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Atomwaffen in Belarus bedrohen bald ganz Europa

und Menschen in Belarus werden nach Tichanowskaja zu "Geiseln der imperialen Pläne Russlands"

Russland hat nach Angaben des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko  mit der vor Monaten angekündigten Verlegung von Atomwaffen nach Belarus begonnen.

"Die Verlegung atomarer Kampfstoffe (...) hat schon begonnen", sagte Lukaschenko am Donnerstag während eines Besuchs in Moskau vor Journalisten. Der russische Präsident Wladimir Putin habe ihn am Mittwoch über die Unterzeichnung eines entsprechenden Dekrets informiert. Die belarussische Oppositionschefin Swetlana Tichanowskaja   schrieb von einer "neuen Bedrohung" für die Ukraine und ganz Europa.

Lukaschenko, der sich am Donnerstag zu einem Regionalgipfel in Moskau aufhielt, sagte nicht, ob sich die Waffen bereits in seinem Land befinden. "Vielleicht, ich kehre zurück, dann werde ich es sehen", sagte er. Aus Russland gab es zu dem Thema zunächst keinen offiziellen Kommentar. 

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte die Stationierung taktischer Atomwaffen im Nachbarland Ende März angekündigt. Damals sagte er in einem Fernsehinterview, er habe mit Lukaschenko vereinbart, dass Russland und Belarus nun "dasselbe tun" wie die USA auf dem Gebiet ihrer Verbündeten. 

Im April hatten bereits belarussische Soldaten mit der Ausbildung an nuklearwaffenfähigen Raketensystemen begonnen. Putin zufolge wurden inzwischen zudem zehn mit Nuklearwaffen ausrüstbare Flugzeuge an Belarus geliefert, ein spezielles Waffenlager solle zudem bis Anfang Juli fertiggestellt werden.

Westliche Staaten hatten die Ankündigung verurteilt - auch, weil Putin selbst seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine mehrfach über die Möglichkeit eines Atomwaffeneinsatzes gesprochen hatte. Experten und westliche Regierungsvertretern gehen jedoch nach eigenen Aussagen nicht davon aus, dass die Verlegung taktischer Nuklearwaffen nach Belarus den Verlauf des Ukraine-Konflikts verändert.

Taktische Nuklearwaffen können im Falle eines Einsatzes verheerende Schäden verursachen, haben jedoch eine geringere Reichweite als sogenannte strategische Langstreckenwaffen.

Das seit 1994 von Lukaschenko regierte Belarus grenzt nicht nur an Russland und die Ukraine, sondern auch an die EU-Mitgliedstaaten Polen und Litauen. Lukaschenko hatte der russischen Armee erlaubt, von belarussischem Gebiet aus die Offensive gegen die Ukraine zu starten.

Die belarussische Oppositionsführerin Tichanowskaja schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Stationierung der Atomwaffen werde "nicht nur das Leben der Belarussen gefährden, sondern auch eine neue Gefahr für die Ukraine und ganz Europa schaffen". Die Bürger von Belarus würden dadurch zu "Geiseln der imperialen Pläne Russlands". Die die meisten der verlegten taktischen Nuklearwaffen hätten eine Sprengkraft wie die Atombombe, die "in Hiroshima 140.000 Menschen tötete".

bur/se/dja

© Agence France-Presse