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Unternehmensnachfolge ist kein Selbstläufer

6. IHK-Forum Nachfolge in Münster mit 200 Teilnehmern

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. –„Wir müssen die klassischen Gründerjahrgänge der 25- bis 45-Jährigen davon überzeugen, dass Selbstständigkeit und damit auch die Übernahme eines Unternehmens ein lohnenswertes Ziel sein kann“, appellierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel gestern (26. Oktober) beim 6. IHK-Forum Nachfolge. Denn bei fast 40 Prozent der 89.000 Familienunternehmen im Bezirk der IHK Nord Westfalen ist die Führung älter als 55 Jahre. Entsprechend groß war das Interesse: Rund 200 Teilnehmer informierten sich im IHK-Bildungszentrum in Münster.

 

Dass ein Nachfolgeprozess im Familienunternehmen kein Selbstläufer ist, erläuterte eindringlich Prof. Dr. Tom A. Rüsen (Wikipedia), geschäftsführender Direktor des Wittener Institutes für Familienunternehmen (WIFU): „Nur zehn Prozent der Familienunternehmen schaffen es bis in die vierte Generation.“ Rüsen warnte davor, familiäre Verhältnisse auf das Unternehmensumfeld zu übertragen: „Familienhierarchie hat im Unternehmenskontext nichts verloren – der Erstgeborene ist nicht automatisch der kompetente Nachfolger.“ Außerdem müssten die Geschwister womöglich mal ungleich behandelt werden, was oft als ungerecht empfunden werde und dadurch zu Konflikten führe.

 

Drei Unternehmen gaben in der Veranstaltung Beispiele für einen Generationswechsel an der Spitze. Nachfolgeregelungen außerhalb der Familie haben die RDN Agentur für Public Relations GmbH & Co. KG in Recklinghausen und auch Rusche Fashion GmbH in Oelde gefunden. Bei der Agentur hatte der Seniorchef Stefan Prott seiner ehemaligen Volontärin Tatjana Hetfeld über Jahre immer mehr Verantwortung übertragen, bis sie vor anderthalb Jahren auch Anteile am Unternehmen kaufte und seitdem Mitinhaberin ist.

 

Stefan Vogelsberg und seine Frau waren jahrelang in verantwortungsvollen Positionen in der Modebranche tätig. Vor gut zwei Jahren, also kurz vor der Coronapandemie, übernahmen sie dann als externe Nachfolger das Modehaus Rusche in Oelde. „Es war natürlich ein schwieriges Jahr für den Start, aber wir waren da für die Kundinnen und Kunden, und das honorieren sie auch.“ Ein Beispiel für die klassische Familiennachfolge ist Gerrit Ahrens, in dritter Generation Chef im Familienunternehmen (Ahrens Garten und Landschaftsbau GmbH & Co. KG, Münster). Er hatte den gesamten Prozess der Nachfolgeregelung des elterlichen Betriebs bereits in seiner Diplomarbeit durchgeplant.

 

Das 6. IHK-Forum Unternehmensnachfolge fand in Kooperation mit IHK NRW im Projekt „NextSTEP_Neue Wege in der Sicherung der Unternehmensnachfolge“ statt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

IHK-Serviceangebot Unternehmensnachfolge
Die IHK Nord Westfalen unterstützt Nachfolgeprozesse in Unternehmen seit vielen Jahren mit frühzeitiger Information, fachkundiger Einzelberatung bis hin zur vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgern durch den IHK-Nachfolger-Club. Die Nachfolgegeneration kann zudem die vielfältigen Angebote der IHK-Weiterbildung zur Vorbereitung nutzen. Ziel der IHK ist es, den Unternehmensbestand der Region und damit die Arbeitsplätze so weit wie möglich zu erhalten.

www.ihk-nw.de/nachfolge

 

Bildzeile:

(v.l.): Prof. Dr. Tom A. Rüsen (Wittener Institut für Familienunternehmen), IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel, Tatjana Hetfeld und Stefan Prott (RDN Agentur für Public Relations), Gerrit Ahrens (Ahrens Garten- und Landschaftsbau), Stefan Vogelsberg (Rusche Fashion), Sven Wolf (IHK-Geschäftsbereichsleiter für Unternehmensförderung).

Foto: IHK/Moeller