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Mit Maschinengewehren auf Demonstranten

Hossein Salami will alle erschießen lassen / Aktivisten: Sicherheitskräfte im Iran nehmen Krankenhaus unter Beschuss

Im Iran haben Sicherheitskräfte im Einsatz gegen die anhaltenden Anti-Regierungsdemonstrationen nach Angaben von Aktivisten ein Krankenhaus und ein Studentenwohnheim beschossen. Die Einsatzkräfte hätten in der Nacht auf Samstag in der kurdischen Stadt Sanandadsch gegen dutzende Demonstranten "das Feuer eröffnet", erklärte die Menschenrechtsgruppe Hengaw im Kurzbotschaftendienst Twitter. In der zweitgrößten iranischen Stadt Schiras skandierten indes zahlreiche Teilnehmer einer Trauerfeier für die Todesopfer eines von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierten Attentats Parolen zur Unterstützung der Regierung.

Die Schüsse von Sicherheitskräften auf ein Studentenwohnheim in Sanandadsch - der im Westen des Landes gelegenen Hauptstadt des iranischen Kurdistan - bezeugt ein von der Nachrichtenagentur AFP verifiziertes Video. Darauf sind Dutzende Polizisten zu sehen, die auf Motorrädern zum Einsatz fahren und dann nach oben auf die Unterkunft für Studenten der medizinischen Universität des iranischen Kurdistan schießen.

Vor dem Krankenhaus in Sanandadsch, auf das die Sicherheitskräfte den Aktivisten zufolge schossen, hatten sich zuvor zahlreiche Demonstranten versammelt, um nach Angaben von Hengaw einen verletzten Demonstranten zu "schützen", dem die Festnahme gedroht habe. Auf einem auf Twitter verbreiteten Foto ist der auf einer Trage liegende Mann zu sehen.

Der Iran wird seit Wochen von landesweiten Protesten erschüttert. Dabei starben bislang laut der in Oslo ansässigen Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) mindestens 160 Demonstranten. Nach Zählungen von AFP kamen zudem insgesamt 28 Sicherheitskräfte ums Leben. 

Entzündet hatten sich die andauernden Proteste im ganzen Land am Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige war Mitte September in Teheran gestorben, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden war. Sie hatte ihr Kopftuch angeblich nicht vorschriftsgemäß getragen. Aktivisten werfen den Sicherheitskräften vor, die junge Frau misshandelt zu haben.

Am Samstag gingen online verbreiteten Videos zufolge erneut zahlreiche Studenten auf die Straße, unter anderem in der Hauptstadt Teheran sowie in Kerman im Südosten des Landes und im nordwestlich gelegenen Kermanscha.  

Bei der Trauerfeier für die 15 Todesopfer des mutmaßlich vom IS verübten Anschlags auf eine schiitische Pilgerstätte in Schiras riefen die Teilnehmer indes Parolen gegen die "Randale" im Land. Zudem warfen sie den USA, Großbritannien und Israel vor, hinter den Unruhen zu stecken. 

Auf vom Staatsfernsehen übertragenen Bildern der Feier waren Sprechchöre zu hören wie "Tod Amerika, Israel und dem Vereinigten Königreich" und "Das revolutionäre Volk ist wachsam und hasst die Aufrührer!"

Der Anführer der mächtigen Revolutionsgarden, Hossein Salami, richtete sich auf der Trauerfeier mit drastischen Worten an die Anti-Regierungs-Demonstranten in anderen Städten: "Geht nicht auf die Straße! Heute ist der letzte Tag der Randale."

se/lan  © Agence France-Presse