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Basketballerin Griner nach Häftlingsaustausch auf dem Heimflug

Der Austausch habe am Flughafen von Abu Dhabi stattgefunden, erklärte das russische Außenministerium.

Nach einem spektakulären Häftlingstausch zwischen den USA und Russland ist US-Basketballerin Brittney Griner nach monatelanger Haft in Russland auf dem Weg in ihre Heimat. Griner sei an Bord eines Flugzeugs und werde in den kommenden 24 Stunden in den USA erwartet, sagte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Die 32-Jährige wurde nach Angaben aus Washington und Moskau gegen den in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Viktor Bout ausgetauscht. 

Der Austausch habe am Flughafen von Abu Dhabi stattgefunden, erklärte das russische Außenministerium. Biden dankte den Vereinigten Arabischen Emiraten dafür, "dass sie uns geholfen haben, Brittneys Rückkehr zu erleichtern". An dem Austausch war einer gemeinsamen Mitteilung mit den Emiraten zufolge auch Saudi-Arabien beteiligt. Demnach vermittelten der Präsident der Emirate, Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahjan, und der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman.

"Sie ist in Sicherheit", sagte Biden. Er habe mit Griner gesprochen. Griners Ehefrau Cherelle sagte an der Seite von Biden, sie sei "überwältigt". Die Inhaftierung ihrer Frau sei "einer der dunkelsten Momente meines Lebens" gewesen. 

Die auch in Russland spielende US-Basketballerin war im Februar bei ihrer Ankunft an einem Moskauer Flughafen festgenommen worden. In ihrem Gepäck waren Kartuschen für E-Zigaretten mit geringen Mengen Cannabisöl gefunden worden. Griner nahm das Cannabis nach eigenen Angaben, um Schmerzen infolge von Sportverletzungen zu stillen. In Russland ist aber auch ein medizinischer Einsatz der Droge illegal.

Im August wurde die 32-Jährige wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt. Ende Oktober scheiterte die Meisterin der US-Frauenliga WNBA und zweifache Olympia-Goldmedaillengewinnerin mit einem Berufungsantrag. Im November wurde sie in eine abgelegene russische Strafkolonie verlegt.

Griner gilt als eine der stärksten Spielerinnen ihrer Generation. 2013 hatte sie in einem Interview mit der Zeitschrift "Sports Illustrated" bekanntgegeben, lesbisch zu sein - und wurde so zu einer Vorreiterin. Der Sportartikelkonzern Nike verpflichtete Griner später für Fotoshootings in Männerkleidung. Nie zuvor hatte Nike einen Sponsoring-Vertrag mit einem offen homosexuellen Profisportler abgeschlossen. 

Die USA erklärten, die Abmachung mit Moskau zur Freilassung Griners sei "zielgerichtet" gewesen und habe keine weiteren Streitfragen beinhaltet. Washington habe "wichtige Partner, inklusive der Ukrainer", darüber informiert, dass es ausschließlich um die Lösung "eines Falles von ungerechtfertigter Inhaftierung" gegangen sei, sagte ein US-Regierungsvertreter. Es gebe "viele andere Fragen, die wir mit den Russen nicht besprochen haben und auch nicht unabgestimmt mit ihnen besprechen würden", sagte er weiter.

Auf russischer Seite kam der berüchtigte Waffenhändler Viktor Bout frei, der seit mehr als zehn Jahren in den USA eine 25-jährige Haftstrafe verbüßte. Er soll Waffen in zahlreiche Krisengebiete geliefert haben und wurde deswegen als "Händler des Todes" bezeichnet. Seine Lebensgeschichte gehört zu den realen Vorbildern des Hollywood-Films "Lord of War" mit Nicolas Cage in der Hauptrolle.

Das russische Außenministerium erklärte, es habe "lange" mit der US-Seite über Bouts Freilassung verhandelt. Washington habe "einen Dialog" über die Aufnahme Bouts in einen Austausch zunächst "kategorisch abgelehnt". Russland habe dennoch "weiter aktiv an der Rettung unseres Landsmanns gearbeitet".

Biden räumte ein, es sei nicht gelungen, den ebenfalls in Russland inhaftierten früheren US-Soldaten Paul Whelan freizubekommen. Leider behandle Moskau Whelans Fall anders als jenen von Griner. Washington werde die Bemühungen um seine Freilassung jedoch "niemals" aufgeben. Nach Angaben aus Washington sprach ein US-Regierungsvertreter "ausführlich" mit Whelan über den Häftlingstausch.

Der Ex-Soldat war im Dezember 2018 in Russland festgenommen und 2020 zu einer 16-jährigen Haftstrafe wegen des Vorwurfs der "Spionage" verurteilt worden. 

se/ck

Aurélia End und Robin Legrand / © Agence France-Presse