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Zwei Milliarden Euro Schaden durch organisierte Kriminalität

Der durch organisierte Kriminalität in Deutschland verursachte wirtschaftliche Schaden hat sich zuletzt mehr als verdoppelt

Er stieg von 837 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 2,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, wie aus dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten sogenannten Bundeslagebild zur organisierten Kriminalität des Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht. Dabei ging es um erbeutetes Vermögen im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro.

Im Vorjahr hatte dessen Wert bei etwa einer Milliarde Euro gelegen. Die steigenden Zahlen verdeutlichen laut BKA das finanzielle Potenzial von Gruppierungen der organisierten Kriminalität und "die damit einhergehende Bedrohung verschiedenster Gesellschaftsbereiche", zum Beispiel durch Reinvestitionen des Gelds in legale und illegale Geschäftsmodelle oder Korruption. "Die organisierte Kriminalität ist ein Milliardengeschäft", sagte BKA-Präsident Holger Münch bei der Vorstellung des Lagebilds.

Deutlich nahm in vergangenen Jahr auch die Zahl der Ermittlungsverfahren zu - um rund 17 Prozent auf 696 Verfahren. "Der Druck auf die organisierte Kriminalität ist heute so hoch wie noch nie", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Es gebe eine "Rekordzahl" an Verfahren. Der Anstieg ist laut BKA vor allem auf die Entschlüsselung von kryptierter Telekommunikation wie unter anderem des Messengerdiensts Encrochat zurückzuführen.

Durch die Auswertung dieser Daten hätten die Behörden nun einen besseren Einblick in die Strukturen der organisierte Kriminalität, ergänzte Münch. Allein die Encrochat-Daten umfassen dem BKA-Präsidenten zufolge 12,1 Millionen Chat-Nachrichten. Durch deren Auswertung hätten "zahlreiche Gefahren für Leib und Leben" abgewendet werden können.

Die meisten Ermittlungsverfahren gab es laut Bericht in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Niedersachsen und Bayern. Einen weiteren deutlichen Anstieg verzeichnete das Bundeslagebild bei den Tatverdächtigen. Deren Gesamtzahl nahm um fast 15 Prozent auf rund 7500 zu. 559 davon waren bewaffnet. Deren Zahl stieg damit um fast 35 Prozent.

Die organisierten Banden waren den Angaben zufolge überwiegend im Drogenhandel und -schmuggel aktiv - fast die Hälfte aller Ermittlungsverfahren fällt in diesen Bereich. Es gebe ein Problem mit illegal nach Deutschland eingeführten Drogen, sagte Faeser. Dahinter folgen Wirtschaftsdelikte sowie die sogenannte Eigentumskriminalität, also unter anderem Einbrüche und Diebstähle.

Insgesamt gehe von der organisierten Kriminalität weiterhin "ein hohes Schadens- und Bedrohungspotenzial" für die Gesellschaft sowie Institutionen aus Wirtschaft und Staat aus, hieß es zusammenfassend im Bericht. Sie habe die Bekämpfung der organisierten Kriminalität zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht, sagte Innenministerin Faeser deshalb am Mittwoch. Ziel sei unter anderem die nachhaltige Zerschlagung von kriminellen Strukturen und die konsequente Abschöpfung von kriminellen Einnahmen.

BKA-Präsident Münch (Wikipedia) kündigte an, die Zahl der Ermittlungsverfahren noch weiter steigern zu wollen. "Ermittlungen gegen die organisierte Kriminalität sind polizeiliche Schwerstarbeit", teilte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jochen Kopelke, mit. Es seien deshalb ausreichende personelle Ressourcen, modernste Technik und ein Gesetzesrahmen, "der die internationale Bekämpfung der organisierten Kriminalität befördert", notwendig.

awe/cfm