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In der Ukraine heißt es warten

Selenskyj spricht von Verzögerung der ukrainischen Gegenoffensive

Die geplante ukrainische Großoffensive gegen die russischen Invasionstruppen wird sich nach Angaben von Staatschef Wolodymyr Selenskyj weiter hinauszögern. Für die Vorbereitung der Gegenoffensive brauche die Ukraine "noch etwas mehr Zeit", sagte Selenskyj am Donnerstag dem britischen Sender BBC. Im heftig umkämpften Bachmut erzielte die ukrainische Armee jedoch offenbar bereits Geländegewinne: Die russischen Truppen hätten sich dort aus einigen Zonen zurückgezogen, teilte ein ukrainischer Kommandeur mit. 

Selenskyj sagte zum Stand der Vorbereitungen für die große Frühjahrsoffensive: "Mit (dem, was wir haben) können wir weitermachen und erfolgreich sein. Aber wir würden viele Leute verlieren." Dies sei "inakzeptabel", "also müssen wir warten". 

Mit Unterstützung des Westens hatte die ukrainische Armee zuletzt verstärkt Soldaten ausgebildet. Auch wurden mittels Lieferungen aus der EU und den USA die Vorräte an Munition und Ausrüstung aufgestockt - laut Experten der Schlüssel zur Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete. 

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, widersprach allerdings Selenskyjs Aussage, dass die ukrainische Gegenoffensive noch auf sich warten lasse. Er bekräftigte in einem Interview mit der BBC seine Darstellung, dass diese Offensive bereits "in vollem Gange" sei. 

Die Wagner-Söldner stehen auf russischer Seite an der Spitze der seit Monaten andauernden Gefechte um Bachmut. Prigoschin beklagt jedoch einen Mangel an Unterstützung durch die russische Armeeführung und vor allem das Ausbleiben von Munitionslieferungen und drohte jüngst mit dem Abzug seiner Kämpfer aus Bachmut.

Den ukrainischen Verbänden sei bereits an einigen Stellen der Front im Gebiet von Bachmut der Durchbruch gelungen, sagte Prigoschin am Donnerstag in der BBC. Die ukrainische Armee setze ihren Angriffsplan derzeit um. "Alle Verbände, die trainiert wurden und die Waffen, Panzer und alles Notwendige bekommen haben, sind bereits in vollem Einsatz" in den Kämpfen, sagte der Wagner-Chef. 

Bereits am Vortag hatte Prigoschin einer russischen Armeeeinheit vorgeworfen, ihre Stellungen in Bachmut geräumt zu haben. Der Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, teilte seinerseits am Mittwoch mit, nach Angriffen durch ukrainische Einheiten hätten sich russische Truppen aus einigen Gegenden von Bachmut zurückgezogen. 

"Wir führen wirksame Gegenangriffe aus. In bestimmten Zonen der Front hat der Feind dem Angriff der ukrainischen Verteidigungsverbände nicht standhalten können und sich um eine Distanz von bis zu zwei Kilometern zurückgezogen", beschrieb Syrskyj im Onlinedienst Telegram die Lage in Bachmut.

Laut Syrskyj starteten die ukrainischen Verbände rund um Bachmut Gegenangriffe. An einigen Orten seien Kämpfer der Wagner-Gruppe inzwischen durch weniger gut vorbereitete Soldaten der regulären russischen Armee ersetzt, teilte der ukrainische Befehlshaber auch mit. 

Die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Malijar versicherte am Mittwoch auf Telegram, dass Kiews Truppen "im Laufe des vergangenen Tages keine einzige Stellung in Bachmut verloren" hätten. Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen. Russland versucht seit vergangenem Sommer ohne Erfolg, die ostukrainische Industriestadt Bachmut einzunehmen. 

Für den Kampf gegen die russischen Truppen soll die ukrainische Armee nun auch mit britischen Raketen von besonders großer Reichweite ausgerüstet werden. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace kündigte am Donnerstag an, dass Raketen des Typs Storm Shadow geliefert werden sollen. Diese haben eine Reichweite von mehr als 250 Kilometern. Das ist laut Wallace eine größere Reichweite als bei allen bislang vom Westen an die Ukraine gelieferten Raketen. 

dja/ju

© Agence France-Presse