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Sunak geht ins Rennen

"Ich möchte unsere Wirtschaft in Ordnung bringen, unsere Partei einen und etwas für unser Land tun."

Der ehemalige britische Finanzminister Rishi Sunak (Wikipedia) hat am Sonntag seine Bewerbung um die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Liz Truss (Wikipedia) bekannt gegeben. Der 42-Jährige gilt neben Ex-Regierungschef Boris Johnson als Favorit für die Nachfolge von Truss, die vergangene Woche nach nur sechs Wochen im Amt ihren Rücktritt erklärt hat. Johnsons Bewerbung stand allerdings zunächst weiter aus. 

"Das Vereinigte Königreich ist ein großartiges Land, aber wir stehen vor einer tiefen Wirtschaftskrise", erklärte Sunak auf Twitter. Deshalb kandidiere er für den Vorsitz seiner konservativen Regierungspartei und damit auch für das Amt des Regierungschefs. "Ich möchte unsere Wirtschaft in Ordnung bringen, unsere Partei einen und etwas für unser Land tun."

Der frühere Banker Sunak war von 2019 bis vergangenen Juli Finanzminister, bevor er aus Protest gegen Johnsons zahlreiche Affären zurücktrat und damit zum Ende von dessen skandalumwitterter Amtszeit beitrug. Anfang September unterlag Sunak dann im Rennen um Johnsons Nachfolge gegen Truss.

Nach deren Rücktritt hatten sich zuletzt mehrere Kabinettsmitglieder für ein Comeback Johnsons ausgesprochen. Der 58-Jährige brach daraufhin seinen Karibik-Urlaub ab und kehrte am Samstag nach London zurück, wo er sich am Abend mit Sunak traf. 

Nach Informationen der "Sunday Times" versuchten die beiden verfeindeten Schwergewichte drei Stunden lang, "das Kriegsbeil zu begraben" und den Spielraum für eine einvernehmliche Lösung auszuloten. Sunaks Kandidatur deutet jedoch auf ein Scheitern des Gesprächs hin.

Truss hatte am Donnerstag angesichts massiven Drucks auch aus der eigenen Partei ihren Rücktritt verkündet. Grund waren schwere Fehler in der Finanz- und Steuerpolitik, die zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hatten.

Die Bewerber um ihre Nachfolge müssen bis Montag die Unterstützung von mindestens 100 der 357 Tory-Abgeordneten vorweisen. Das heißt, höchstens drei von ihnen können tatsächlich kandidieren. Danach müssen sich die Abgeordneten entweder auf zwei Kandidaten einigen, über welche die Parteimitglieder bis kommenden Freitag abstimmen, oder sie bestimmen direkt einen Kandidaten, der in die Downing Street einzieht.

Laut der Website Guido Fawkes kam Sunak am Sonntag auf 139 Unterstützer, Boris Johnson (Wikipedia) auf 75 und das Kabinettsmitglied Penny Mordaunt auf 27. Sie hatte als erste ihren Hut in den Ring geworfen. Laut BBC wird Johnson sogar nur von 56 und Mordaunt von 23 Abgeordneten unterstützt.

Laut einer Umfrage des "Sunday Telegraph" hätte Johnson hingegen bei den Parteimitgliedern die größten Chancen. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen glauben demnach, dass er der beste Premierminister wäre; nur 28 Prozent sprechen sich für Sunak aus.

Laut einer neuen YouGov-Umfrage sind allerdings 52 Prozent der britischen Wähler dagegen, dass Johnson an die Macht zurückkehrt. Gleichzeitig liegt die wichtigste Oppositionspartei Labour derzeit in den Umfragen deutlich vor den Konservativen. Deren Parteichef Keir Starmer forderte erneut Neuwahlen: "Das Land muss sich von diesem Chaos befreien", sagte Starmer der BBC.

ans/ju

Caroline TAIX / © Agence France-Presse