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Markt: Einkaufen wie in Trance

Münsters Wochenmarkt fand statt, unter deutlichen Vorsichtsmaßnahmen. Nachvollziehbare Regeln. Die Bewegungen der Besucher waren mit Ausnahmen verhalten, fast vorsichtig – manchmal hatte man den Eindruck, alles liefe in Zeitlupe ab. Eine unwirkliche Atmosphäre.

Der Domplatz liegt an diesem Mittwoch voll im Sonnenschein. Ein herrlich entspannter und fröhlicher Frühlingstag, wenn da nicht Corona wäre. Der Virus schwebt wie ein Damoklesschwert über allem und jedem. Durch die grassierende Pandemie ist das öffentliche Leben stark eingeschränkt. Die  Passanten sind ganz offensichtlich bedrückt. Manche erscheinen so als hätten sie ein schlechtes Gewissen, sich noch draußen in den Straßen auf dem Prinzipalmarkt Richtung Domplatz zu bewegen. Bei vielen Besucherinnen und Besuchern des Wochenmarktes liegt die Begründung bereits vorformuliert wie eine Entschuldigung auf den Lippen.  

Kaffee, Reibekuchen und chinesisches Essen sind vorläufig passé - Foto: Jörg BockowJedes noch so kleine Gespräch dreht sich nur um dieses eine Thema: Die Corona-Epidemie und was noch alles passieren könnte. Der Ton schwingt zwischen Sorge und Fatalismus. Es wird aber auch viel gelacht, über alle die verrückten Geschichten und Videoclips, die inzwischen durchs Netz geistern und irgendwie bei allem Ernst auch ein Stück Entlastung bringen.  

Das soziale Leben ist binnen weniger Tage fast zum Stillstand gebracht. Auch der Wochenmarkt sieht anders aus als sonst. Auf dem Markt gibt keine Kaffeestände mehr. Reibekuchen? Fehlanzeige, ebenso Backfisch, Flammkuchen, Bratwurst und Pommes. Die Menschen sollen sich wohl versorgen können, Kochen und Genießen aber in den heimischen vier Wänden. Gemeinsames Essen als Geselligkeit und Anlass für Kommunikation wird für Wochen ausgesetzt.  

Bei Bussmeyer gibt es nur noch frischen Fisch. Die Münsteraner müssen auf Backfisch vorläufig verzichten - Foto: Jörg BockowDie Geschäfte in der Stadt sind seit heute komplett geschlossen, ebenso alle Restaurants. Das Floyds am Domplatz hat gerade erst seine Pforten geschlossen wie das Marktcafé. Die unterschiedlichen Ausnahmeregeln der vergangenen Tage sind an diesem Morgen durch den Krisenstab und das Ordnungsamt in Münster ausgesetzt worden. Es gibt klare Ansagen und keinen Interpretationsspielraum mehr. Die Gäste nehmen es hin, die meisten sind einverstanden und finden die Schließungen gut.  

Als die Vertreter des Ordnungsamtes kommen, um die neue Verfügung zu verkünden und durchzusetzen, werden die letzten besetzten Tische ohne Knurren und Murren geräumt. Das Ziel ist es, dass die Bevölkerung möglichst daheim in den eigenen vier Wänden bleibt und - wo unvermeidlich - weiterhin brav zur Arbeit geht.  

Die Besucher werden mit klaren Verhaltensregeln empfangen - Foto: Jörg BockowDer Wochenmarkt findet nur unter Einschränkungen und klar kommunizierten Regeln statt. Für viele ist das ein echter Segen, denn sie scheuen die Enge und das mögliche Gedränge der Supermärkte, wo sie sich vermutlich schneller anstecken können als hier unter freiem Himmel, an der frischen Luft und mit gebührendem Abstand.  

Die Händler sind ausnehmend freundlich, ja geradezu herzlich. Nachvollziehbar: Denn auch ihre Existenz hängt daran, dass sie weiterhin den Markt durchführen dürfen. Die Händler haben einige Vorkehrungen getroffen, um mögliche Ansteckungsgefahren noch weiter zu verringern. An vielen Ständen ist zum Kassieren eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter abgestellt. Nur sie kommen mit möglicherweise belastetem Bargeld in Berührung. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen sicherheitshalber Handschuhe. Besser geht es nicht. Das Verhalten ist vorbildlich, verantwortlich und in der Regel besser als in jedem Supermarkt.  

Besondere Vorsichtsmaßnahme: Bei Madl hält man eigens Personal vor, das kassiert und mit möglicherweise belastetem Geld in Berührung kommt - Foto: Jörg BockowAlles spricht dafür, dass die Wochenmärkte weiterhin stattfinden. Einige der Beschicker äußern sogar die Vermutung , dass man vielleicht noch den ein oder anderen Tag hinzunehmen könnte, um die Nachfrage im Interesse der Kunden noch weiter zu entzerren. Eine kluge Überlegung wäre das. Der Wochenmarkt ist allemal weniger belastet als ein Supermarkt.  

Die Stände sind ein paar Meter weiter auseinander gerückt, Menschentrauben und Schlangen können vermieden werden. Tatsächlich finden kaum Begegnungen statt. Man hält sich bewusst an Abstandregeln. Die Zahl der Besucher: Deutlich weniger als an vergleichbaren Tagen. Wahrscheinlich wird es sich bei den nächsten Gelegenheiten einspielen.  

Gähnende Leere: Vorläufig keine Bratwurst und Schrankenmenüs mehr - Foto: Jörg BockowDie Stimmung an den Verkaufsständen ist sehr zurückhaltend. Man hält auf Abstand. Der übliche Plausch mit den Händlern ist deutlich kürzer als sonst. Ein bisschen Trotz schwingt aber bei den Händlern mit, sie hoffen auch weiterhin mittwochs und samstags ihre Produkte anbieten zu können. Die Besucher geben ihnen unverhohlen Recht, auch sie wollen weiter den Wochenmarkt nutzen, um sich mit notwendigen Lebensmitteln, frischem Gemüse und Obst, Käse, Fisch und Fleisch einzudecken.  

Das Angebot weist keinerlei Einschränkungen auf. Es ist ganz offensichtlich genug Frisches für alle da. Am Stand von "Paris direkt" werden wir angesprochen, ob wir etwas Bestimmtes suchen, während unser Blick über den gut sortierten Stand schweift. Nach Klopapier wollen wir freilich nicht fragen.

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