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Pentagon: "sehr, sehr kleine Objekte"

Peking behauptet selbst die USA würden Ballons einsetzen - USA schießen weiteres Flugobjekt über See nahe Grenze zu Kanada ab

Inmitten der Spannungen zwischen den USA und China nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons haben die USA ein weiteres unbekanntes Flugobjekt vom Himmel geholt. US-Präsident Joe Biden (Persönliche Webseite) habe den Abschuss im Grenzgebiet zu Kanada als Vorsichtsmaßnahme angeordnet, sagte ein Regierungsvertreter am Sonntag (Ortszeit).

Peking erklärte am Montag, US-Ballons seien allein seit Januar 2022 "mehr als zehn Mal illegal" in Chinas Luftraum eingedrungen. Washington wies dies zurück.

Das am Sonntag in den USA abgeschossene Objekt ist bereits das dritte verdächtige Flugobjekt, das in den vergangenen Tagen vom Himmel geholt wurde. Das von dem Regierungsvertreter als achteckige Struktur mit daran hängenden Fäden beschriebene Objekt war in einer Höhe von 6000 Metern über dem Bundesstaat Michigan im Nordosten der USA unterwegs. Das Objekt sei nicht als militärische Bedrohung, aber als Gefahr für zivile Flugzeuge eingestuft worden.

Das US-Militär beobachtete das Objekt laut Pentagon fast einen Tag lang. Es wurde dann über dem Huron-See abgeschossen, "um Auswirkungen auf Menschen am Boden zu vermeiden und gleichzeitig die Chancen für die Bergung von Trümmern zu verbessern".

Am Freitag hatte das US-Militär bereits ein unbekanntes Flugobjekt über dem Bundesstaat Alaska abgeschossen. Am Samstag wurde ein weiteres Objekt bei einem gemeinsamen Einsatz von kanadischen und US-Kampfflugzeugen über dem kanadischen Yukon-Territorium zerstört.

Das Pentagon erklärte am Sonntag, noch sei unklar, worum es sich bei den drei Objekten genau gehandelt habe. Der Kommandeur des US-Nordkommandos, Glen VanHerck, sagte, es habe sich um "sehr, sehr kleine Objekte" gehandelt. Er wollte weder die Form noch die Größe der Objekte beschreiben, sagte aber, sie hätten sich sehr langsam fortbewegt, etwa mit Windgeschwindigkeit.

Nach Angaben von Melissa Dalton, Staatssekretärin im US-Verteidigungsministerium, wurden die seit Freitag abgeschossenen Objekte entdeckt, weil nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballons vor fast zehn Tagen Radareinstellungen verändert wurden, um nach kleineren und langsameren Objekten zu suchen.

Seit dem Abschuss des Ballons sei der US-Luftraum in der fraglichen Höhe genauer überprüft worden, sagte Dalton. Das könne "zumindest teilweise die Zunahme an Objekten erklären, die wir in der vergangenen Woche entdeckt haben". Dalton wies darauf hin, dass Flugobjekte in solchen Höhen auch von Forschungsinstituten und Privatunternehmen betrieben werden.

Der tagelange Überflug des chinesischen Ballons über die USA hatte zu einem Eklat zwischen Washington und Peking geführt. Ein US-Kampfjet schoss den Ballon letztlich ab. Vergangene Woche hatte Washington erklärt, der abgeschossene Ballon habe zu einer ganzen Flotte von Spionage-Ballons gehört, die über fünf Kontinente geflogen seien.

China hatte nach der Entdeckung des Ballons den Spionagevorwurf zurückgewiesen. Peking sprach stattdessen von einem zivilen Ballon für meteorologische Zwecke, der vom Kurs abgekommen sei. US-Vertreter haben diese Darstellung inzwischen mehrmals entschieden zurückgewiesen und bekräftigt, dass es sich um einen Spionage-Ballon gehandelt habe.

Peking erklärte derweil, US-Ballons seien allein seit Januar 2022 "mehr als zehn Mal illegal" in den chinesischen Luftraum eingedrungen. China habe darauf "verantwortungsvoll und professionell" reagiert, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin. Er forderte die USA auf, "ihren Kurs zu ändern und sich selbst zu überprüfen, anstatt China zu verleumden und zu beschuldigen".

Die USA wiesen den Vorwurf zurück. "Jede Behauptung, dass die US-Regierung Spionageballons über China einsetzt, ist falsch", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Adrienne Watson, auf Twitter. Peking bemühe sich um Schadensbegrenzung, erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums.

mhe/ck

Brian KNOWLTON und Paul HANDLEY / © Agence France-Presse