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Küstenschutz auf Norderney

Neuer Westdeich nimmt Form an

Gute Fortschritte erzielt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) derzeit am Norderneyer Westdeich: Die zweijährigen Arbeiten am massiven Küstenschutzbauwerk, das den Westen der Insel vor starken Strömungen, Wellen und Sturmfluten schützt, liegen voll im Zeitplan. Dabei setzen die Planer des Landesbetriebs auch auf nachhaltiges Bauen: Ein großer Teil der rund 100 Jahre alten Vorgängerschutzwerke findet als wertvolles Baumaterial eine neue Verwendung.

Bei einem Besuch der Baustelle zeigt dabei bereits der Blick nach Norden, wie der derzeit im Umsetzung befindliche Deichabschnitt bei Beendigung der Arbeiten im September einmal aussehen soll: Das erste 400 Meter lange Teilstück des insgesamt 800 Meter langen Schutzbauwerks konnte bereits im vergangenen Jahr erfolgreich umgesetzt werden. Und auch in der laufenden zweiten Bauphase komme man gut voran, bestätigt der Leiter der Norder Betriebsstelle des NLWKN, Prof. Frank Thorenz: „Seit April konnten wir bereits ein Viertel der neuen Uferschutzkonstruktion herstellen. Auf der gesamten Länge des Vorhabens wurden zudem bereits 800 Meter Spundwand an der See- und Landseite der Konstruktion eingebracht. Sie dient vor allem dem Schutz gegen Unterspülung", so der Küstenschutzexperte am Rande einer Begehung der Baustelle mit dem Niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies und NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer in dieser Woche.

Eine Besonderheit der laufenden Baumaßnahme stieß bei den Besuchern aus Hannover und Norden auf besonderes Interesse: Das Rauhdeckwerk aus Natursteinen, das im Anschluss an die Promenade derzeit auf der Gesamtlänge des Westdeichs eingebaut wird. Die aus Norwegen stammenden Steine werden von Hand aufgerichtet, um den auftreffenden Wellen größeren Widerstand entgegenbringen zu können. „Unser Ziel ist es dabei, den Wellenauflauf am Deich während einer Sturmflut auch vor dem Hintergrund des Klimawandels möglichst zu reduzieren", erklärt Frank Thorenz.

Dass die aktuellen Krisensituationen Auswirkungen auf den weiteren Bauverlauf nehmen können, schließen die Küstenschützer des NLWKN aus: Der Landesbetrieb habe vorgesorgt und zum Beispiel die in der ersten Bauphase unbedingt erforderlichen Stahlspundwände sehr frühzeitig beschafft. Das Material ist bereits auf der Insel zwischengelagert und könne zeitnah und ohne Verzögerungen eingebaut werden. Andere wertvolle Baumaterialien liegen dagegen bereits seit über 100 Jahren an Ort und Stelle: Rund 10.000 Tonnen abgebrochener Beton aus der alten Uferbefestigung am Westdeich werden noch auf der Baustelle wiederverwendet. Sie dienen als Tragschicht für die neue zehn Meter breite Asphaltberme.Im Gespräch mit dem NLWKN-Team Dirk Endler und Ulrich de Vries vor Ort (v.l.): Olaf Lies, Frank Thorenz und Anne Rickmeyer bei der Besichtigung der Baustelle in dieser Woche (Foto: Lippe/NLWKN)Die Lage der Baumaßnahme auf der stark frequentierten Route vom Norderneyer Hafen in die Stadt sei mit besonderen Herausforderungen verbunden, unterstreicht Anne Rickmeyer: „Die touristische Umgebung macht eine gegenseitige Rücksichtnahme und besonders enge Abstimmung mit den Partnern bei der Stadt und dem Staatsbad Norderney erforderlich. Hier hat sich über die Jahre eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit etabliert. Zugleich hat der NLWKN durch zahlreiche Küstenschutzprojekte auf den Ostfriesischen Inseln auch eine ausgewiesene Kompetenz im Umgang mit derart anspruchsvollen Baustellen entwickelt", so die NLWKN-Direktorin.Die erste Hälfte des Küstenschutzprojekts konnte bereits 2021 fertiggestellt werden. Aus Rücksicht auf den Tourismus arbeitet sich die Baustelle derzeit vom Weststrand weg in Richtung Hafen vor (Foto: Lippe/NLWKN)Im Rahmen des Projektes werden in diesem Jahr 3,7 Millionen Euro in die langfristige Sicherung der Westseite Norderneys investiert. Der Westdeich ist Teil einer 10 Kilometer langen Deichlinie an der Wattseite der Insel. Insgesamt verbessern Land und Bund den Schutz der Ostfriesischen Inseln in 2022 mit Vorhaben im Umfang von mehr als 15 Millionen Euro. „Die Mittel sind gut investiert, denn jeder Euro für den Inselschutz verbessert auch das Schutzniveau auf dem Festland", betont Umweltminister Olaf Lies unter Verweis auf die Rolle der Inseln als wichtiges Schutzelement im Kontext des allgemeinen Küstenschutzsystems.

Die erste Hälfte des Küstenschutzprojekts konnte bereits 2021 fertiggestellt werden. Aus Rücksicht auf den Tourismus arbeitet sich die Baustelle derzeit vom Weststrand weg in Richtung Hafen vor (Foto: Lippe/NLWKN).

Titelbild: Die Schüttsteine unterhalb und oberhalb der Asphaltberme werden mit Spezialmörtel vergossen und so zusätzlich gegen die starke Beanspruchung durch Wellen gesichert (Foto: Lippe/NLWKN).


Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz