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Sieht so die Gegenoffensive aus?

Moskau widersprach ukrainischen Angaben über erste Erfolge der Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen.

Moskau will ukrainische Angriffe nahe mehreren Dörfern abgewehrt haben

Russland hat nach eigenen Angaben ukrainische Angriffe rund um mehrere Dörfer im Südosten der Ukraine abgewehrt. Moskau widersprach damit am Montag ukrainischen Angaben über erste Erfolge der Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen. Der frühere ukrainische Botschafter in Berlin, forderte unterdessen eine deutliche Aufstockung der deutschen Panzerlieferungen, um der Ukraine bei ihrer Gegenoffensive zu helfen.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Montag mit, russische Verbände hätten drei ukrainische Angriffe nahe Welyka Nowosilka in der ostukrainischen Region Donezk abgewehrt. Die Ukraine hatte hingegen Geländegewinne in den vergangenen Tagen im Gebiet von Welyka Nowosilka verkündet. Dabei seien am Wochenende drei Dörfer zurückerobert worden. 

Am Montag teilte das Verteidigungsministerium in Kiew zudem mit, die ukrainischen Truppen hätten ein viertes Dorf in dem Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht. Die widersprüchlichen Angaben aus Moskau und Kiew ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. 

Zudem hatte ein Verband ukrainischer Infanteristen nahe Orichiw im Süden der Region Saporischschja  am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mitgeteilt, dass mehrere von westlichen Verbündeten gelieferte Panzer durch russische Angriffe außer Gefecht gesetzt worden ein. Von den eingesetzten Panzern vom US-Typ Bradley und vom deutschen Typ Leopard seien sechs vollständig zerstört worden. Drei weitere dieser Panzer seien beschädigt, könnten aber repariert werden.

Vor diesem Hintergrund forderte der ukrainische Vize-Außenminister und ehemalige Berlin-Botschafter Melnyk weitere Panzerlieferungen aus Deutschland. "Die ukrainische Armee braucht am dringendsten viel mehr westliche Kampfpanzer, Schützenpanzer und weitere gepanzerte Fahrzeuge", sagte Melnyk dem "Tagesspiegel". Er betonte: "Jeder Leopard 2 ist für die entscheidende Offensive buchstäblich Gold wert."

Melnyk vertrat die Ansicht, die Bundeswehr sei in der Lage, mehr als die bereits gelieferten 18  Leopard 2 aus ihrem Bestand von insgesamt mehr als 300 zur Verfügung zu stellen. Die aktuelle Zahl könne "verdreifacht werden, ohne die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu gefährden". Der Ex-Botschafter bat zudem um 60 weitere Marder-Schützenpanzer für die ukrainische Armee und erneute seine Forderung an Deutschland, auch Marschflugkörper vom Typ Taurus zu liefern.  

Unterdessen gingen die  Bergungsarbeiten in den nach der Beschädigung des Kachowka-Staudamms überfluteten Gebieten weiter. Die Staatsanwaltschaft im ukrainisch kontrollierten Teil der Region Cherson teilte am Sonntag mit, bei dem russischen Beschuss eines Rettungsbootes seien drei Menschen getötet und mindestens 23 weitere verletzt worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj prangerte die angeblichen russischen Angriffe auf ukrainische Rettungseinsätze wütend an: "Russische Terroristen beschießen weiterhin Evakuierungsrouten, Evakuierungspunkte, Boote, mit denen Menschen gerettet werden", sagte er in seiner täglichen Videobotschaft. "Die Besatzer haben diese Katastrophe vorbereitet, indem sie den Staudamm gesprengt haben, die Menschen in den überfluteten Städten und Dörfern zurückgelassen haben und dann die Rettungsboote beschossen haben."

Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, für die Beschädigung des russisch besetzten Staudamms verantwortlich zu sein. Unklarheiten gibt es auch beim Wasserstand des Kachowka-Stausees, aus dem das Wasser zur Kühlung des Atomkraftwerks Saporischschja  bezogen wird. Die Internationale Atomenergiebehörde  (IAEA) forderte angesichts der abweichen Angaben zum Pegel des Stausees, selbst Messungen vor Ort vornehmen zu können.

Ständig im Akw Saporischschja präsente IAEA-Inspekteure müssten Zugang zu dem Stausee erhalten, um klären zu können, warum es "bedeutende Unterschiede" bei den Messungen verschiedener Einrichtungen gebe, erklärte die Atomenergiebehörde. Die Reaktoren der von der russischen Armee besetzten Nuklearanlage sind zwar bereits abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss allerdings ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern.

aka/dja


© Agence France-Presse