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Ukraine wirft orthodoxe Kirche aus Höhlenkloster

Die orthodoxe Kirche untersteht schon lange dem Moskauer Patriarchat.

Die ukrainische Regierung verbannt die orthodoxe Kirche (Wikipedia) des Landes aus ihrem Hauptheiligtum, dem Kiewer Höhlenkloster. Das berichtete die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Montag. Die orthodoxe Kirche untersteht schon lange dem Moskauer Patriarchat. 

Die staatliche Behörde für das Kloster habe den Nutzungsvertrag zum 29. März gekündigt, teilten die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) und das Kulturministerium mit. Bis dahin müsse die Kirche das Kloster räumen. In der „Uspenski Kyjiwer Petscherska Lawra“ (Mariä-Entschlafens-Höhlenkloster zu Kiew) haben unter anderem die Kirchenleitung mit Oberhaupt Metropolit Onufri und die Theologische Akademie ihren Sitz.

Als Grund für die Kündigung nannte Kulturminister Olexandr Tkatschenko in einem TV-Interview Verstöße gegen den Nutzungsvertrag wie die Errichtung von Gebäuden auf dem Klostergelände ohne Genehmigung. Er warnte die Kirche davor, Reliquien von Heiligen zu entwenden. Falls ihre Geistlichen eines der insgesamt mehr als 800 „Museumsexponate“ mitnähmen, werde man sie dafür strafrechtlich zur Verantwortung ziehen.

Die Kirche sprach von einem „Ultimatum.“ Das Kündigungsschreiben verletze gesetzliche Vorschriften grob. „Der einzige Grund für den Rauswurf der Mönche aus dem orthodoxen Heiligtum ist eine Laune von Beamten des Kulturministeriums, genau wie unter den sowjetischen Behörden in den 1960er Jahren“, protestierte die Kirche. Sie hatte 2013 unter dem damaligen Staatspräsiden Viktor Janukowitsch einen unbefristeten Vertrag über die kostenlose Nutzung eines Großteils des Höhlenklosters geschlossen.

Zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen in der Ukraine

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Sie ging aus zwei Konfessionen hervor, die sich bereits vor Jahrzehnten vom Moskauer Patriarchat getrennt hatten. Die UOK sagte sich hingegen erst im Mai 2022, nach Kriegsbeginn, vom Moskauer Patriarchat los.

Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung beschuldigen die UOK seit Monaten, weiter mit Moskau zu kollaborieren. Ukrainische Gerichte verurteilten mehrere Priester der Kirche zu hohen Haftstrafen, unter anderem wegen Spionage für Russland. Insgesamt eröffnete die Ukraine Strafverfahren gegen etwa 60 Geistliche der UOK. Selenskyj erkannte mehreren ihrer Bischöfe die ukrainische Staatsangehörigkeit ab. Die meisten von ihnen arbeiten in von Russland besetzten ukrainischen Regionen.

Großer Klosterkomplex mit Ehrentitel „Lawra“

Das Kiewer Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie. Der 23 Hektar große Klosterkomplex mit rund 140 Gebäuden trägt den Ehrentitel „Lawra“, wie insgesamt nur drei Abteien in der Ukraine. In Russland haben diesen Titel nur zwei weitere Klöster. Die Unesco (Wikipedia) nahm das Kiewer Höhlenkloster 1990 in ihre Liste des Welterbes auf. In den Höhlen des Klosters befinden sich Reliquien von mehr als 120 Heiligen.

Erst vor wenigen Tagen hatte das Kulturministerium angeordnet, dass die UOK zwei Klöster und eine Kathedrale im nordukrainischen Tschernihiw verlassen muss. Sie gehören ebenfalls dem Staat. Die Sakralbauten aus dem 11. bis 17. Jahrhundert sind Teil des architektonisch-historischen Nationalparks "Antikes Tschernihiw".

(kna – fg)

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