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Ukraine meldet Fortschritte bei Gegenoffensive trotz "starken Widerstands"

Russland beansprucht für sich hingegen, alle Angriffe ukrainischer Kräfte abgewehrt zu haben

Die Ukraine hat trotz "starken Widerstands" russischer Soldaten und fortgesetzter Luftangriffe Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive vermeldet. Im Süden des Landes gebe es einen "allmählichen, aber beständigen Vormarsch der Streitkräfte", sagte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Donnerstag. Derweil stufte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, bei einem Besuch des russisch besetzten Atomkraftwerks Saporischschja die dortige Lage als "ernst" ein. 

Maljar zufolge leistet "der Feind starken Widerstand" an der südlichen Front. Die ukrainische Armee sei dort mit der "kompletten Verminung der Felder", Kamikaze-Drohnen und "intensiven Bombardements" konfrontiert, sagte sie bei einer Pressekonferenz. Die Ukraine hatten in diesem Monat mit ihrer lang erwarteten Offensive im Süden und im Osten begonnen.

Rund um die von heftigsten Gefechten gezeichnete Stadt Bachmut ziehe Russland derzeit "zusätzliche Reserven" zusammen, um den Vormarsch der ukrainischen Truppen zu verhindern, sagte Maljar weiter. Dennoch sei die ukrainische Armee in den vergangenen zehn Tagen im Gebiet von Bachmut in der Ostukraine "mehr als drei Kilometer" vorgerückt.

Die ukrainische Armee habe insgesamt binnen einer Woche sieben Siedlungen und mehr als 100 Quadratkilometer Gebiet zurückerobert, sagte Oleksij Gromow vom ukrainischen Generalstab bei der Pressekonferenz. Ihm zufolge rückten die ukrainischen Streitkräfte etwa drei Kilometer nahe der Ortschaft Mala Tokmatschka in der Region Saporischschja und "bis zu sieben Kilometer" südlich von Welika Nowossilka in der Region Donezk vor. 

Russland beansprucht für sich hingegen, alle Angriffe ukrainischer Kräfte abgewehrt zu haben, und überzog die Ukraine in der Nacht zum Donnerstag erneut mit etlichen Luftangriffen. Dabei kamen ukrainischen Angaben zufolge vier Raketen und 20 Drohnen aus iranischer Produktion zum Einsatz. Alle Drohnen und eine Rakete seien abgefangen worden, die restlichen drei hätten die Stadt Kriwij Rih getroffen, erklärte die ukrainische Armee. 

IAEA-Chef Grossi traf am Donnerstag am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ein und bezeichnete die dortige Lage als ernst. "Einerseits können wir feststellen, dass die Lage ernst ist, dass es Konsequenzen gibt und dass diese real sind", sagte Grossi. Zugleich würden aber "Maßnahmen zur Stabilisierung" ergriffen. 

Die Visite Grossis war ursprünglich für Mittwoch geplant gewesen, wurde dann aber aus Sicherheitsgründen um einen Tag verschoben. Zuvor hatte sich Grossi in Kiew aufgehalten.

Der IAEA-Chef wollte sich nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms ein Bild von der Sicherheitslage im Akw machen. Aus dem Stausee bezieht das Kernkraftwerk mit seinen sechs Reaktoren sein Kühlwasser. Der Damm war vor mehr als einer Woche zerstört worden. Daraufhin waren riesige Mengen Wasser aus dem Stausee ausgetreten.

Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat Grossi immer wieder vor den Gefahren eines nuklearen Unfalls in der Anlage, dem größten Akw Europas, gewarnt. Die teilweise Zerstörung des Staudamms hat der IAEA zufolge die "ohnehin prekäre" Sicherheitslage noch verschärft. 

Russland kündigte derweil "Wahlen" für die im vergangenen Jahr annektierten Regionen in der Ukraine an. Am 10. September sollen Regionalparlamente und Gemeinderäte gewählt werden, wie die russische Wahlkommission am Donnerstag bekanntgab. 

Russland hatte die vier Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson im Osten und Süden der Ukraine im Zuge seines Angriffskriegs besetzt und im September 2022 nach umstrittenen Referenden für annektiert erklärt.

Die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe im Bundestag, Renata Alt (FDP), nannte die "Wahlen" "eine reine Farce". Es sei davon auszugehen, "dass ukrainische Bürgerinnen und Bürger erneut teils gewaltsam zur Teilnahme" daran gezwungen würden. "Diese Gebiete sind ukrainisches Territorium", erklärte die FDP-Politikerin. Daran werde auch das Wahlergebnis nichts ändern.

kas/ju


© Agence France-Presse