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Wertschätzung eines arabischen Klassikers

Seit 2020 arbeiten Arabisten um Prof. Dr. Thomas Bauer und Prof. Dr. Syrinx von Hees an der Edition der Werke des arabischen Dichters und Prosaschriftstellers Ibn Nubatah al-Misri (1287-1366). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt nun erneut mit rund 1,7 Millionen Euro.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt zum zweiten Mal das Langfristvorhaben zur Edition des Gesamtwerks von Ibn Nubatah al-Misri (1287–1366). Die DFG fördert das Projekt am Institut für Arabistik und Islamwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster für die kommenden drei Jahre nun erneut mit rund 1,7 Millionen Euro.

Bis ins 19. Jahrhundert galt der Ägypter Ibn Nubatah (1287-1366) in der arabischen Welt als Klassiker. Er war einer der einflussreichsten Dichter und Prosaschriftsteller. Der größte Teil seines Werks liegt bisher aber nur in Handschriften oder mangelhaften Drucken vor. „Der Grund dafür ist, dass die arabische Literatur zwischen 1100 und 1800 von der modernen Forschung lange als belanglos abgewertet wurde“, erläutert Syrinx von Hees. „Dahinter steht das bis heute kolonialistische Konzept eines ‚Zeitalters des Niedergangs‘ der arabischen Kultur seit dem 11. Jahrhundert. Es wurde auch von Eliten in arabischen Gesellschaften übernommen, die mit diesem Modell Machtverlust und Demütigung der islamischen Welt im Kolonialismus erklären und mithilfe westlicher Ideologien wie Nationalismus und Sozialismus und heute Islamismus Abhilfe schaffen wollten und wollen“, schildert die Expertin für arabische Literatur und Rhetorik. Die Fixierung auf ein sogenanntes ,Goldenes Zeitalter‘, ob nun zur Zeit des Propheten Mohammed oder im Bagdad Harun ar-Raschids und die Abwertung aller späteren Perioden habe für das Selbstverständnis arabischer Gesellschaften bis zur gegenwärtigen Politik verheerende Auswirkungen gehabt.

Ziel des Projekts ist es daher, die Werke Ibn Nubatahs über eine digitale, weltweit zugängliche Edition wieder zur Geltung zu bringen. Neben der Sammlung seiner Gedichte (Dīwān) sollen zwölf weitere Werke in Ersteditionen beziehungsweise erstmals zuverlässigen Editionen vorgelegt werden. So entsteht eine verlässliche Grundlage für die Erforschung der arabischen Literatur einer Zeit, die nicht weniger „golden“ war als vorhergegangene Epochen.