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Leichnam von Benedikt XVI. aufgebahrt - seine schönste Predikt

Der Leichnam des verstorbenen Benedikt XVI. ist in der Hauskapelle seiner Residenz „Mater Ecclesiae“ in den Vatikanischen Gärten aufgebahrt worden.

Neben dem aufgebahrten Leichnam ist eine Kerze mit dem Abbild der Muttergottes von Altötting aufgestellt, auf der anderen Seite ein Weihnachtsbaum. 

Erste Besucher in Mater Ecclesiae

Wie Vatikansprecher Matteo Bruni im Gespräch mit Journalisten mitteilte, hatte Papst Franziskus die Residenz Mater Eccleasiae sofort nach der Todesnachricht am Samstagmorgen aufgesucht und am Leichnam des emeritierten Papstes gebetet, bevor er gegen 10 Uhr wegen anderweitiger Verpflichtungen aufbrach. Im Lauf des Sonntags hätten sich dann weitere Besucher eingefunden. Vor allem frühere enge Mitarbeiter und Menschen, die dem Verstorbenen persönlich verbunden waren, erwiesen dem Verstorbenen die letzte Ehre. Darunter waren auch einige Kardinäle.

Überführung in den Petersdom

Von seiner letzten Residenz, in der er seit 2013 lebte, wird der Leichnam von Benedikt XVI. am Montag in den Petersdom überführt, wo Gläubige bis Mittwoch von ihm Abschied nehmen können. Angaben der römischen Behörden zufolge wird mit rund 30-35.000 Besuchern täglich gerechnet, zu normalen Zeiten schieben sich etwa 20.000 Menschen durch die Papstbasilika. An der Totenmesse werden offiziellen Schätzungen zufolge etwa 50-60.000 Menschen teilnehmen. 

Medienrummel am Petersplatz

Die städtische Polizei begann am Sonntag mit der Vorbereitung auf eine Kanalisierung des erwarteten Pilgerstroms. Am Petersplatz wurde zudem ein Gerüst aufgebaut, um den aus aller Welt anreisenden Fernsehteams bessere Arbeitsbedingungen zur Verfügung zu stellen. Anders als nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. 2005 wird jedoch kein Massenandrang von Pilgern erwartet.

Der emeritierte Papst aus Deutschland ist am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben. Seit seinem Rückzug aus dem Papstamt 2013 hat Benedikt zurückgezogen in dem früheren Klostergebäude in den Vatikanischen Gärten gelebt.

Vatican News

Benedikts schönste Predigt: „Wer glaubt, ist nie allein“

Er war ein Mann des Wortes: Der verstorbene Benedikt XVI. hat viele bewegende Betrachtungen und Reden gehalten. Aber seine schönste Predigt war wohl die von 2006, zuhause in Regensburg… Lesen Sie auch  31/12/2022

Auf dem Islinger Feld feierte der bayerische Papst die Heilige Messe. Dabei predigte er über den Glauben: „Wer glaubt, ist nie allein“. Was ihn lebenslang bewegt hat – etwa das Verhältnis von Glaube und Vernunft –, das fasste er bei dieser Gelegenheit in einfache Worte. Es war eine Sternstunde dieses Pontifikats.

Jetzt, nach dem Tod des emeritierten Papstes, wollen wir Ihnen noch einmal die schönsten Auszüge aus dieser Predigt präsentieren – nicht nur als Text, sondern auch im Originalton Benedikts, aus unserem Radio-Vatikan-Archiv.


„Wer glaubt, ist nie allein. … Zu einem Fest des Glaubens haben wir uns versammelt. Aber da steigt nun doch die Frage auf: Was glauben wir denn da eigentlich? Was ist das überhaupt, Glaube? Kann es das eigentlich noch geben in der modernen Welt? Wenn man die großen Summen der Theologie ansieht, die im Mittelalter geschrieben wurden, oder an die Menge der Bücher denkt, die jeden Tag für und gegen den Glauben verfasst werden, möchte man wohl verzagen und denken, das sei alles viel zu kompliziert. Vor lauter Bäumen sieht man am Ende den Wald nicht mehr. Und es ist wahr: Die Vision des Glaubens umfasst Himmel und Erde; Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, die Ewigkeit und ist darum nie ganz auszuschöpfen.

Und doch ist sie in ihrem Kern ganz einfach. Der Herr selber hat ja zum Vater darüber gesagt: „Den Einfachen hast du es offenbaren wollen – denen, die mit dem Herzen sehen können“ (vgl. Mt 11, 25). Die Kirche bietet uns ihrerseits eine ganz kleine Summe an, in der alles Wesentliche gesagt ist: das sogenannte Apostolische Glaubensbekenntnis. Es wird gewöhnlich in zwölf Artikel eingeteilt – nach der Zahl der zwölf Apostel – und handelt von Gott, dem Schöpfer und Anfang aller Dinge, von Christus und seinem Heilswerk bis hin zur Auferstehung der Toten und zum ewigen Leben. Aber in seiner Grundkonzeption besteht das Bekenntnis nur aus drei Hauptstücken, und es ist von seiner Geschichte her nichts anderes als eine Erweiterung der Taufformel, die der auferstandene Herr selber den Jüngern für alle Zeiten übergeben hat, als er ihnen sagte: „Geht hin, lehrt die Völker und tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (vgl. Mt 28, 19).


„Der Glaube ist einfach“

Wenn wir das sehen, zeigt sich zweierlei: Der Glaube ist einfach. Wir glauben an Gott – an Gott, den Ursprung und das Ziel menschlichen Lebens. An den Gott, der sich auf uns Menschen einlässt, der unsere Herkunft und unsere Zukunft ist. So ist Glaube immer zugleich Hoffnung, Gewissheit, dass wir Zukunft haben und dass wir nicht ins Leere fallen. Und der Glaube ist Liebe, weil Gottes Liebe uns anstecken möchte. Das ist das Erste: Wir glauben einfach an Gott, und das bringt mit sich auch die Hoffnung und die Liebe.

„Das Glaubensbekenntnis ist nicht eine Summe von Sätzen“

Als zweites können wir feststellen: Das Glaubensbekenntnis ist nicht eine Summe von Sätzen, nicht eine Theorie. Es ist ja verankert im Geschehen der Taufe – in einem Ereignis der Begegnung von Gott und Mensch. Gott beugt sich über uns Menschen im Geheimnis der Taufe; er geht uns entgegen und führt uns so zueinander. Denn Taufe bedeutet, dass Jesus Christus uns sozusagen als seine Geschwister und damit als Kinder in die Familie hinein adoptiert. So macht er uns damit alle zu einer großen Familie in der weltweiten Gemeinschaft der Kirche. Ja, wer glaubt, ist nie allein. Gott geht auf uns zu. Gehen auch wir Gott entgegen, dann gehen wir aufeinander zu! Lassen wir keines der Kinder Gottes allein, so weit es in unseren Kräften steht!

„Wir glauben, dass das ewige Wort, die Vernunft am Anfang steht und nicht die Unvernunft“

Wir glauben an Gott. Das ist unser Grundentscheid. Aber nun noch einmal die Frage: Kann man das heute noch? Ist das vernünftig? Seit der Aufklärung arbeitet wenigstens ein Teil der Wissenschaft emsig daran, eine Welterklärung zu finden, in der Gott überflüssig wird. Und so soll er auch für unser Leben überflüssig werden. Aber sooft man auch meinen konnte, man sei nahe daran, es geschafft zu haben – immer wieder zeigt sich: Das geht nicht auf. Die Sache mit dem Menschen geht nicht auf ohne Gott, und die Sache mit der Welt, dem ganzen Universum, geht nicht auf ohne ihn. Letztlich kommt es auf die Alternative hinaus: Was steht am Anfang: die schöpferische Vernunft, der Schöpfergeist, der alles wirkt und sich entfalten lässt oder das Unvernünftige, das vernunftlos sonderbarerweise einen mathematisch geordneten Kosmos hervorbringt und auch den Menschen, seine Vernunft. Aber die wäre dann nur ein Zufall der Evolution und im letzten also doch auch etwas Unvernünftiges. Wir Christen sagen: Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde – an den Schöpfer Geist. Wir glauben, dass das ewige Wort, die Vernunft am Anfang steht und nicht die Unvernunft. Mit diesem Glauben brauchen wir uns nicht zu verstecken, mit ihm brauchen wir nicht zu fürchten, uns auf einem Holzweg zu befinden. Freuen wir uns, dass wir Gott kennen dürfen, und versuchen wir, auch anderen die Vernunft des Glaubens zugänglich zu machen, wie es der heilige Petrus den Christen seiner Zeit und so auch uns ausdrücklich in seinem ersten Brief aufgetragen hat. (1 Petr 3, 15).

„Gott lässt uns nicht im Dunklen tappen“

Wir glauben an Gott. Das stellen die Hauptteile des Glaubensbekenntnisses heraus, und das betont besonders der erste Teil davon. Aber nun folgt sofort die zweite Frage: An welchen Gott? Nun, eben an den Gott, der Schöpfergeist ist, schöpferische Vernunft, von der alles kommt und von der wir kommen. Der zweite Teil des Glaubensbekenntnisses sagt uns mehr. Diese schöpferische Vernunft ist Güte. Sie ist Liebe. Sie hat ein Gesicht. Gott lässt uns nicht im Dunklen tappen. Er hat sich gezeigt als Mensch. So groß ist er, dass er es sich leisten kann, ganz klein zu werden. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, sagt Jesus (Joh 14, 9). Gott hat ein menschliches Gesicht angenommen. Er liebt uns bis dahin, dass er sich für uns ans Kreuz nageln läßt, um die Leiden der Menschheit zum Herzen Gottes hinaufzutragen. Heute, wo wir die Pathologien und die lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der Vernunft sehen, die Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus, ist es wichtig, klar zu sagen, welchem Gott wir glauben und zu diesem menschlichen Antlitz Gottes zu stehen. Erst das erlöst uns von der Gottesangst, aus der letztlich der moderne Atheismus geboren wurde. Erst dieser Gott erlöst uns von der Weltangst und von der Furcht vor der Leere des eigenen Daseins. Erst durch das Hinschauen auf Jesus Christus wird die Freude an Gott voll, wird zur erlösten Freude. Richten wir in dieser festlichen Feier der Eucharistie unseren Blick auf den Herrn der hier am Kreuz vor uns aufgerichtet ist, und bitten wir ihn um die große Freude, die er in seiner Abschiedsstunde den Jüngern verheißen hat (Joh 16, 24).

„Der Glaube will uns nicht angst machen,aber er will uns zur Verantwortung rufen“

Der zweite Teil des Bekenntnisses schließt mit dem Ausblick auf das Letzte Gericht und der dritte mit dem der Auferstehung der Toten. Gericht – wird uns da nicht doch wieder Angst gemacht? Aber wollen wir nicht alle, dass einmal all den ungerecht Verurteilten, all denen, die ein Leben lang gelitten haben und aus einem Leben voller Leid in den Tod gehen mussten, dass ihnen allen Gerechtigkeit widerfährt? Wollen wir nicht alle, dass am Ende das Übermaß an Unrecht und Leid, das wir in der Geschichte sehen, sich auflöst; dass alle am Ende froh werden können, dass das Ganze Sinn erhält? Diese Herstellung des Rechts, diese Zusammenfügung der scheinbar sinnlosen Fragmentstücke der Geschichte in ein Ganzes hinein, in dem die Wahrheit und die Liebe regieren: das ist mit dem Weltgericht gemeint. Der Glaube will uns nicht angst machen,aber er will uns zur Verantwortung rufen. Wir dürfen unser Leben nicht verschleudern, nicht missbrauchen, es nicht einfach für uns selber nehmen; Unrecht darf uns nicht gleichgültig lassen, wir dürfen nicht seine Mitläufer oder sogar Mittäter werden. Wir müssen unsere Sendung in der Geschichte wahrnehmen und versuchen, dieser unserer Sendung zu entsprechen. Nicht Angst, aber Verantwortung – Verantwortung und Sorge um unser Heil, um das Heil der ganzen Welt ist notwendig. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Wenn aber Verantwortung und Sorge zu Angst werden möchten, dann erinnern wir uns an das Wort des heiligen Johannes: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Anwalt beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten“ (1 Joh 2, 1). „Wenn unser Herz uns auch verurteilt – Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles“ (1 Joh 3, 20).

(vatican news – sk)