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Große Stammesversammlung in Afghanistan

Die Taliban halten eine große Stammesversammlung "Loja Dschirga" in Kabul ab.

Tausende Religionsgelehrte und Stammesälteste sind am Donnerstag in der afghanischen Hauptstadt Kabul zu einer traditionellen "Loja Dschirga" zusammengekommen. Im Vorfeld waren nur wenige Einzelheiten zur Stammesversammlung veröffentlicht worden, Medien sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Ebenfalls am Donnerstag sollten US-Vertreter mit führenden Taliban-Vertretern in Katar zusammentreffen. Dabei soll es um die Freigabe afghanischer Finanzreserven gehen, die Washington direkt der Bevölkerung zugute kommen lassen will und nicht den radikalislamischen Taliban.

Anfang der Woche hieß es aus Taliban-Kreisen, auf dem Treffen würden "die Meinungen der Gelehrten über die Leistung des Islamischen Emirats eingeholt". Demnach soll dabei auch Kritik an den Regierenden zulässig sein und kontroverse Themen wie die Frauenrechte sollen nicht ausgespart werden.

Frauen dürfen allerdings nicht an der Versammlung teilnehmen. Der stellvertretende Ministerpräsident Abdul Salam Hanafi sagte dem staatlichen Rundfunksender RTA am Mittwoch, dies sei nicht notwendig, da sie von ihren männlichen Angehörigen vertreten würden. "Die Frauen sind unsere Mütter und Schwestern... wir respektieren sie sehr", sagte er. "Wenn ihre Söhne an der Versammlung teilnehmen, bedeutet das, dass sie auch beteiligt sind."

Das Treffen erfolgt eine Woche nach einem verheerenden Erdbeben im Osten des Landes mit mehr als tausend Toten. Zehntausende Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf. Schon vor dem Beben kämpften die Taliban mit der Verwaltung eines Landes, das fast vollständig von ausländischen Finanzhilfen abhängig ist, die nach der Machtübernahme der Islamisten im August vergangenen Jahres weitgehend eingestellt wurden. 

In Afghanistan wird die Stammesversammlung "Loja Dschirga" (großer Rat) traditionell einberufen, um schwierige Entscheidungen zu treffen und Streitigkeiten beizulegen. Das Innenministerium forderte die mehr als 400 Bezirke des Landes auf, jeweils drei Vertreter zu entsenden - zwei religiöse Gelehrte und eine weitere "einflussreiche Person".

ck/bfi