot) unverzüglich aufzuheben", sagte Regierungschef Fumio Kishida vor Reportern. Im vergangenen Jahr war China der größte Exportmarkt für die japanische Fischerei.

Schon zuvor hatte China ein Verbot für die Einfuhr von Lebensmitteln aus zehn japanischen Regionen verhängt und Strahlungskontrollen eingeführt. Die chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau waren Pekings Entscheidung gefolgt.

Örtliche Fischer haben sich ebenfalls gegen die Einleitung des Wassers ausgesprochen. In der Nähe von Fukushima protestierten am Donnerstag etwa zehn Menschen. Etwa hundert weitere versammelten sich vor dem Sitz von Tepco in Tokio. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte das Filter-Verfahren als "fehlerhaft" und erklärte, in den kommenden Jahren würden in Fukushima "immense" Mengen radioaktives Material ins Meer gelangen. 

Insgesamt sollen den Plänen zufolge über Jahrzehnte mehr als 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Kraftwerk ins Meer geleitet werden. Auch Nordkorea wandte sich gegen die Einleitung des Fukushima-Wassers ins Meer.

In Südkorea gibt es ebenfalls Sorgen der Bevölkerung, auch kam es vereinzelt zu Protesten. Am Donnerstag nahm die Polizei mehr als zehn Menschen fest, die versuchten, in die japanische Botschaft in Seoul einzudringen. Der südkoreanische Regierungschef gab aber an, dass kein Grund zu übermäßiger Besorgnis bestehe. 

Die japanische Haltung wird von vielen Experten bestätigt. "Wenn das Tritium im Pazifik freigesetzt wird, wird es in einem riesigen Wasserverlumen weiter verdünnt und würde schnell einen Radioaktivitätswert erreichen, der sich von normalem Meerwasser nicht merklich unterscheidet", erklärte Tom Scott von der Universität von Bristol. 

Die japanische Ostküste war 2011 von einem schweren Erdbeben und einem Tsunami getroffen worden. Damals kamen 18.000 Menschen ums Leben. Im Akw Fukushima Daiichi fiel damals das Kühlsystem aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze.

oer/dja afp