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Abgetrennte Hand nach Hundeattacke gerettet

Nach einer plötzlichen Attacke des Rottweilers ihrer Tochter, wurde die rechte Hand von Christina Belinchon Lendinenz fast vollständig abgetrennt. In der Unfallchirurgie des UKM (Universitätsklinikum Münster) konnte die Hand schließlich erhalten bleiben.

Münster (ukm/aw). An den 25. März 2023 wird sich die gebürtige Spanierin Christina Belinchon Lendinez immer erinnern: Der Hund ihrer erwachsenen Tochter, ein zweijähriger Rottweiler, der schon von klein auf bei der Familie lebte, griff sie ohne ersichtlichen Grund an. „Ich stand bei uns im Garten an der Gartenhütte und ich vermute, er hatte dort etwas versteckt und glaubte, ich würde es wegnehmen wollen“, sagt die 58 Jahre alte Patientin eine Erklärung versuchend. Im Grunde sei der Hund verspielt und „eher trottelig“ gewesen. „Doch dann hat er sich von jetzt auf gleich in meine Hand verbissen und ließ einfach nicht los“, berichtet Belinchon Lendinez, „irgendwann sah ich meine Hand baumeln und ich wusste, es wird ernst.“ Sie habe nur einen sehr brennenden Schmerz verspürt, sagt die Patientin. Erst durch ihren Lebensgefährten ließ sich der aggressive Rottweiler schließlich zurückdrängen – Polizisten vor Ort mussten ihn später erschießen.

Mit dem Rettungshubschrauber wurde die 58-Jährige in die Klinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie am UKM gebracht. Dort begannen die Unfallchirurgen direkt mit der initialen Versorgung der Wunde und der Wiederverbindung der Knochenfragmente, Sehnen und Nerven. „Wenn Gliedmaßen bei einem Unfall oder wie hier bei einem Hundebiss amputiert wurden, ist es das Wichtigste, die Durchblutung schnell wiederherzustellen“, sagt Oberarzt Priv.-Doz. Philipp A. Michel, der zusammen mit seinem Kollegen Oberarzt Dr. Simon Oeckenpöhler auch bei der Erstversorgung mit im OP war.

Die erste – rund sechsstündige – Operation glückte: Die Hand wurde zunächst intensiv gesäubert, und konnte im zweiten Schritt zum Erhalt der Blutversorgung mit den Unterarmgefäßen verbunden werden. Wichtig war es vor allem, den Erhalt der Durchblutung im Auge zu behalten.

Doch die Hand von Christina Belinchon Lendinez war so schwer verletzt, dass Weichteile und Haut nicht mehr qualitativ vorhanden waren. Vier Tage nach dem Unfall wurde die Patientin daher erneut operiert, dieses Mal von Plastischen Chirurgen. „Wir haben als großes Traumazentrum die Möglichkeit, Schwerverletzte hier vor Ort direkt und ohne Zeitverzögerung interdisziplinär versorgen zu können“, sagen der Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Univ.-Prof.  Michael Raschke, und der Leiter der Sektion Plastische Chirurgie am UKM, Univ.-Prof. Tobias Hirsch.

Die Plastischen Chirurgen Ana Filipa Almeida Oliveira und David Kampshoff entnahmen bei der zweiten OP ein großes Stück Muskel und Haut vom Rücken der Patientin und transplantierten beides an Hand und Unterarm. Nach insgesamt vier Operationen lässt sich das Ergebnis sehen: Die Hand ist zwar noch dick eingegipst und muss noch einige Wochen im Fixateur bleiben – sie wirkt aber rosig und durchblutet und die Finger lassen sich sogar schon wieder ein wenig bewegen. 

Foto (UKM/Heine): Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Unfallchirurg Priv.-Doz. Philipp A. Michel (r.) und sein Kollege Christian Schenk (2.v.l.) hoffen mit dem Operationsteam der Plastischen Chirurgie, David Kampshoff (l.) und Ana Filipa Almeida Oliveira, dass die Hand von Christina Belinchon Lendinez wieder voll funktionstüchtig wird.