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Putin und das Schwert des Damokles

Ein von Cicero erzähltes Dilemma, das heute unter Putin (und Konsorten) fatale Folgen haben kann.

Laut seriösen Quellen besiedelten Griechen im 8. Jahrhundert vor Christus Süditalien und gründeten auf Sizilien die Stadt Syrakus mit demokratischen Strukturen. Um 400 vor Christus schaffte es ein sogenannter Dionysios mit raffinierten Reden und Manipulationen das Volk und die Obrigkeit so sehr zu lenken, dass er die Alleinherrschaft erreichen konnte. Wer dabei störte, wurde aus dem Weg geräumt. Seine Leibgarde baute er für maximale Sicherheit zu einer privaten Miliz aus. Den Drang zur Expansion bekam vor allem Karthago zu spüren, das erleben musste, wie wenig der Friedensvertrag eines Despoten zählte. Im Zuge seiner Kriege, auch in mehreren Regionen des italienischen Festlandes, baute Dionysios seine Macht aus. Linientreue Figuren bildeten die neue Oberschicht. Passend zum monarchischen Gehabe arrangierte der Herrscher eine prunkvolle Hofhaltung und inszenierte bombastische Auftritte.   

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Cicero (106 - 43 vor Chr.), ein römischer Politiker, Schriftsteller und Philosoph, schrieb die Sage über Damokles, der am Hof von Dionysios beschäftigt gewesen sei. Damokles war absolut fasziniert von der Macht und vom Reichtum des Autokraten. Sein Neid darauf ließ ihn quasi nicht mehr ruhen. Schließlich äußerte der Höfling hier und da, dass Dionysios sicher der glücklichste Mensch sein müsste, wegen der ganzen Besitztümer, der brillanten Feste und so weiter. Dieses Nörgeln drang bis nach ganz oben, bis hin zu Dionysios. Der Despot ließ den Neider aber nicht wie vielleicht denkbar aus Zorn exekutieren, sondern bot ihm stattdessen den Genuss des ersehnten Luxus an. Dafür wurde Damokles zum Palast geleitet, in Parfüm gebadet und auf dem edlen Stuhl am Tisch platziert, wo vom Personal serviert köstliche Speisen standen. Umgeben von grandios verzierten Wänden, von Dienern in festlicher Kleidung, von Schmuck auf dem Mobiliar, von goldener Dekoration überall fühlte sich Damokles wie in himmlischen Gefilden, wie von Sinnen, wie berauscht. Die königliche Tafel wartete nur darauf, dass jemand nach den köstlichen Darbietungen endlich greift, nach dem phänomenalen Fleisch, dem frischen Obst und nach dem roten Wein. Der einfache Mann des Volkes allerdings zögerte noch: War an dieser Einladung möglicherweise etwas faul? Gab es irgendwie eine Falle? Eine fiese Hinterlist des Regenten? Damokles blickte nun unsicher zu Dionysios und wartete auf ein Zeichen, auf einen Zuspruch, auf eine beruhigende Geste. Der schien tatsächlich etwas zu lächeln, aber irgendwie zwiespältig, und beim Heben des Kopfes nach oben geschah dies mit einem hämischen Grinsen.   

Was Damokles dann selber unter der Decke sah, stockte ihm sofort den Atem. An einem Gestänge hing ein glitzerndes Schwert, ziemlich genau über seiner Stirn. Gehalten wurde es von einer Schnur, die um die Klinge führte. Im Schock rang der Arglose nach Worten, nach Fragen zur Gefahr an seinem Platz.  

Dionysios antwortete dann verächtlich, dass der spektakuläre Palast, die fulminanten Schätze, alle Festlichkeiten und die dafür kredenzten Speisen besondere Taten verlangten, nämlich profitable Aktionen, die Feindschaften erzeugten, und zwar auch Gegner mit dem Willen zu töten, beispielsweise mit einem Schwert.  

Der Regent gehörte ohne Zweifel zu den gefürchteten Machthabern seiner Zeit, aufgestiegen durch üble Methoden. Schikanierte Amtsgenossen, enteignete Konkurrenten, erzürnte Landesherren, die überfallen und beraubt wurden, belogene und murrende Bürger etc. erforderten  mehr und mehr Herrschaft durch Gewalt und verlangten mehr Schutzpersonal, eine erstklassige Sondermiliz. Wer Wege wie Dionysios geht, der wird vielleicht mächtig und reich, aber tanzt auf einer Rasierklinge, dem Tode permanent nahe.    

Damokles sollte nun genau diese Lektion erteilt bekommen. Der Diktator stellte seine heikle Lage verbal sehr eingehend dar und verdeutlichte die Bedrohung:  Zum einen sei die Klinge neu geschärft und des Weiteren sei diese nur gehalten durch ein Pferdehaar. Damokles sollte jetzt entscheiden, ob er den super Luxus genießen möchte oder lieber den Herrscherstuhl verlässt. Der ehemalige Neider zitterte längst aus Angst und dankte auf Knien, dass er den riskanten Platz verlassen durfte. 

tödliche Gefahr

Welches heillose Dilemma rückte Cicero in den Fokus?

Autokraten sind von Erfolgen so sehr berauscht, dass sie ihre Strategien dafür egozentrisch fortsetzen, in schlimmen Fällen um jeden Preis. !!! Je mehr Geschädigte und Feindschaften daraus resultieren, desto mehr Gewalt ist nötig, um Herrscher zu bleiben und zu überleben. Putin lässt Bürger bereits prügeln und verhaften, sobald sie nur kritische Aussagen machen. Die Gefahr um sein Leben droht aber - wie gleich skizziert - durch verprellte Oligarchen und durch das eigene Militär.  

Das Dilemma für uns dabei: etwas später…

Der Investigativ-Journalist John Sweeney schreibt in seinem Buch „Der K.i.l.l.e.r im Kreml“ über zahlreiche Morde, die auf Putins Konto gehen. Zitat: „Putin ist ein Serienmörder, er hatte keine Skrupel..." Jetzt aber verliere der Potentat zunehmend Rückhalt. Die Oligarchen hätten ihn lange mit Geldern und mit speziellen Unternehmungen erheblich protegiert, und später - wegen des von ihnen nicht gewollten Krieges - treffen sie (u. a.) finanziell schmerzhafte Verluste: nämlich durch massive Sanktionen seitens der EU und der USA. Folglich würden einige der Betroffenen die Liquidierung Putins planen. Erich Schmidt-Eenboom, ein Geheimdienstexperte Deutschlands, äußerte sich über die Psyche Putins. Schon während seiner Zeit beim FSB seien mindestens drei Attentate auf ihn verübt worden… Der Kremlchef wirke bei seinen pompösen Auftritten zwar selbstsicher, aber hinter verschlossenen Türen käme es zu cholerischen Anfällen. Tatsächlich laufen die Dinge schlecht: …„Putin hat sich vor dem Kriegsbeginn verschätzt….“ Ihm wurde offensichtlich falsch unterbreitet, dass die Ukraine binnen weniger Tage zu besiegen sei. Aber der Dauerkrieg und die Gegnerschaft des „Westens“ verkehren begehrte Erfolge in ruinöse Abstürze. Laut Catherine Belton, britische Investigativ-Journalistin und Russland-Expertin, habe Putin mit seinem Angriff selbst engste Vertraute überrascht und nun stehe der russischen Wirtschaft die schwerste Rezession seit 30 Jahren bevor. (…90 % der Fabriken benötigen Teile aus dem Westen…) Die Zahl seiner Feinde dürfte ziemlich groß geworden sein. Erich Schmidt-Eenboom konstatiert: „Putin ist ungemein vorsichtig … geworden.“ Zu seinem Schutz existiert ein riesiger Sicherheitsring, er wechselt permanent und streng geheim den Aufenthaltsort, zahlreiche Leibwächter der höchsten Stufe umgeben ihn, der FSB prüft alle verdächtige Informationen, ein Vorkoster testet sämtliche Speisen... - u.a.m. 

Das „Schwert des Damokles“ könnte kaum bedrohlicher über Putin hängen, wenn man auch bedenkt, dass zusätzlich Mordaufträge aus der Ukraine kursieren. Warum tritt die Zielperson nicht auf die Bremse? Eine Ursache liegt in der Berauschung an den vorherigen Erfolgen und Putin will mit aller Macht eine Steigerung des Gefühls, die Verwirklichung des Superreiches.

(John Sweeney "Der K.i.l.l.e.r im Kreml. Putins … Vision vom großrussischen Reich")

Das Verhängnisvolle:

Putin verzichtet in gänzlicher Weise auf ein sorgenfreies Leben. Der rauschhafte Traum vom höchsten Ziel rangiert viel höher. Die Menschen hier erkennen das und glauben was unsere Experten sagen: Wladimir Putin ist unberechenbar. Und deshalb hängt das Damoklesschwert nicht nur über den Gewaltherrscher, sondern auch über uns. Eine verheerende Atomrakete ist das neue Todesschwert. Deshalb schicken wir keine Soldaten in den Krieg und hadern mit dem Senden von „schweren Waffen“…

Welche Erklärung gibt es für das maßlose Streben? Sicherlich mehrere, allerdings entdeckte man die besondere Bedeutung einer körpereigenen Droge mit der Bezeichnung Dopamin, das sogenannte Glückshormon. Siehe hier bspw. das Buch: „Ein Hormon regiert die Welt: Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt“. In meinem Tatsachenroman beleuchten einige Episoden diese Problematik. Dopamin bewirkt, dass viele Menschen quasi nie zufrieden sind und immer mehr erreichen wollen. Katastrophal ist dieser Suchtfaktor nicht, wenn ein notorischer Spieler beim Roulett sein ganzes Geld wieder auf die 17 setzt und alles verliert: Er hat dann nur sich selber zerstört. Aber würde der Hasardeur im Kreml einen Atomschlag riskieren, um zu siegen? Dr. Carl Senior von der Aston University erklärte im Interview mit dem britischen "Express", dass Putins scheinbar vertrauliche Signale (gegen einen atomaren Angriff) nicht im Einklang mit der persönlichen Verwundbarkeit stehen. Der Experte meint: Putin ist bereit, Europa in den Abgrund zu stürzen. Es gibt eine Fraktion, die das auch befürchtet und eine zweite Gruppe, die einen solchen Verlauf für abwegig hält. Was die mögliche Eskalation leider befeuert ist Xi Jinpings kompromissloser Wille, Taiwan zu schlucken. Seine Worte: „…Wir behalten uns die Möglichkeit vor, alle (!!!) erforderlichen Mittel zu ergreifen.» Jenseits der Moral und Vernunft tobt der Wahnsinn. Joker

Sergej Pugatschow, einst "Bankier… des Kremls" und bei der Machtübergabe an Putin involviert, arbeitete jahrelang als enger Berater des russischen Präsidenten. Sein Ziel sei es - laut Pugatschow - vor allem gewesen, in der Amtszeit sehr reich zu werden. Putin konnte dann aber länger an der Macht bleiben als ursprünglich gedacht. Garri Kasparow, Schach-Weltmeister von 1985 bis 2000, erklärte das mit der erfolgreichen Bildung des Mafiastaates. Allerdings leide der Boss aller Bosse mittlerweile unter einem Kontrollverlust: 

„Nach 22 Jahren mit dieser Machtfülle und mit niemandem, der einen kritisiert, ist es schwer, bei klarem Verstand zu bleiben. Er sieht alles aus seiner Blase.“  

Kasparow hält Putin als die größte Bedrohung der Menschheit. „Im Unterschied zu Hitler hat Putin die Finger auf dem roten Knopf.“ In seinem Buch „Warum wir Putin stoppen müssen“ sagte Kasparow 2015 voraus, dass Putin die Ukraine wieder angreifen werde. „Da wurde ich angeschaut, als ob ich ein I.d.i.o.t wäre.“ 

Ja, es gibt wohl ein „3-Koffer-System“ anstelle des (sinnbildlich) „roten Knopfes“, wobei dann zwei oder drei Personen einen Atomschlag aktivieren müssten. Allerdings zählen der betreffende Generalstabschef Gerassimow und der Verteidigungsminister Schoigu als enge Vertraute, letzterer fungiert sogar als Freund beim Jagen und Fischen…

Was demnächst auch passieren mag, auf einem anderen Schlachtfeld wurde vor relativ kurzer Zeit bereits eine so verheerende Waffe gezündet, dass Kritiker sie mit einer Neutronenbombe verglichen. Eine Neutronenbombe eliminiert Lebewesen, lässt aber Gebäude, Straßen und Fabriken stehen. Die Neutronen strahlen mit Lichtgeschwindigkeit auf Zielgebiete ein, durchdringen fast alle Materialien und töten auf gespenstische Weise zahllose Menschen. Das 2006 mit der Superbombe verglichene Konstrukt hieß „ARM“, genauer gesagt „Adjustable-Rate Mortgages“. Hierbei ging es um teuflische Hypotheken für den Häuserkauf in den USA. Die Bürger bekamen niedrige Startzinsen und brachen später unter den explodierten Zinsen ein. Da Banken hiermit viele Millionen Ahnungslose (bewusst getäuscht) in den Ruin trieben, formulierte George McCarthy, Direktor der New Yorker Ford Foundation, das Verhängnis so:  

“The Adjustable Rate Mortgage (ARM) is like the neutron bomb. It's going to kill all the people but leave the house standing ...” (Details: mein Buch)

Die Selbstmordrate unter den höllisch Verarmten - oft Familienväter - stieg signifikant an. Eigentlich hätten auch reihenweise Banken kollabieren müssen, wenn Horrordarlehen für Immobilien nicht zurückgezahlt werden können. Doch Investmentbanken machten daraus Spekulationsgeschäfte, was zunächst irre Gewinne einbrachte, vor allem durch kriminelle Machenschaften. Die dabei entstandene Spekulationsblase schwoll dermaßen gigantisch an, dass sie Mitte September 2008 furios platzte und eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise auslöste. Viele Menschen verloren ihre Vermögen, ihre Arbeit und ihren Willen zum Leben…

Eine Anmerkung, wie die ARM-Neutronenbombe so gewaltige Auswirkungen haben konnte: Die Horrordarlehen, die im Grunde Schrottwert hatten, kauften Investmentbanken auf, die aus ihnen durch vormals nicht gestattete „Verbriefungen“ Anlagen für den Handel machten. Um diese Schrottpapiere im Handel mit Gewinn loszuwerden, wurden sie mit weiteren Papieren gebündelt - zu sog. MBS oder zu sog. CDOs (letztere bargen auch Autokredite, Unternehmenskredite etc.). Schmutzige Methoden halfen dabei, die CDOs falsch als gut oder super zu werten und somit lukrativ abzustoßen. In diesen Handelsgeschäften mischten auch Versicherungen, Großanleger, Pensionsfonds, Manager von Hedgefonds usw. mit. Je größer die Pakete wurden, desto mehr verdienten Broker, Manager und Banken… Dieser Markt mit faulen Papieren schwoll auf sagenhafte 1.300.000.000.000 Dollar an. Und obwohl ab Mitte 2006 lawinenartig Immobiliendarlehen kaputt gingen, fanden kaum Abwertungen der CDOs statt. Weltweit wollten alle Akteure im betrügerischen System reich werden, Millionen oder gar Milliarden verdienen, auch als jeder von ihnen bald wusste, dass ein Damoklesschwert über ihnen hing, dass ein Crash folgen würde, der weltweit die Banken und die Wirtschaft in den Abgrund stürzen würde. Am 15.9.2008 verursachte die Lehman-Insolvenz den „schwarzen Montag“… die Börsenwerte gingen weltweit auf Talfahrt… Geschockt tagte die gesamte Führungsriege der USA für eine Rettungsaktion im Weißen Haus. Wer sie danach herauskommen sah, hörte Politiker von „Armageddon“ sprechen, das klang nicht nach einer gefundenen Lösung, nur nach Verzweiflung. Am 28.9.2008 mussten Demokraten und Republikaner im US-Kongress über ein irres Rettungspaket entscheiden, denn „uns drohte eine Kernschmelze des Finanzsystems“… 29.9.2008: Eine Horrormeldung löste die befürchtete Kernschmelze in der New Yorker Wall Street aus. Der Dow Jones fiel um 778 Punkte, etwa 1.200 Milliarden bzw. 1,2 Billionen Dollar Börsenwert verbrutzelten. TV-Bilder zeigten hysterisch gestikulierende und wild durcheinander laufende Börsianer, vergleichbar mit einem panischen Hühnerhaufen. Einige fielen auch weinend zu Boden oder reckten ihre Hände nach oben, scheinbar um Hilfe aus dem Himmel zu erflehen… Die Folgen trafen nicht nur Millionen Menschen bis ins Mark. Nahezu alle Volkswirtschaften rund um den Globus stürzten 2009 in eine Rezession…

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr egozentrische Subjekte für ihre Triumphe quasi alles Mögliche aufs Spiel setzen, die Welt und sich selbst. Ein Wall Street-Slogan unter Brokern: Gier ist gut, Gier treibt uns an. Wladimir Putin riskiert längst eine nukleare Katastrophe durch den Vorstoß zum ukrainischen AKW in Saporischschja. Der Beschuss des Geländes schreckt massiv auf, denn ein daraus resultierender „Störfall“ könnte nicht nur dort lebende Menschen töten, sondern auch in Nachbarländern. Träfe dies (durch Russland verschuldet) Mitglieder der Nato, dann wäre das wie ein Angriff gegen Verbündete…

n-tv.de: Leck in Saporischschja würde NATO-Eingriff bedeuten.“ Putin riskiert also einen Flächenbrand, einen großen Krieg. Dabei dürfte es egal sein, dass er im Wahn ukrainische Soldaten beschuldigt. Außerdem droht sogar ein GAU, weil durch Militäraktionen Stromleitungen defekt werden, die zum Kühlen der Reaktoren nötig sind. Falls man die radioaktiven Brennstäbe im Inneren der Reaktoren nicht dauerhaft kühlen kann, droht eine Kernschmelze. Laut n-tv.de seien zwischen dem 7. und 9. August drei der vier Stromleitungen beschädigt worden. Das vermittelt die hochbrisante Lage. Wolfgang Raskob, Experte für Kerntechnik, zur Dimension einer Kernschmelze wegen ruinierter Stromleitung: „Das wäre am Ende wieder ein Unfall in der Größenordnung von Fukushima.“ Über uns hängt tatsächlich ein verdammtes Schwert...

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