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Zahl der Erdbeben-Toten bei 15.000

Wahrscheinlichkeit für das Finden von Überlebenden sinkt.

Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Gesamtzahl der Todesopfer in beiden Ländern auf über 15.000 gestiegen. In der Türkei starben laut einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten neuen Bilanz von Behörden und Rettungskräften 12.391 Menschen. In Syrien stieg die Zahl der Todesopfer auf 2992. Rettungskräfte in beiden Ländern versuchten derweil bei weiter eisigen Temperaturen verzweifelt, noch mögliche Überlebende zu finden. 

Mit den neuen Bilanzen aus beiden Ländern wurden nunmehr bereits 15.383 Todesopfer vermeldet. Es wird befürchtet, dass die Zahl weiter steigen wird. Die Suche nach Überlebenden wird immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit: Aus den Erfahrungen vergangener Katastrophen ist bekannt, dass ungefähr nach 72 Stunden die Wahrscheinlichkeit für das Finden von Überlebenden dramatisch sinkt. 

Diese Zeitspanne verstrich am Donnerstagmorgen. Hinzu kommen die äußerst ungünstigen Wetterbedingungen vor Ort. Im türkischen Gaziantep kampierten laut dem Bericht eines AFP-Korrespondenten in der Nacht erneut tausende Menschen im Freien - bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. "Ich habe Angst um jeden, der unter den Trümmern begraben ist", sagte Melek Halici. Sie selbst lief mit ihrer in einer Decke eingehüllten kleinen Tochter auf der Straße hin und her, weil dies wärmer sei als irgendwo zu sitzen. 

"Unsere Kinder zittern", berichtete auch ein 40-jähriger Mann. "Wir mussten Parkbänke anzünden und sogar einige Kleidungstücke der Kinder", fügte der fünffache Familienvater hinzu. "Sie hätten uns wenigstens Zelte geben können." Auch andere Einwohner der nahe des Epizentrums des Bebens liegenden Stadt beklagten ausbleibende Hilfe.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch "Defizite" im Krisenmanagement nach der Katastrophe eingeräumt. Bei einem Besuch von zwei besonders betroffenen Regionen sagte er allerdings auch, es sei nicht möglich, "auf so ein Erdbeben vorbereitet zu sein". 

Weltweit sind inzwischen Hilfsaktionen für die Erdbebenopfer angelaufen. Die EU will Anfang März eine Geberkonferenz für Syrien und die Türkei abhalten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte am Mittwoch, die Türkei und Syrien könnten "auf die EU zählen". Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis zu 23 Millionen Menschen von den Folgen des Bebens betroffen sein. 

In den ersten Tagen hatten gesperrte Flughäfen und verschneite Straßen die Ankunft von Rettungsmannschaften und Hilfslieferungen verzögert. In Syrien kommt die politisch heikle Lage hinzu. Das Katastrophengebiet ist dort in von Damaskus kontrollierte Gebiete und Territorien unter der Kontrolle von Rebellen geteilt. Es wird befürchtet, dass der international geächtete Machthaber Baschar al-Assad Hilfslieferungen nur in von der Regierung kontrollierte Gebiete lässt.

jes


© Agence France-Presse