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Ukraine: Wie Kinder das erste Weihnachten im Krieg erleben

Die ukrainischen Fotografinnen Anastasia Vlasova, Alina Smutko und Nina Sologubenko haben den Alltag, die Hoffnungen und Träume ukrainischer Kinder in einer Fotoserie festgehalten.

Berlin/Kyjiw (ots)

Kryshtyna* ist erst acht Jahre alt, doch ihre Haare beginnen schon grau zu werden. Schuld ist der Krieg, sagt ihre Mutter Oksana*: "Wenn ich ihr die Haare flechte, breche ich in Tränen aus. Sie ist ein kleines Kind und hat schon so schreckliche Dinge gesehen."

Bis zu sechs Stunden am Stück harrte die Familie zu Zeiten des Beschusses in einem eiskalten Keller aus, während Raketen und Bomben auf ihre Gemeinde in Butscha, einem Vorort von Kyjiw, fielen. "Es war beängstigend, dort zu sitzen und zu wissen, dass man jederzeit unter seinem Haus begraben werden könnte", erinnert sich Oksana. "In solchen Momenten macht man sich keine Sorgen um sich selbst, sondern um seine Kinder."

Tochter Kryshtyna weiß, dass die diesjährige Weihnachtszeit ganz anders sein wird als früher. Den Alltag, die Hoffnungen und Träume von Kryshtyna und anderen Kindern aus der Ukraine haben die renommierten ukrainischen Fotografinnen Anastasia Vlasova, Alina Smutko und Nina Sologubenko jetzt in einer Fotoserie festgehalten. Ihre Bilder aus der Ukraine, Rumänien und Großbritannien zeigen die Auswirkungen von fast zehn Monaten Krieg. Laut Schätzungen der UNO wurden seit Februar bereits mehr als 400 Kinder getötet und über 700 Mädchen und Jungen verletzt.

Knapp acht Millionen Menschen aus der Ukraine sind in europäische Länder geflohen - etwa 40 Prozent davon sind Kinder. Darüber hinaus mussten schätzungsweise 6,5 Millionen Menschen aufgrund des Konflikts als Binnenvertriebene aus ihrer Heimat fliehen. Vielen steht nun ein Winter voller Entbehrungen bevor, in dem sie eisige Temperaturen, Stromausfälle und weitere Angriffe ertragen müssen.

Die neunjährige Masha* flüchtete im Juni mit Mutter und Schwester aus Kyjiw und lebt heute in einem Küstenort in Großbritannien. Ihr Vater musste zurückbleiben; sie haben sich seit über einem halben Jahr nicht gesehen. "Ich wünsche mir, dass mein Vater herkommt oder dass wir zumindest telefonieren können", sagt Masha mit Blick auf Weihnachten. "Er sagte, dass alles, was ich zeichne, wahr werden kann. Also habe ich gezeichnet, dass wir zusammen sind, dass wir im nächsten Sommer am Meer sind. Und als ich ihn gemalt habe, habe ich mich glücklich gefühlt." Auf die Frage, was sie sich zu Weihnachten wünscht, antwortete Masha: "Ich wünsche mir Frieden".

"Jeden Monat, den dieser Krieg andauert, kommt es zu neuen, bisher unvorstellbaren Ausmaßen von Gewalt gegen Kinder", sagt Sonia Khush, Länderdirektorin von Save the Children in der Ukraine. "Das seelische Leid, das ein Krieg mit sich bringt, darf nicht unterschätzt werden. Dies muss das letzte Weihnachtsfest sein, das Kinder aus der Ukraine unter Beschuss oder fern von Zuhause erleben."


*Name zum Schutz geändert


Save the Children Deutschland e.V.