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Trojaner nach Afrika

Putin verspricht sechs afrikanischen Staaten Gratis-Getreide

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sechs afrikanischen Staaten zum Auftakt des Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg kostenlose Getreidelieferungen versprochen. 

Moskau werde in den kommenden Monaten "in der Lage sein, kostenlose Lieferungen von 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide nach Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, in die Zentralafrikanische Republik und nach Eritrea zu gewährleisten", sagte Putin am Donnerstag in seiner Eröffnungsrede. Überschattet wurde das Treffen vom Staatsstreich in Niger. 

Mit den Getreidelieferungen an afrikanische Staaten soll der Ausfall von Ausfuhren aus der Ukraine ausgeglichen werden, wie er in seiner im russischen Fernsehen übertragenen Eröffnungsrede darlegte. Unter den von Putin genannten Staaten sind mit Burkina Faso, Mali und der Zentralafrikanischen Republik drei Länder, die sich zuletzt an Moskau angenähert hatten. 

Russland könne "ukrainisches Getreide im Handel ersetzen, und zwar kostenlos", sagte Putin. Sein Land sei ein "starker und verantwortungsvoller Erzeuger". Das Auslaufen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides Mitte Juli hatte zu Befürchtungen hinsichtlich der Getreideversorgung insbesondere afrikanischer Staaten geführt.

Putin bekräftigte in seiner Auftaktrede zudem russische Vorwürfe, dass westliche Länder die Ausfuhr von Getreide und Düngemitteln aus Russland behinderten. Vorwürfe, Russland habe dem Getreideabkommen ein Ende gesetzt, seien daher falsch.

US-Außenminister Antony Blinken hatte die teilnehmenden afrikanischen Staaten im Vorfeld des Treffens aufgerufen, von Putin eine Lösung für die durch ausbleibende Getreideexporte ausgelöste Ernährungskrise zu fordern. "Sie wissen genau, wer die Schuld an der gegenwärtigen Situation trägt", sagte Blinken während eines Besuchs in Neuseeland. Er erwarte, "dass Russland dies von unseren afrikanischen Partnern deutlich zu hören bekommt". 

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte der Funke Mediengruppe: "Wer afrikanischen Ländern billigen russischen Weizen verspricht und zugleich ukrainische Getreidehäfen bombardiert, will nicht den Hunger bekämpfen, sondern nur neue Abhängigkeiten schaffen." 

Sie warf Putin eine "PR-Show" vor.

Überschattet wurde der Afrika-Russland-Gipfel zudem vom zeitgleich stattfinden Putsch in Niger. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, das Thema werde beim Treffen "aktiv" angesprochen.

Niger ist nach Mali und Burkina Faso der dritte Staat der Sahel-Zone seit 2020, in dem ein Staatsstreich stattfindet. In Burkina Faso und Mali hatten sich die neuen Machthaber von westlichen Staaten abgewandt und ihre Beziehungen zu Russland verstärkt.

Zu dem zweitägigen Gipfel in Putins Heimatstadt hatten sich Delegationen aus 49 afrikanischen Staaten angesagt - darunter 17 Staatschefs wie der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa. Das südafrikanische Präsidentschaftsbüro hatte am Mittwoch erklärt, Ramaphosa und Putin würden über Maßnahmen sprechen, die "die Bedingungen für einen Weg zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine" schaffen sollen.

An der ersten Ausgabe des Afrika-Russland-Gipfels in der Schwarzmeerstadt Sotschi hatten 2019 noch 45 Staats- oder Regierungschefs teilgenommen, insgesamt 54 afrikanische Staaten waren mit Delegationen vertreten. Der Kreml hatte vor dem Beginn des diesjährigen Gipfels beklagt, seitens des Westens sei "beispielloser Druck" auf afrikanische Staaten ausgeübt worden, dem Treffen fernzubleiben.

Für Freitag hat Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow eine "große Rede" Putins angekündigt, in der dieser über die Beziehungen zwischen Russland und Afrika und die "Herausbildung einer neuen Weltordnung" sprechen werde.

Seit Beginn der Ukraine-Offensive bemüht sich Russland zunehmend um engere Beziehungen zu Afrika. Der russische Außenminister Sergej Lawrow betonte in diesem Jahr bei mehreren Auslandsreisen Russlands Gegnerschaft gegen "westlichen Imperialismus" und versuchte, damit Staatschefs zur Unterstützung Moskaus zu gewinnen.

In mehreren afrikanischen Ländern genießt Putin noch immer Unterstützung, besonders im Sicherheitsbereich: Die russische Söldnertruppe Wagner ist ein wichtiger Akteur in afrikanischen Konflikten - doch ihr gescheiterter Aufstand gegen die russische Militärführung im vergangenen Monat hat Fragen über die Zukunft der Gruppe in Afrika aufgeworfen. 

bur/se/yb

© Agence France-Presse