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Wellen erfassen die Vorgeschädigten

Lauterbach: Wir sind in einer kritischen Situation

In der Debatte über die Zukunft der Corona-Eindämmungsmaßnahmen warnt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor vorschnellen Entscheidungen. "Jetzt überstürzt alle Maßnahmen fallen zu lassen, würde aus meiner Sicht wenig Sinn machen", sagte er am Dienstagabend im "heute journal" des ZDF. Deutschland sei "in einer üblen Situation, die Krankenhäuser sind total voll, das Personal ist überlastet." Zudem würden weiter täglich 100 bis 150 Menschen mit oder an Corona sterben. "Somit ist eine sehr schnelle Öffnung hier nicht wirklich sinnvoll."

Ausgelöst worden war die Diskussion durch ein Interview des Berliner Virologen Christian Drosten. Er hatte dem "Tagesspiegel" gesagt, nach seiner Einschätzung gehe die Corona-Pandemie in eine endemische Lage über.

"Es ist richtig, dass wir jetzt in einen endemischen Zustand übergehen", sagte dazu Lauterbach. "Das heißt, die Wellen, die jetzt kommen, die erfassen nicht mehr die gesamte Bevölkerung, sondern nur die Teile der Bevölkerung, die nicht ausreichend geimpft sind, oder Menschen, die Vorschäden haben." Zugleich betonte der Minister: "Würden wir jetzt alles sofort fallen lassen, dann würde natürlich die Belastung zunehmen in einer Art und Weise, wie es nicht gut vertretbar wäre."

Die derzeit geltenden Corona-Eindämmungsmaßnahmen beruhen auf der aktuellen Fassung des Infektionsschutzgesetzes, das bis zum 7. April gilt. Lauterbach zeigte sich grundsätzlich offen dafür, vor dieser Frist Maßnahmen zu beenden: "Ob wir bis April daran festhalten, das werden wir sehen", sagte er. Die Politik werde sich "bewegen". "Richtig ist: Wir können nach dem Winter mit einer deutlich entspannteren Situation rechnen." Er sei "froh, dass die Lage sich so entwickelt".

Er frage sich allerdings, "ob es jetzt wirklich auf ein paar Wochen ankommt, wo wir jetzt in einer so kritischen Situation sind", fügte Lauterbach hinzu. "Ob wir nicht warten wollen, bis wir diese jetzt laufende Winterwelle hinter uns haben. Da kommt es doch jetzt nach drei Jahren Pandemie noch auf ein paar Wochen nicht an, wenn wir jetzt in einer ganz besonders schwierigen Situation sind."

cne/hex AFP