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Stars haben Angst vor KI

US-Schauspieler errichten Streikposten vor Filmstudios in Los Angeles

Am ersten Tag ihres Streiks haben Hollywoods  Schauspielerinnen und Schauspieler Streikposten vor den großen US-Filmstudios in Los Angeles errichtet.

Hunderte Streikende zogen am Freitag mit Plakaten zum Netflix-Gebäude am legendären Sunset Boulevard und vor die Studios von HBO, Amazon und Paramount. Unterstützung bekamen sie von hupenden Autofahrern. Auch in New York gab es Streikposten.

Der Streik sei für sie ein "historischer Moment", sagte die 44-jährige Vera Cherny, die vor allem aus den Serien "The Americans" und "For All Mankind" bekannt ist. "Es ist an der Zeit, dass wir die Verträge abschließen, von denen zukünftige Generationen von Schauspielern profitieren werden. Genau wie 1960", sagte die Schauspielerin.

Auch Stars wie Allison Janney ("The West Wing - Im Zentrum der Macht" ), Mandy Moore ("This Is Us - Das ist Leben" ) und Ben Schwartz ("Sonic the Hedgehog" ) machten bei den Streikposten mit. In New York nahmen unter anderen Jason Sudeikis und Susan Sarandon an der Kundgebung teil.


Allison Janney modeling at The Heart Truth Fashion Show 2008


In Manhattan sagte die 36-jährige Schauspielerin Casey Killoran, vielen Kolleginnen und Kollegen in New York gehe es darum, von den Produktionsfirmen überhaupt einen "existenzsichernden Lohn" zu bekommen. "Wir wollen an dem Ort leben können, an dem wir arbeiten", sagte sie.

Nach gescheiterten Verhandlungen mit den großen Filmstudios waren die Schauspielerinnen und Schauspieler der Gewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA ) um Mitternacht in den Streik getreten. Es ist der erste Streik der US-Schauspieler seit 1980. Weil seit elf Wochen auch die US-Drehbuchautoren streiken, erlebt Hollywood damit erstmals seit mehr als 60 Jahren einen Doppelstreik.

"Wir sind seit ungefähr 80 Tagen hier draußen", sagte Marta Kauffman, die die Kultserie "Friends"  mitentwickelt hat. Die Tatsache, dass nun auch die Schauspielergewerkschaft in den Streik getreten sei, "hat viel Energie gebracht und es herrscht eine unglaubliche Solidarität", sagte sie.

Hatte die seit Wochen andauernde Arbeitsniederlegung der Drehbuchautoren Produktionen für Kino und Fernsehen bereits stark behindert, dürften viele Film- und Serienprojekte jetzt wegen des Schauspieler-Streiks endgültig zum Erliegen kommen. Zudem werden geplante Premieren für bereits vollendete Filme ausfallen oder verschoben werden müssen, weil die Schauspieler wegen des Streiks nicht über den Roten Teppich laufen werden.


Die SAG-AFTRA vertritt 160.000 Schauspielerinnen und Schauspieler, unter ihnen Stars Meryl Streep, Jennifer Lawrence  und Glenn Close . Die Gewerkschaft fordert von Studios und Streaminganbietern wie Disney , Paramount und Netflix   höhere Gagen sowie Zusicherungen zum künftigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI ).


"Die Studios sind taub und gierig und sie müssen aufwachen, denn wir sind diejenigen, die sie reich gemacht haben", sagte die Schauspielerin Frances Fisher, die unter anderem in "Titanic" mitgespielt hat, vor den Paramount-Studios.



Die Vereinigung der Film- und Fernsehproduzenten (AMPTP  ) hatte den Schauspielerinnen und Schauspielern nach eigenen Angaben kräftige Gehaltserhöhungen und einen "bahnbrechenden" Vorschlag zu KI vorgelegt. Eine Frist für eine Einigung bei den Verhandlungen war in der Nacht zum Donnerstag aber ohne Ergebnis ausgelaufen. 

Der letzte Streik der US-Schauspieler im Jahr 1980 hatte mehr als drei Monate gedauert.

Den letzten Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren hatte es 1960 gegeben.

mid

Andrew MARSZAL / © Agence France-Presse