Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Historischer Tag für den Naturschutz

Ein "Tag zum Jubeln" - UN-Mitgliedstaaten einigen sich auf historisches Abkommen zum Schutz der Meere

Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die UN-Mitgliedstaaten auf den Text für das erste internationale Hochsee-Abkommen zum Schutz der Weltmeere geeinigt. "Das Schiff hat das Ufer erreicht", sagte die Leiterin der UN-Konferenz, Rena Lee, am Samstagabend (Ortszeit) am Sitz der Vereinten Nationen in New York unter dem Beifall der Delegierten. Umweltaktivisten sprachen von einem "historischen Tag"; Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Wikipedia) (Grüne) erklärte, die Bundesregierung wolle nun "rasch ins Handeln" kommen.

Der Inhalt des Textes wurde zunächst nicht veröffentlicht.

Allerdings kann der Text, auf den sich die Delegierten nach zwei Wochen intensiver Gespräche einigten, nach Angaben von Konferenzleiterin Lee nun nicht mehr wesentlich geändert werden. "Es wird keine Wiederaufnahme oder inhaltliche Diskussionen mehr geben", sagte Lee. Das Abkommen solle formell beschlossen werden, sobald es von Juristen geprüft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen übersetzt worden sei, kündigte Lee an.

Die UN-Mitgliedstaaten hatten seit mehr als 15 Jahren um ein Abkommen zum Schutz der Biodiversität (Wikipedia) in der Hohen See gerungen. Noch im August war eine Verhandlungsrunde ohne Ergebnis zu Ende gegangen.

Als Hochsee oder Hohe See (Wikipedia) werden rund 60 Prozent der Weltmeere bezeichnet, die nicht unter die ausschließliche Wirtschaftszone eines Staates fallen, da sie weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind. Derzeit wird nur etwa ein Prozent der Hochsee durch internationale Abkommen geschützt, mit Inkrafttreten des Hochsee-Abkommens wird die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern ermöglicht.

Das Abkommen soll die Staaten der Welt zudem dazu verpflichten, Umweltverträglichkeitsprüfungen für geplante Aktivitäten auf Hoher See vorzunehmen. Insbesondere die Aufteilung möglicher Gewinne aus neu entdeckten maritimen Ressourcen hatte in der letzten Phase der Verhandlungen zu erheblichem Streit geführt. Schließlich überwanden die Delegierten jedoch auch diese Hürde.

Bundesumweltministerin Lemke zeigte sich am Sonntag von dem "historischen und überwältigendem" Verhandlungserfolg "persönlich tief bewegt". Erstmals komme nun ein "verbindliches Abkommen für die Hohe See, die bislang kaum geschützt war". Deutschland werde die Umsetzung "dieses wichtigen Abkommens vorantreiben", erklärte Lemke. Wenn die Ozeane geschützt würden, "schützen wir auch uns Menschen".

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius (Wikipedia) bezeichnete das Abkommen als einen "entscheidenden Schritt nach vorne", um das Meeresleben und die Biodiversität zu erhalten. UN-Generalsekretär António Guterres lobte die Delegierten und erklärte nach Angaben eines Sprechers, die Vereinbarung sei ein "Sieg für den Multilateralismus und für die globalen Bemühungen, den zerstörerischen Trends entgegenzuwirken, welche die Gesundheit der Meere bedrohen".

Die Umweltschutzorganisation WWF (Webpräsenz) sprach von einem "Tag zum Jubeln". Der "größte Lebensraum der Erde" könne mit dem Abkommen besser geschützt werden, erklärte Karoline Schacht, Meeresschutzexpertin beim WWF Deutschland.

Laura Meller von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach von einem "historischen Tag für den Naturschutz". Die Einigung auf das Hochsee-Abkommen sei "ein Zeichen dafür, dass in einer zerstrittenen Welt der Schutz der Natur und der Menschen über die Geopolitik triumphieren kann".

Meeresexperte Till Seidensticker von Greenpeace Deutschland erklärte, mit Abschluss des Abkommens beginne "jetzt die eigentliche Arbeit". Die Bundesregierung müsse zusammen mit anderen Ländern "zügig die Umsetzung echter Schutzgebiete" vorantreiben, die "frei von industrieller Nutzung" und "frei von jedem menschlichen Eingriff" sein sollten.

Umweltschutzorganisationen dringen auf einen besseren Schutz der Weltmeere angesichts der Gefahren durch Erderwärmung, Verschmutzung und Überfischung. Die Ozeane produzieren die Hälfte des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre und nehmen einen erheblichen Teil des Kohlendioxids auf, das durch menschliche Aktivitäten ausgestoßen wird.

mhe/j