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Boris Johnson will nicht nochmal

Kein Comeback-Versuch von Boris Johnson:

Nach tagelangen Spekulationen hat der frühere britische Premierminister seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur für das Amt erklärt. Er werde sich nicht um die Nachfolge der scheidenden Regierungschefin Liz Truss (Wikipedia) bewerben, gab Johnson am Sonntagabend bekannt. Klarer Favorit für das Amt des Partei- und damit auch Regierungschefs ist damit nun Ex-Finanzminister Rishi Sunak (Wikipedia). 

Johnson machte in seiner Erklärung deutlich, dass er nur schweren Herzens auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Als Grund für seine Entscheidung nannte er das Fehlen von Zusammenhalt in der Fraktion der konservativen Tories: "Sie können nicht effektiv regieren, wenn Sie keine geeinte Partei im Parlament haben", erklärte der 58-Jährige.

Nachdem die bisherige Premierministerin Truss nach nur sechs Wochen Amtszeit ihren Rücktritt angekündigt hatte, hatten sich mehrere Kabinettsmitglieder für ein Comeback Johnsons ausgesprochen. Dieser brach daraufhin einen Karibik-Urlaub ab und eilte nach London zurück.

Am Wochenende traf sich Johnson mit Sunak und auch mit der Unterhausvorsitzenden Penny Mordaunt, die als erste ihren Hut für die Truss-Nachfolge in den Ring geworfen hatte. "Ich hatte gehofft, dass wir uns im nationalen Interesse zusammenfinden könnten, aber leider waren wir nicht in der Lage, einen Weg zu finden, dies zu tun", fasste der Ex-Regierungschef diese Gespräche zusammen.

"Ich glaube, ich habe viel anzubieten, aber ich fürchte, es ist einfach nicht die richtige Zeit", erklärte Johnson. Er betonte, dass er die notwendige Zahl von Unterstützern in der Tories-Fraktion für seine erneute Kandidatur gehabt hätte. 102 Abgeordnete hätten ihn unterstützt. Für eine Kandidatur für die Parteispitze und damit auch das Amt des Regierungschefs ist die Unterstützung durch mindestens 100 der insgesamt 357 Tories-Abgeordneten erforderlich.

Zuvor am Sonntag hatte Sunak seine Kandidatur formell erklärt. "Das Vereinigte Königreich ist ein großartiges Land, aber wir stehen vor einer tiefen Wirtschaftskrise", schrieb der 42-Jährige im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er kündigte an, er wolle "unsere Wirtschaft in Ordnung bringen, unsere Partei einen und etwas für unser Land tun".

Nach Johnsons Verzicht dürfte der interne Druck auf Mordaunt wachsen, ihre Kandidatur zurückzuziehen, um das Feld für Sunak freizuräumen. Aus dem Team der 49-Jährigen verlautete am Sonntag jedoch, diese halte an ihrer Bewerbung fest. Sie sei die "einigend" wirkende Kandidatin und habe die besten Chancen, "die Flügel der konservativen Partei zusammenzuhalten". Mordaunt ist die Vorsitzende des britischen Unterhauses und im Kabinett für Parlamentsangelegenheiten zuständig. 

Die Bewerber um Truss' Nachfolge müssen bis diesen Montag die Unterstützung von mindestens 100 Abgeordneten vorweisen. Danach müssen sich die Parlamentarier entweder auf zwei Kandidaten einigen, über welche die Parteimitglieder bis Freitag abstimmen, oder sie bestimmen direkt einen Kandidaten, der in die Downing Street einzieht.

Sunak hatte laut einer Zählung des Senders BBC bis Sonntag 146 Unterstützer in der Fraktion. Für Mordaunt sprachen sich öffentlich nur 23 Abgeordnete aus. 

Der frühere Banker Sunak war von 2019 bis vergangenen Juli Finanzminister, bevor er aus Protest gegen Johnsons zahlreiche Affären zurücktrat und damit zum vorzeitigen Ende von dessen Amtszeit beitrug. Anfang September unterlag Sunak dann im Rennen um Johnsons Nachfolge gegen Truss.

Truss wiederum verkündete am vergangenen Donnerstag unter massivem Druck ihren Rücktritt. Grund waren schwere Fehler in der Finanz- und Steuerpolitik, die zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hatten.

In den Umfragen liegen die Tories derzeit deutlich hinter der oppositionellen Labour-Partei. Deren Vorsitzender Keir Starmer forderte erneut Neuwahlen: "Das Land muss sich von diesem Chaos befreien", sagte er der BBC.

dja