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Kriminalstatistik 2022: Steigende Fallzahlen - Steigende Aufklärungsquote

Rohheitsdelikte wie Raub, Köperverletzung und Bedrohung sowie Diebstahl - "Wir konnten den Trend bereits Mitte 2022 ablesen".

Münster - (ots) - Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist für Münster im Jahr 2022 nach der Pandemie einen Anstieg auf. Die Zahl der Straftaten ist um 5.480 Delikte von 26.293 in 2021 auf 31.773 in 2022 und damit um 20,84 Prozent gestiegen. Trotz gestiegener Fallzahlen konnte die Polizei Münster die Aufklärungsquote um 3,45 Prozent von 44,18 auf 47,63 Prozent verbessern. Die Polizei Münster setzt auf intensivierte brennpunktorientierte Arbeit, um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl zu stärken.

Ein Großteil der Straftaten wird im öffentlichen Raum begangen

Straftaten, die üblicherweise im öffentlichen Raum begangen werden, machen knapp 60 Prozent (58,59 Prozent) der Gesamtzahlen aus. Darunter fallen unter anderem Rohheitsdelikte wie Raub, Köperverletzung und Bedrohung sowie Diebstahl. "Wir konnten den Trend bereits Mitte 2022 ablesen. Die Zahl der Straftaten war bereits zu diesem Zeitpunkt insbesondere im Bereich des Bahnhofs gestiegen. Diese Entwicklung hat sich nach einem Rückgang bis August im Herbst erneut gezeigt. Wir haben die Zahlen analysiert und unsere Maßnahmen seitdem fortlaufend intensiviert und angepasst", machte Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf klar. "Mit einem nachhaltigen Konzept bestehend aus sichtbaren und verdeckten Maßnahmen haben wir den Bereich intensiv im Fokus."

Die Körperverletzungsdelikte - dazu zählen die einfache, gefährliche und schwere Körperverletzung - sind von 2.011 im Jahr 2021 auf 2.529 in 2022 gestiegen.

Raubdelikte sind von 213 im Jahr 2021 auf 286 im Jahr 2022 gestiegen. Die Aufklärungsquote konnte dabei um 3,45 Prozent von 56,34 auf 59,79 Prozent gesteigert werden.

Im vergangenen Jahr 2022 wurden 4.206 Fahrrad-Diebstähle verzeichnet. Im Jahr 2021 waren es 4.182. Im Verhältnis zu den nur leicht gestiegenen Fallzahlen hat sich die Aufklärungsquote von 7,56 auf 11,48 Prozent und damit um knapp vier Prozent (3,92) verbessert. "Fahrraddiebstahl ist kein Kavaliersdelikt. Heute liegen die Werte durch E-Bikes häufig im vierstelligen Euro-Bereich. Die Straftaten verursachen inzwischen einen erheblichen Schaden", verdeutlicht der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Dekker.

Der dramatische Anstieg der Taschendiebstähle um fast 100 Prozent von 596 in 2021 auf 1.165 in 2022 ist besorgniserregend und mahnt die Münsteranerinnen und Münsteraner zu erhöhter Wachsamkeit und gegenseitiger Aufmerksamkeit. Diebstähle an und aus Kraftfahrzeugen sind von 1.337 Fällen im Jahr 2021 auf 1.819 im Jahr 2022 gestiegen. Damit einhergehend stieg auch der Diebstahl von unbaren Zahlungsmitteln von 932 angezeigten Taten im Jahr 2021 auf 1.522 Taten im Jahr 2022. "Sobald EC-Karten entwendet werden, steigt sofort auch der Betrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungsmittel", erläuterte Dekker. "Eine Steigerung um fast 100 Prozent von 254 auf 477 Taten im Bereich der Betrugsdelikte mit unbaren Zahlungsmitteln zeigt, dass die vereinfachte NFC (Near Field Communication)-Kartenzahlung nicht nur jedem Einzelnen das Bezahlen leichter macht, sondern auch Straftäter nach einem Diebstahl innerhalb von Sekunden ohne PIN bezahlen können."

"Wir haben im August 2022 eine Ermittlungskommission eingerichtet, um auf die hohe Zahl von Straftaten im öffentlichen Raum zu reagieren. Wir gehen dabei durch äußerst akribische Ermittlungsarbeit sehr intensiv täterorientiert vor und konnten so in den letzten Monaten erhebliche Erfolge erzielen." erklärte die Polizeipräsidentin. "Die Kolleginnen und Kollegen verfolgen das Ziel, einem Täter beweissicher möglichst viele Taten zuzuordnen, um einen Haftbefehl zu erwirken. Die Ermittlungskommission hat bisher 663 Strafanzeigen bearbeitet und 15 Untersuchungshaftbefehle erwirkt. Das ist eine echte Kraftanstrengung. Einem Tatverdächtigen müssen für den Antrag auf Haftbefehl je nach Straftat zahlreiche Taten nachgewiesen werden. In Münster dürfen Straftaten nicht ohne Konsequenz bleiben - daran arbeiten wir mit hohem Engagement jeden Tag. Dafür muss der Ermittlungsdruck hoch bleiben - das ist ein Marathon", so die Polizeipräsidentin.

Betäubungsmittelkriminalität

Die Kriminalpolizei setzt bei der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität einen Schwerpunkt. "2.000 Delikte im Jahr 2022 gegenüber 1.508 Fallzahlen im Jahr 2021. Das ist eine fast 25-prozentige Steigerung und zeigt: Wir sind mit starken Kontrollen unterwegs. Denn hier ist die Steigerung ausnahmsweise positiv zu bewerten, da sie den polizeilichen Kontrolldruck durch Maßnahmen belegt. Durch regelmäßige Kontrollen holen wir die Taten ins Hellfeld", erklärte der Leiter der Direktion Kriminalität, Jürgen Dekker. Die Betäubungsmittelkriminalität ist Ausgangspunkt vielfältiger Folgeerscheinungen im Bereich der Beschaffungskriminalität und der Straftaten auf Straßen, Wegen und Plätzen. Wir müssen diese auch zukünftig konsequent im Fokus behalten.

Tatmittel Messer

Im Jahr 2022 wurde bei 121 Taten ein Messer eingesetzt. Im Jahr 2021 waren es 21 Fälle weniger. Bei 109 Messer-Taten wurden herkömmliche Messer verwendet. Bei 12 Tatmitteln handelte es sich um Messer im Sinne des Waffengesetzes.

Ermittelte Tatverdächtige

Im Jahr 2022 ist es der Polizei Münster gelungen, 1.738 mehr Tatverdächtige zu ermitteln als im Jahr 2021. Im Jahr 2021 waren es 7.925, im Jahr 2022 waren es 9.663 Tatverdächtige. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen blieb mit 37,45 Prozent gegenüber 35.12 Prozent im Vorjahr nahezu gleich.

Besorgt betrachtet die Polizeipräsidentin den Anteil von tatverdächtigen Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden: "Hier sind aktuell neben der Polizei auch Schulen und Familien gefragt, um das Verhalten der Kinder und Jugendlichen wieder umzulenken". Im Jahr 2021 sind 1.727 Tatverdächtige, davon 193 Kinder, 733 Jugendliche und 801 Heranwachsende, unter 21 Jahren ermittelt worden, im Jahr 2022 waren es 2.407, davon 345 Kinder, 1.109 Jugendliche und 953 Heranwachsende. "Besorgniserregend ist besonders die Steigerung bei tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen. Ein möglicher Erklärungsansatz hierfür könnte in mangelnden sozialen Kontakten während der Corona-Lockdowns liegen. Wir knüpfen hierzu aktuell Kontakte mit Schulen, um diesem Trend entgegenzuwirken", verdeutlichte der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Dekker.

Hier gilt es gerade in der derzeitigen Phase mit Augenmaß auf die Verfehlungen jüngerer Tatverdächtiger zu reagieren. Zum Großteil dürfte es sich um Verfehlungen in einer begrenzten Lebensphase handeln, denen mit erzieherischen Maßnahmen begegnet werden kann. Besonderes Augenmerk legen wir daher auf erkannte Mehrfach- und Intensivtäter, bei denen eine verfestigte kriminelle Karriere zu befürchten ist. "Hier wirken wir in der Zusammenarbeit zwischen Polizei, Jugendhilfe und Staatsanwaltschaft im gemeinsamen Haus des Jugendrechts intensiv ein, um solche Karrieren zu durchbrechen und die Jugendlichen wieder in ein regelkonformes Sozialverhalten mithilfe von Eltern, Schule und Hilfesystemen zurückzuführen", so Dorndorf.

Mordkommissionen im Münsterland

Die Polizei Münster hat im Jahr 2022 einen traurigen Höchststand an Mordkommissionen federführend für das Münsterland bearbeitet. Das Präsidium war verantwortlich für 50 Mordkommissionen in Münster und den Umlandbehörden der Kreise Borken, Steinfurt, Coesfeld und Warendorf. Im Jahr 2021 waren es 30, im Jahr 2020 37.

Sexualstraftaten

Die Anzahl der Sexualstraftaten ist von 424 im Jahr 2021 auf 505 im Jahr 2022 gestiegen. "Bereits im Jahr 2020 gab es mit 452 gezählten Taten einen drastischen Anstieg im Verhältnis zum Vorjahr 2019 mit 263 Fällen. Dieser Anstieg ist maßgeblich auf die Intensivierung der Ermittlungen im Bereich der Kinderpornographie zurückzuführen. Nach wie vor steigen die übermittelten Strafverfahren nach Verdachtsfällen im Internet massiv an. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Verdachtsfälle, die den deutschen Behörden aus dem Ausland übermittelt werden.

Der Einsatz der Ermittlungskommission Rose führt bis heute zur Identifizierung von Tatverdächtigen.

Computerkriminalität

Im Bereich der Computerkriminalität ist im Verhältnis zum Vorjahr mit 415 Fallzahlen im Jahr 2022 mit 530 Fällen ein Anstieg zu verzeichnen. Ransomware-Angriffe gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft der Polizei. Dabei handelt es sich um Schadprogramme, mit denen Täter den Zugriff auf Computer blockieren können, um Geld von den Nutzern zu erpressen. "Häufig unterstützen unsere Ermittlerinnen und Ermittler neben ihrer eigentlichen Funktion - der Fahndung nach den Tätern - bei der Schadensbegrenzung nach solchen Angriffen. Deshalb ist das A&O, dass Firmen aufsatteln, sich im Vorfeld informieren, sich adäquat schützen und sofort die Polizei hinzuzuziehen, wenn es zu einem Angriff gekommen ist", beschreibt Jürgen Dekker. "Wir müssen offen über diese Taten sprechen und uns gemeinsam bestmöglich schützen", so die Polizeipräsidentin "Deshalb laden wir Verantwortliche aus Unternehmen und Organisationen gemeinsam mit der IHK Nordwestfalen am 3. März zu einem hochkarätigen ersten Cyber-Kongress nach Münster ein. Der Innenminister NRW Herbert Reul wird diese Veranstaltung als Gastredner eröffnen."

WED

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist nach der Corona-Pandemie zum ersten Mal wieder von 276 Fallzahlen im Jahr 2021 auf 353 Fälle im Jahr 2022 angestiegen. Hiermit liegt die Zahl leicht über 2019 mit 323 Taten vor dem Lockdown.

Die gesamte Bilanz ist auf der Homepage der Polizei Münster abrufbar:

https://muenster.polizei.nrw/sites/default/files/2023-02/230221_kriminalstatistik_2022_handout.pdf


Polizei Münster


Foto: Polizei Münster. (Das Foto zeigt den Leiter der Direktion Kriminalität, LKD Jürgen Dekker, und Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf.)