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Offensive kommt langsam voran

Ukraine meldet Rückeroberung weiterer Ortschaften in "harten" Kämpfen

Die Ukraine hat im Zuge ihrer Gegenoffensive nach eigenen Angaben in "harten" Kämpfen weitere Erfolge erzielt und inzwischen sieben Dörfer von den russischen Streitkräften zurückerobert. "Sieben Siedlungen wurden befreit", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar (Wikipedia) am Montag im Onlinedienst Telegram. "Der Kampf ist hart, aber wir kommen voran, das ist sehr wichtig", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache.

"Das Wetter spielt nicht mit, der Regen erschwert unsere Aufgabe, aber die Stärke unserer Soldaten führt zu guten Ergebnissen", sagte Selenskyj. Er danke "für jede ukrainische Flagge, die jetzt an ihren rechtmäßigen Platz in Dörfern zurückkehrt", in Gebieten, die nun nicht mehr besetzt seien. 

Maljar hatte zuvor erklärt, die Ortschaften Lobkowo, Lewadne und Nowodariwka in der Region Saporischschja im Süden des Landes sowie das Dorf Storoschewe in der ostkrainischen Region Donezk seien wieder unter ukrainischer Kontrolle. Hinzu kommen drei Siedlungen in der Region Donezk, deren Rückeroberung Kiew bereits am Sonntag gemeldet hatte. Damit habe die Ukraine ein Gebiet von "rund 90 Quadratkilometern" wieder unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Maljar. 

Das ukrainische Verteidigungsministerium meldete zudem Geländegewinne in Richtung der umkämpften Stadt Bachmut. Die Armee sei "250 bis 700 Meter vorgerückt". 

Kurz zuvor hatte Russland erklärt, ukrainische Angriffe in der gleichen Region in Donezk nahe des Dorfes Welyka Nowosilka abgewehrt zu haben. Auch nahe Lewadne in der benachbarten Region Saporischschja seien Angriffe zurückgedrängt worden. Die Darstellungen der Ukraine und Russlands konnten nicht unabhängig überprüft werden. 

Das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien meldete derweil, dass ukrainische Streitkräfte sichtbar im Westen der Region Donezk und im Westen der Region Saporischja vorrückten.

Unterdessen trat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, eine Reise nach Kiew an. Er sei auf dem Weg in die Ukraine, um Selenskyj zu treffen, erklärte Grossi am Montagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter und veröffentlichte ein Foto, das ihn und sein Team bei der Abreise aus Wien zeigt, dem Sitz der IAEA. 

Nach Gesprächen in Kiew ist ein Besuch im Atomkraftwerk von Saporischschja geplant, wo Grossi sich nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ein Bild von der Lage machen will. Der Damm war vor einer Woche zerstört worden, daraufhin waren riesige Mengen Wasser aus dem Stausee ausgetreten, der auch zur Kühlung der sechs Reaktoren des Akw genutzt wird.

Grossi kündigte an, er werde nach den "katastrophalen Überschwemmungen" ein Hilfsprogramm vorstellen und das Expertenteam der IAEA im Kraftwerk durch eine "Rotation" stärken.

Die Reaktoren des von Russland besetzten größten Atomkraftwerks Europas sind seit Monaten abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss jedoch weiterhin ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern.

Angesicht von Diskrepanzen bei den gemeldeten Daten zur Wasserhöhe im Stausee hatte die IAEA am Sonntag gefordert, selbst Messungen vor Ort vornehmen zu können. Ständig im Atomkraftwerk von Saporischschja präsente IAEA-Inspekteure müssten Zugang zu dem Stausee erhalten um klären zu können, warum es "bedeutende Unterschiede" bei den Messungen verschiedener Einrichtungen gebe.

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer nach ukrainischen Angaben auf mindestens zehn gestiegen. Der ukrainische Innenminister Igor Klymenko erklärte im Online-Dienst Telegram zudem, 41 weitere Menschen würden in der Stadt Cherson und der umliegenden Region noch vermisst. 

Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, für den Dammbruch verantwortlich zu sein.

ck/ © Agence France-Presse