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Erteilte Baugenehmigungen 2022 auf niedrigstem Stand seit 2018

Besonders stark war der Rückgang über das ganze Jahr gesehen mit 16,8 Prozent bei Einfamilienhäusern.

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2018 gefallen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte, wurden 354.400 Wohnungen genehmigt - 6,9 Prozent oder 26.300 weniger als im Vorjahr. Gewerkschaftsvertreter forderten mehr öffentliche Förderung. Wirtschaftsvertreter kritisierten die Wohnungsbaupolitik insbesondere der Grünen scharf.

Wie die Statistiker ausführten, sank die Zahl der Baugenehmigungen in der zweiten Jahreshälfte deutlich. Während im ersten Halbjahr noch 2,1 Prozent weniger Wohnungen genehmigt wurden als im Vorjahreszeitraum, betrug die Differenz im zweiten Halbjahr 12,6 Prozent. Seit Mai 2022 wurden durchgängig weniger Anträge für neu zu errichtende Wohnungen genehmigt als im jeweiligen Vorjahresmonat.

Besonders stark war der Rückgang über das ganze Jahr gesehen mit 16,8 Prozent bei Einfamilienhäusern. Die Zahl der genehmigten Wohnungen in Zweifamilienhäuser sank ebenfalls überdurchschnittlich um 13,8 Prozent. In den Gesamtzahlen enthalten sind Genehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden und für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden.

Die Statistiker führen die negative Entwicklung vor allem auf Materialmangel, hohe Kosten für Baumaterialien, den Fachkräftemangel und die hohen Zinsen zurück. Das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, wurde klar verfehlt.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), erklärte, die Bundesregierung werde den Problemen "durch vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren, einer stärkeren Digitalisierung und einem Fokus hin zum seriellen und modularen Bauen begegnen". Gerade sei zudem das Förderprogramm "Klimafreundlicher Neubau" mit einem Volumen von 750 Millionen Euro angelaufen. Im Juni werde ein Förderprogramm speziell für Familien mit kleinen und mittleren Einkommen folgen.

"Die Zahlen sind wahrlich erschreckend und beunruhigend zugleich", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbes (ZDB), Felix Pakleppa. "Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, wächst sich die Wohnungsmarktkrise weiter aus." Der ZDB fordere vor allem die Aussetzung des "überambitionierten energetischen Standards EH-40" bei der Bauförderung.

Der Chef der Gewerkschaft IG BAU, Robert Feiger, forderte "eine Wohnungsbau-Sonder-Investition durch den Bundeshaushalt", die noch durch Finanzierung der Länder "flankiert" werden solle. "Allein der soziale Wohnungsbau braucht in einem ersten Schritt dringend einen Fördertopf von 50 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025."

Der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, kritisierte speziell die Wohnungspolitik der Grünen. Es sei ein "schlimmer Konstruktionsfehler", dass die Wohnungsbauförderung zum Großteil im Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) angesiedelt sei, sagte er dem Magazin "Focus".

"In ihrer ganzen bisherigen Geschichte hat die Bundesrepublik den Wohnungsbau letztlich immer unterstützt, um Bezahlbarkeit sicherzustellen", sagte Gedaschko weiter. "Nun findet da eine gewaltige Umorientierung statt, weil vor allem gefördert wird, was als ökologisch sinnvoll gilt." Bei all den Problemen - Inflation, Zinsen, Fachkräftemangel, Wohnungsbedarf für Flüchtlinge - sei dies kaum noch zu vermitteln.

pe/cne


© Agence France-Presse