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Corona erreicht den Bundestag

Die Mitarbeiter des Corona-infizierten Politikers hätten sich freiwillig in häusliche Quarantäne begeben, sagte der Fraktionssprecher AFP. Derzeit würden weitere Kontaktpersonen identifiziert. Dies sei angesichts der vielen Treffen und Absprachen im Parlamentsbetrieb "nicht so leicht".


Erstmals Bundestagsabgeordneter mit Coronavirus infiziert

Das neuartige Coronavirus hat den Bundestag erreicht: Ein FDP-Abgeordneter sei "nachweislich infiziert", sagte ein Fraktionssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Es handelt sich um den 41-jährigen Hagen Reinhold aus Mecklenburg-Vorpommern, wie dieser selbst den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND; Donnerstagsausgaben) sagte. Deutschlandweit zählte das Robert-Koch-Institut (RKI) bis Mittwochabend fast 1600 Corona-Fälle und drei Tote.

Die Mitarbeiter des Corona-infizierten Politikers hätten sich freiwillig in häusliche Quarantäne begeben, sagte der Fraktionssprecher AFP. Derzeit würden weitere Kontaktpersonen identifiziert. Dies sei angesichts der vielen Treffen und Absprachen im Parlamentsbetrieb "nicht so leicht".

Reinhold sagte den RND-Zeitungen, er habe "am späten Mittwochnachmittag von der Bundestagsärztin das positive Testergebnis erfahren". Erste Symptome seien nach einem Skiurlaub in Österreich aufgetreten. "Ich habe nach meiner Rückkehr leicht gehustet und mich am Montag von der Bundestagsärztin untersuchen lassen." 

Zurzeit sei er dabei, im Auftrag der Gesundheitsbehörden eine Liste mit Personen zu erstellen, mit denen er nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub in der vergangenen Woche in Kontakt gestanden habe, sagte Reinhold weiter. Er selbst habe die Krankheit inzwischen überwunden, es gehe ihm gut. 

Aktuell läuft eine Sitzungswoche des Bundestags. Der Corona-Fall dürfte Auswirkungen auf den Parlamentsbetrieb haben. Laut den Sendern RTL und n-tv sollen zwei für Donnerstag geplante namentliche Abstimmungen über Bundeswehreinsätze wegen des dabei entstehenden engen Körperkontakts der Parlamentarier ausgesetzt werden.

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass mehrere Rechtspolitiker der SPD-Fraktion sich wegen räumlicher Nähe zu einem anderen Coronavirus-Fall freiwillig in häusliche Isolation begeben haben. Bei einer Sitzung der Arbeitsgruppe Recht am 2. März sei ein Mitarbeiter aus dem Bundesjustizministerium dabei gewesen, der später positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurde, sagte ein SPD-Fraktionssprecher AFP. Mehrere Teilnehmer der Sitzung blieben deswegen ab sofort zuhause.

Zu den Betroffenen gehört der Sprecher der Arbeitsgruppe Recht, Johannes Fechner. "Ich arbeite bis zum Wochenende vorsorglich im Homeoffice", sagte der Abgeordnete AFP. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir haben hier als Politiker auch eine Vorbildfunktion." Nach AFP-Informationen bleibt auch SPD-Fraktionsvize Eva Högl freiwillig zuhause. Der SPD-Rechts- und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der "Bild"-Zeitung: "Ich gehe nicht davon aus, dass ich mich selbst infiziert habe, gehe aber dennoch bis Sonntag in häusliche Quarantäne." 

Deutschlandweit gibt es nach Angaben des RKI vom Mittwochabend bislang 1567 Corona-Fälle. Im besonders vom Coronavirus betroffenen nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg starb ein weiterer Mensch infolge der Krankheit. Nähere Einzelheiten konnte die Kreisverwaltung am Mittwoch noch nicht nennen. Es war der dritte Coronavirus-Tote in Deutschland.

Wegen der Verbreitung des neuartigen Erregers sollen die Bürger auf Abstand zueinander gehen. "Soziale Distanzierung" sei derzeit das wichtigste Anliegen, sagte der RKI-Vizepräsident Lars Schaade in Berlin. 

Die Absage von Veranstaltungen weitete sich am Mittwoch bundesweit deutlich aus. In den meisten Bundesländern verboten die Gesundheitsbehörden Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern inzwischen offiziell.

Einige Bundesländer wie Berlin und Baden-Württemberg verschoben auch den Beginn der Vorlesungszeit des Sommersemesters. Die Grünen in Niedersachsen sowie die FDP in Bayern und Schleswig-Holstein sagten zudem für die kommenden Wochen geplante Landesparteitage ab.

cne/bfi

Christina NEUHAUS / © Agence France-Presse